Wilhelmshaven - Wichtige Vorgänge im Klinikum Wilhelmshaven sollten offenbar im Dunkeln bleiben. Dieser Verdacht entstand, nachdem Anfang Oktober E-Mails des kurz zuvor abberufenen Geschäftsführers Reinhold Keil plötzlich verschwunden waren. Erst im Rahmen eines inzwischen eingeleiteten Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Oldenburg konnten die gelöschten Mails wieder lesbar gemacht werden.

Wie nach einer Aufsichtsratssitzung des städtischen Krankenhauses am Freitag bekannt wurde, konnte offenbar bislang noch nicht eindeutig festgestellt werden, wer die Löschung der E-Mails konkret vorgenommen hat. Keil selbst konnte dazu bislang nicht befragt werden, weil er sich im Urlaub befindet.

Auch andere offene Fragen konnten am Freitag nicht entschieden werden. Beispielsweise sei auch der Verbleib einiger Akten noch ungeklärt.

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Wilhelmshaven

Außerdem ist Oberbürgermeister Carsten Feist als Vorsitzender des Aufsichtsrats noch immer nicht dem Beschluss des Gremiums nachgekommen, das Arbeitsverhältnis mit Keil vorzeitig zu beenden. Offenbar ist drei Wochen nach der Abberufung Keils als Geschäftsführer noch nicht geklärt, ob die Gründe für die Freistellung als Geschäftsführer auch für eine vorzeitige Beendigung des grundsätzlichen Arbeitsverhältnisses reichen.

Keil war am 2. Oktober vom Aufsichtsrat freigestellt und mit einem Hausverbot versehen worden. Damit sollte verhindert werden, dass er Mitarbeiter des Klinikums unter Druck setzen könnte.

Gleichzeitig wurde ihm im Rathaus ein Büro zur Verfügung gestellt. Sein mit mehr als 400 000 Euro dotiertes Jahresgehalt blieb von den Maßnahmen unberührt. Keil selbst hatte sein Arbeitsverhältnis zuvor fristgerecht zum 31.12.2021 gekündigt.

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Bei den am Freitag im Aufsichtsrat diskutierten Vorwürfen gegen Keil geht es unter anderem um Beratungsaufträge im Zusammenhang mit dem geplanten Krankenhaus-Neubau in Höhe von etwa 100 000 Euro sowie unklare Spesenabrechnungen und gezielte Intrigen gegen einzelne Klinikum-Mitarbeiter. So soll er angeordnet haben, den vom Rat berufenen zweiten Klinik-Geschäftsführer Oliver Leinert bei wichtigen Fragen der Krankenhausplanung auszugrenzen. Ob die Vorwürfe stimmen, muss noch geklärt werden.


Eine weitere Hängepartie, die den Aufsichtsrat des Klinikums beschäftigt, ist die seit Monaten nicht besetzte Position des ärztlichen Direktors im Klinikum. Nach dem Rücktritt des Vorgängers hatte sich der Aufsichtsrat geweigert, einen Vorschlag der Klinikleitung zu akzeptieren, weil es erhebliche rechtliche Bedenken gegen den vorgeschlagenen Arzt gab. Auch am Freitag wurde der Punkt von der Tagesordnung genommen. Es geht es darum, die Rolle des Betroffenen in einer Bespitzelungsaffäre gegen ein weiteres Mitglied des Chefarztgremiums zu klären. Eineinhalb Jahre lang sollen dazu Patientenakten missbraucht worden sein.

Jürgen Westerhoff