Wird ein Teil der Frühchenstation vom Klinikum Nord tatsächlich abgezogen – oder kommt es am Ende doch noch anders? Eine endgültige Antwort darauf will der Senat voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020 geben. So kündigt er es jedenfalls in einer Antwort auf einen Fragenkatalog der CDU-Fraktion der Bürgerschaft an. Die will es seit August von Rot-Grün-Rot ganz genau wissen: 20 Punkte umfasst ihre Kleine Anfrage an die Landesregierung zur Zukunft der Frühgeborenenmedizin im Norden der Stadt.
Für den Senat – auch das geht aus seiner Antwort hervor – hat sich die Situation seit 2016, als die Abzugspläne zum ersten Mal diskutiert wurden, zumindest in Teilen verändert. Die Landesregierung spricht von neuen Entwicklungen: von mehr Geburten im Stadtgebiet und immer weniger Geburtskliniken im niedersächsischen Umland. Und davon, dass sich daraus für das Nordbremer Krankenhaus eine neue Situation ergeben hat. Darum haben sich die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Versorgungslage von Frühchen noch einmal wissenschaftlich bewerten zu lassen.
In die Debatte über die Zukunft der Frühgeborenenstation haben sich inzwischen viele eingeschaltet: der Nordbremer Regionalausschuss wie der Wirtschafts- und Strukturrat, eine Protestinitiative wie verschiedene Fraktionen. Etwa die CDU mit ihrem Katalog an Fragen. In dem geht es vor allem um Zahlen – und damit um die Bedeutung der Nordbremer Frühchenmedizin und was Eltern gegebenenfalls droht, wenn nach der sogenannten Level-I- auch die Level-II-Versorgung abgezogen wird, also die Versorgung von Kindern, die bei der Geburt weniger als 1250 beziehungsweise 1500 Gramm wiegen.
Geburtenzahlen auf einem hohen Niveau
Nach der Statistik, die von der Union eingefordert wurde, sind die allgemeinen Geburtenzahlen auf einem hohen Niveau: Seit drei Jahren liegen sie im Norden über der 2000er-Marke. Weitestgehend konstant sind auch die Behandlungszahlen von Frühgeborenen: vor vier Jahren waren es beispielsweise 29, vor einem Jahr 31. Intensivmedizinische Maßnahmen bei Frühgeborenen wurden allerdings öfter ergriffen – allein im vergangenen Jahr fast 70 Mal. 2017 und 2016 lag die Zahl sogar bei knapp 90 intensivmedizinischen Eingriffen, etwa bei Sauerstoffmangel oder Atemstillstand bei einem der Kinder.
Worauf sich Nordbremer Risikoschwangere einstellen müssen, wenn die Level-II-Versorgung abgezogen werden sollte, ist aus Sicht des Senats eindeutig: Sie können dann nur noch in Ausnahmefällen am Klinikum Nord behandelt werden, heißt es in der Antwort an die CDU. In der Regel wird für die Mütter das Krankenhaus Mitte zuständig, wo die Level-1- und Level-II-Versorgung nach den bisherigen Plänen konzentriert werden soll. Weil gerade bei Frühgeborenen der enge und regelmäßige Kontakt zu den Eltern aus medizinischer Sicht wichtig ist, baut der Klinikverbund Gesundheit Nord dabei auf eine enge Zusammenarbeit der Krankenhäuser. Er stellt sich eine Art Shuttle-Service zwischen ihnen vor.