Wilhelmshaven - Mit zwei zivilrechtlichen Klagen geht der ehemalige Wilhelmshavener Klinik-Manager Reinhold Keil vor dem Landgericht Oldenburg gegen seine fristlose Entlassung vor. Die erste Klage hatte das Ziel, dass vor Gericht die Unwirksamkeit seines Rauswurfs festgestellt werden sollte. In einem weiteren Verfahren fordert Keil nun, dass das Klinikum Wilhelmshaven verurteilt wird, ihm sein ausstehendes Gehalt zu zahlen. Dabei geht es zunächst um einen Betrag von 29 000 Euro.

Keil war Anfang Oktober von seinem Amt als Geschäftsführer des städtischen Krankenhauses entbunden worden. Später wurde der mit mehr als 400 ooo Euro Jahresgehalt dotierte Arbeitsvertrag fristlos aufgekündigt. Bereits unmittelbar nach diesen Vorgängen hatte Keil in einem Brief an die Mitglieder des Aufsichtsrats die mit einem Hausverbot verbundenen Maßnahmen als rechtlich nicht wirksam bezeichnet.

Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist hatte als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrats die Trennung von Keil mit „grundlegenden Differenzen“ über die Führung des Geschäftsbetriebs begründet. Keil selbst hatte zuvor seinen Arbeitsvertrag fristgerecht zum Ende des Jahres 2021 gekündigt.

Bei den Vorwürfen gegen Keil geht es nach Informationen unserer Zeitung unter anderem um ungenehmigte Beratungsaufträge im Zusammenhang mit dem geplanten Klinikneubau in Höhe von etwa 100 000 Euro sowie unklare Spesenabrechnungen sowie Intrigen gegen einzelne Klinik-Mitarbeiter. So soll er angeordnet haben, den zweiten Klinik-Geschäftsführer Oliver Leinert bei wichtigen Fragen der Krankenhausplanung auszugrenzen.

Inwieweit diese Vorwürfe gegen Keil zutreffend sind, wird vor dem Landgericht zu klären sein. Die zuständige Richterin hat inzwischen ein schriftliches Vorverfahren angeordnet. Ein möglicher Verhandlungstermin ist noch nicht in Sicht.


Parallel zu den zivilrechtlichen Auseinandersetzungen gibt es inzwischen auch ein durch eine anonyme Anzeige ausgelöstes staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren um verschiedene Vorgänge innerhalb des Klinikums. Im Zuge dieses Verfahrens haben die Ermittler umfangreiches Beweismaterial unter anderem in dem Privathaus Keils sichergestellt und auch zahlreiche zunächst gelöschte E-Mails wieder lesbar gemacht.

Die Ermittlungen könnten vielleicht auch Klarheit in eine Schmutz- und Spitzelaffäre bringen, in der ein Mitglied des Chefärztegremiums ein anderes Mitglied über eineinhalb Jahre ausspioniert haben soll. Dabei seien auch Kopien von vertraulichen Patientenakten als angebliches Belastungsmaterial gehortet worden.

Wegen dieser Angelegenheit weigert sich der Aufsichtsrat des Klinikums seit Monaten, einen Vorschlag der Klinikleitung für das Amt des Ärztlichen Direktors zu bestätigen.

Jürgen Westerhoff