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In der Krankenhausreform sollte es auch um mehr Transparenz für die Behandlungsqualität gehen.

© picture alliance/Zoonar/Channel Partners

Krankenhausreform ohne Qualität: Es ist ein Fehler, nur über Ausstattung und Finanzierung zu debattieren

Um die geplante Krankenhausreform wird erbittert gestritten. Doch die Therapiequalität spielt dabei eine erstaunlich unbedeutende Rolle. Dabei ist sie letztlich entscheidend.

Ein Kommentar von Ingo Bach

Erstaunlich, wie breit seit Wochen über Finanzierung und Ausstattung von Krankenhäusern debattiert wird, ohne wenigstens am Rand auch über Heilungsquoten oder Komplikationsraten zu sprechen. Dabei gäbe es jetzt allen Grund, Patienten die Möglichkeit einzuräumen, anhand von Daten die beste Klinik auszuwählen. Denn geht es letztlich bei der geplanten Krankenhausreform nicht um genau das – eine bessere Versorgung?

Die bisherigen Mittel dazu sind unzureichend. Seit knapp 20 Jahren müssen Krankenhäuser in Deutschland zwar Daten zur Behandlungsqualität erheben und zum Teil veröffentlichen: zum Beispiel zur Operationsdauer, zur Sterblichkeit oder zum Heilungserfolg. Außerdem müssen sie ihre Fallzahlen melden, die etwas über ihre Erfahrung aussagen. Diese Angaben finden sich dann in den gesetzlich vorgeschriebenen jährlichen Qualitätsberichten wieder. 

Die gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichte sind Datenfriedhöfe

Doch diese Berichte waren von Anfang an Datenfriedhöfe, 200 und mehr PDF-Seiten pro Klinik, gefüllt mit jeder Menge Angaben, die die eigentlich wichtigen Daten unter sich begraben. Immer weniger Portale nutzen diese Daten, um daraus die einst politisch gewollten übersichtlichen Krankenhausvergleiche zu machen. Die Daten sind zu kompliziert für Laien, eine Aufbereitung deshalb viel zu aufwendig und teuer.

Mut und kraftlos agiert der in dieser Frage zuständige Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), in dem Krankenkassen, Kliniken und Ärzte sich auch über die Form einer Qualitätstransparenz einigen müssen. Ebenso brav wie unbeachtet vermeldet der G-BA regelmäßig, dass er mal eben wieder die Klinik-Qualitätsberichte gesammelt in einer Referenzdatenbank veröffentlicht habe. Hunderte umfangreiche PDF-Dokumente, die niemanden recht interessieren.

Einst trieb die Klinikmanager Angst vor finanzielle Strafen für schlechte Qualität um

Und wer spricht derzeit noch von „Pay for Performance“, also das – finanzielle – Belohnen von Krankenhäusern, die eine gute Behandlungsqualität erreichen, und das Bestrafen von Häusern, die eine weniger gute Qualität abliefern? Einst trieb dieses Schlagwort Klinikmanagern Schweißtropfen auf die Stirn, jetzt scheint es kein Thema mehr zu sein.

Doch diese Unterbelichtung von Qualität und Transparenz in der aktuellen Debatte ist falsch. Weil es doch letztlich eigentlich nur um dieses Thema geht. Personalausstattung, Finanzierung, Wohnortnähe sind doch kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung dafür, dass Kranke gut versorgt werden. Wann sonst ist die beste Gelegenheit, über Qualität in der Behandlung zu sprechen, als während einer großen Reform?

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