Bericht: Weniger Patienten wegen Corona in Krankenhäusern als angenommen

Laut Zeit ist ein Teil der in den Statistiken als Corona-Patienten erfassten Menschen nicht wegen Corona in Behandlung. Sie wurden zufällig positiv getestet.

Eine Krankenschwester und ein Arzt kümmern sich um einen Patienten auf der Corona-Intensivstation.
Eine Krankenschwester und ein Arzt kümmern sich um einen Patienten auf der Corona-Intensivstation.AP/Armando Franca

Berlin-Die Zahl der Corona-Patienten in deutschen Krankenhäusern wird angeblich überschätzt. Nach einem Bericht der Wochenzeitun Die Zeit sind zwischen 20 und 30 Prozent der in der offiziellen Statistik aufgeführten Menschen nicht wegen Corona in stationärer Behandlung auf Station, sondern wurden zufällig positiv getestet. Auch bei der viel diskutierten Zahl von Patienten auf Intensivstationen gibt das Robert-Koch-Institut laut dem Zeit-Bericht zu hohe Werte an. Das habe der Deutsche Verband der Intensivmediziner (Divi) der Zeit bestätigt.

Grund für solche „Doppeldiagnosen“ sei das Meldesystem. Jeder neue Patient werde bei Aufnahme getestet.  Falls der Test positiv ausfällt, muss das dem RKI gemeldet werden und die Patienten müssen auf eine Isolierstation. Für die Krankenhäuser selbst macht die Doppeldiagnose daher keinen Unterschied. Eine positiv getestete Person muss in jedem Fall in ein Isolierzimmer verlegt werden, unabhängig davon ob sie wegen Corona oder etwas völlig anderem behandelt wird. Zudem müssen sich Pfleger und Ärzte bei ihrer Behandlung besonders schützen.

Politisch hingegen ist die Zahl der wegen Corona in Krankenhäusern behandelten Personen hingegen ein wichtiger Indikator. Er wird in Debatte um das Infektionsgeschehen, Lockdown-Maßnahmen sowie deren Lockerungen immer wieder ins Feld geführt.

Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen niedriger

Zu den zufällig positiv getesteten Patienten gehören unter anderem Schwangere oder Verunfallte, die bei Aufnahme getestet werden. Auch bei den Intensivpatienten geht der Bericht von einer zu hohen Zahl aus. Rund zehn Prozent der als Corona-Fälle gemeldeten Patienten auf den Intensivstationen würden wegen einer anderen Ursache behandelt. Das bestätigt auf Anfrage der Zeit der Deutsche Verband der Intensivmediziner (Divi). Zum Einfluss der Corona-Infektion auf Verlängerung des Krankenhausaufenthalts oder der Verschlimmerung des Zustands der Patienten wird nichts gesagt.

Die Wochenzeitung hat nach eigenen Angaben 20 Krankenhäuser in ganz Deutschland nach konkreten Zahlen gefragt. Viele wollten diese demnach nicht veröffentlicht sehen, bestätigten aber rund „20 bis 30 Prozent an Doppeldiagnosen mit Corona“. In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt insgesamt mehr als 1900 Krankenhäuser.

RKI: Das harte Kriterium ist ein positiver PCR-Test

Laut dem Bericht beobachtet auch die Barmer-Krankenkasse die Doppeldiagnosen. Man sehe „einen nennenswerten Anteil von Krankenhausfällen, die ursächlich aufgrund einer anderen Erkrankung als Corona behandelt wurden, und die dennoch in der Statistik unter ‚Corona-Patient‘ laufen“, zitiert die Wochenzeitung Uwe Repschläger, den Finanzleiter der Barmer. Er kann demnach für seine Aussage auf Daten von 20.000 stationär behandelte Corona-Patienten zurückgreifen.

Das RKI sagte der Zeit dazu: „Auf Grundlage der Schätzung einzelner Kliniken kann ein evidenzbasiertes Institut keine Bereinigung von Fällen vornehmen.“ Weiterhin teilte das RKI laut Zeit mit, das „harte Kriterium“ sei ein positiver PCR-Test.