Als Antwort auf die künftigen Herausforderungen im Gesundheitssystem soll die Lausitz Klinik Forst zu einem „ambulant-stationären Gesundheitszentrum“ umgebaut werden. Die RUNDSCHAU sprach mit Klinik-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt, was sich dahinter verbirgt.

Herr Schmidt, das Klinikum Forst ist 128 Jahre alt. Wie ist es aktuell aufgestellt?

Schmidt Für ein kleines Haus sind wir gut und breit aufgestellt und in der Lage, spezialisierte Leistungen anzubieten, beispielsweise in der Chirurgie. Zu unseren besonderen Stärken gehören Geriatrie und Geburtshilfe. Das Haus ist baulich gut in Schuss.

Größer ist nicht immer besser
Kommentar
Größer ist nicht immer besser
Forst

2014 hatten wir im Krankenhaus noch rund 30 Prozent ungenutzte Flächen, bald sind es noch fünf Prozent. Wir schreiben seit drei Jahren konstant eine kleine schwarze Null, bei etwa 25 Millionen Euro jährlichem Umsatz mit rund 330 Mitarbeitern und 211 Betten. Wir zählen 7000 vollstationäre Patienten, die ambulanten, mit allen Praxen am Standort, dazugerechnet, kommen wir auf rund 60 000 jährliche Patientenkontakte, mehr als das Dreifache der Forster Einwohnerzahl.

Beeindruckende Zahlen. Aber woher kommt dann der Druck, aus dem klassischen Krankenhaus ein ambulant-stationäres Gesundheitszentrum zu machen?

In diesem Prozess sind wir seit mehreren Jahren. Alle Krankenhäuser im ländlichen Raum sind grundsätzlich in Gefahr, vom Markt genommen zu werden. Viele Leistungen, die zurzeit noch stationär erbracht werden, sollen künftig nur noch ambulant erfolgen.
Auf Bundesebene arbeitet man derzeit an einem Katalog, was nicht mehr bezahlt werden soll. Im Ergebnis werden Leistungen sanktioniert und das Krankenhaus gezwungen, Patienten zu entlassen oder nicht mehr aufzunehmen.
So sind Knieendoskopien oder endoskopische Gallenblasenentfernungen jetzt stationär abrechenbar, möglicherweise künftig nicht mehr. Dadurch verlieren wir Erlöse, während im Gegenzug Sachkosten und Tarife steigen. Im Moment sind wir wirtschaftliche solide aufgestellt, haben aber erkennbare Risiken.

Wie reagiert das Klinikum auf die Risiken?

Schmidt Auf Grund der Grenzlage haben wir ein beschränktes Einzugsgebiet. Deshalb müssen wir mit unserem Angebot mehr in die Fläche und uns mit anderen Anbietern vernetzen. Wir wollen ein soziales Gesundheitsnetzwerk für unsere Region schaffen. Dafür kooperieren wir mit Partnern in Cottbus, Spremberg und anderswo und natürlich auch innerhalb unserer Gruppe, den Ernst-von Bergmann-Kliniken. Alles dient dem Ziel, das Krankenhaus als modernes Dienstleistungszentrum für Forst und Umgebung zu erhalten.

Welche konkreten Schritte werden dazu gegangen?

Schmidt Ich kann hier nicht alles nennen. Ein gutes Beispiel ist, dass Anfang Februar das Spremberger Krankenhaus bei uns eine Psychiatrische Tagesklinik eröffnet. Im Gegenzug betreiben wir in Spremberg eine Geriatrische Tagesklinik. Der Gedanke dabei ist: Jeder Partner liefert seine Kernleistung, während zum Beispiel Essen, Reinigung oder Diagnostik schon vor Ort sind. So entfallen Fahrten, man muss die Medikamente nicht 40 Kilometer weit liefern und vieles mehr. Oder der MRT-Truck, den wir gemeinsam mit anderen Kliniken betreiben. Damit können wir in Forst modernste Untersuchungen anbieten, ohne dass die Patienten weit fahren müssen. Weitere Beispiele sind die Kooperationen im MVZ mit dem Carl-Thiem-Klinikum bei Haut- und Kinderärzten.

Beschränkt sich das alles auf den rein medizinischen Bereich?

Schmidt Nein. Ein ganz großes Thema ist die Pflege. Wir betreiben in der Ernst von Bergmann Gruppe in Forst schon eine ambulante Pflegestation und werden im Frühjahr im Krankenhaus noch eine Tagespflege eröffnen.

Wir kooperieren mit dem Netzwerk gesunde Kinder und bieten am Standort Klinikum über Dritte Leistungen wie Hörgeräteakustik oder Podologie an. Letztlich geht es um die enge Verzahnung der Kernleistungen des Krankenhauses mit ergänzenden ambulanten Angeboten. Wir wollen uns im Bereich Demenzorientierung modellhaft entwickeln, sowie Serviceangebote rund um das Thema Gesundheit weiter ausbauen.

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