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Krankenhaus-Affäre in Wilhelmshaven Keil-Ehefrau Trarbach verlässt das Klinikum

Wilhelmshaven - Sie kam vor gut fünf Jahren im Gefolge des damaligen Krankenhaus-Geschäftsführers Reinhold Keil – und jetzt verlässt sie das Klinikum Wilhelmshaven wenige Monate nach dem fristlosen Rauswurf des Klinikchefs. Dr. Tanja Trarbach, stellvertretende ärztliche Direktorin des städtischen Krankenhauses, hat nach Informationen der NWZ einen Auflösungsvertrag im gegenseitigen Einvernehmen unterschrieben und wird das Haus spätestens Ende September verlassen.

Im Herbst 2015 hatte sie ihr damaliger Lebensgefährte und heutiger Ehemann Keil als geschäftsführende Direktorin des damals neu gegründeten Zentrums für Tumorbiologie und Integrative Medizin nach Wilhelmshaven geholt. Schlagzeilen hatte sie bereits Monate vorher gemacht, als die Absicht des damals neuen Klinikgeschäftsführers Keil im Februar in der NWZ unter der Überschrift „Tumorzentrum für die Freundin des Chefs“ veröffentlicht wurde.

Aus Protest gegen das Vorhaben war der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des städtischen Krankenhauses, Peter Debring (SPD), von seinem Amt zurückgetreten und hatte dem amtierenden Oberbürgermeister Andreas Wagner (CDU) vorgeworfen, an ihm vorbei gekungelt zu haben, um die Keil-Pläne durchzusetzen. Debring: „Das Krankenhaus hat nach der Übernahme des St. Willehad-Hospitals so viel andere und dringendere Probleme, dass die Planung eines Tumorzentrums absolut unangemessen ist.“ Außerdem gebe es keine seriöse Finanzplanung für das Vorhaben.

Nachdem die NWZ-Berichterstattung anfangs mit Empörung zurückgewiesen wurde, kam es dann doch im Oktober 2015 zu der Einstellung. Damals wurden wirtschaftliche Erfolgsaussichten herausgestellt, die sich dann im Laufe der Jahre immer mehr als Wunschdenken herausstellten.

So kam die Ärztin mit ihrem jetzt unterschriebenen Auflösungsvertrag einer möglichen Kündigung durch das Klinikum zuvor. Ein entsprechender Antrag auf Auflösung des Tumorzentrums mit einer entsprechenden Änderungskündigung für die Leiterin lag dem Aufsichtsrat bereits vor, wurde aber im Hinblick auf die neue Vertragslage zurückgenommen.


Ein Hauptkritikpunkt an dem Tumorzentrum waren die immensen Kosten, die in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen gestanden hätten, hieß es von den Befürwortern einer Auflösung des Zentrums. Außerdem hätten sich die Erlöse längst nicht so entwickelt wie zuvor versprochen. Eine in Aussicht gestellte Erlössteigerung innerhalb von fünf Jahren um etwa 20 Millionen Euro sei nicht annähernd erreicht worden.

Zu den Vorwürfen gehörte auch die Tatsache, dass das Zentrum immer noch nicht zertifiziert worden sei – und eine nennenswerte Forschungstätigkeit habe es ebenfalls nicht gegeben. Kritik gab es auch am angeblich ungeschickten Kooperationsverhalten. So sei die Arbeit des Tumorzentrums einer der Gründe gewesen, die dazu geführt hätten, dass das Klinikum nicht mehr Lehrkrankenhaus der Uni Göttingen sei.

Der Aufsichtsrat des Klinikums stimmte auf seiner Sitzung am Mittwoch dem Anfang der Woche abgeschlossenen Vertrag mit der Ärztin zu und billigte ihr die Möglichkeit zu, das Arbeitsverhältnis auf eigenen Wunsch auch vor September beenden zu dürfen. Trotz des Weggangs der Leiterin soll das Zentrum für Tumorbiologie und Integrative Medizin vorläufig nicht geschlossen, sondern in geänderter Form weitergeführt werden.

Jetzt beginnt die Geschäftsführer-Suche

 Fast fünf Monate nach der Abberufung des Wilhelmshavener Klinikums-Geschäftsführers Reinhold Keil soll jetzt die Suche nach einem Nachfolger beginnen.

 Der Aufsichtsrat des städtischen Krankenhauses beschloss am Mittwoch, eine Personalberatungsagentur zu beauftragen, Vorschläge für geeignete Kandidaten zu unterbreiten.

 Oberbürgermeister Carsten Feist war zuvor mit seinem Vorschlag gescheitert, die Geschäftsführung einer Hospital-Managementgesellschaft im Rahmen eines Arbeitnehmerüberlassungsvertrags zu übertragen.

 Die vorgeschlagene Firmahatte für sich mit dem Hinweis geworben, sie sei in einem Delmenhorster Krankenhaus sehr erfolgreich gewesen, indem sie etwa 100 Vollarbeitsplätze abgebaut habe.

 Noch kein Ende ist in dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Oldenburg abzusehen, in dem es um den Vorwurf von Abrechnungsbetrug im Klinikum Wilhelmshaven geht. Seit Monaten wird gegen mehrere Tatverdächtige ermittelt. In dem Zusammenhang war es auch zu Durchsuchungsaktionen beim ehemaligen Klinikchef Reinhold Keil gekommen.

Jürgen Westerhoff
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