Emden (dpa/lni) - Die vorzeitige Impfung des Geschäftsführers eines Klinikverbundes in Ostfriesland soll von einem Gutachter untersucht werden. Der Auricher Kreistag und der Emder Stadtrat hatten sich bei Sondersitzungen am Dienstagabend mehrheitlich dafür ausgesprochen, wie Sprecher der Kommunalverwaltungen am Mittwoch mitteilten. Das Amt für regionale Landesentwicklung in Oldenburg soll nun einen Gutachter vorschlagen. Der Chef der Klinik-Trägergesellschaft Aurich-Emden-Norden bleibt aber vorerst im Amt. Denn bei der Frage, ob der Geschäftsführer vorübergehend freigestellt werden sollte, waren sich die beiden gleichberechtigten Kommunalparlamente uneinig.

Während der Auricher Kreistag mit großer Mehrheit für eine Freistellung stimmte, und damit einer Empfehlung des Auricher Landrats Olaf Meinen und des Emder Oberbürgermeisters Tim Kruithoff (beide parteilos) folgte, sprach sich der Emder Rat dagegen aus.

Der Geschäftsführer hatte sich im Januar gegen Covid-19 impfen lassen, obwohl Pflegekräfte und Ärzte der Klinik laut Impfverordnung eigentlich eher berechtigt gewesen wären. Der Klinik-Manager begründete dies unter anderem damit, dass am Impftag niemand anderes so schnell verfügbar war und der Stoff sonst hätte entsorgt werden müssen. Er hatte für sein Vorgehen um Entschuldigung gebeten.

In Niedersachsen und anderen Bundesländern waren zuletzt immer wieder Verstöße gegen die festgelegte Impfreihenfolge bekannt geworden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte an, Sanktionen gegen Menschen zu prüfen, die sich bei Impfungen gegen das neue Coronavirus unrechtmäßig vordrängeln.

Inzwischen wurde gegen den Geschäftsführer auch eine Anzeige wegen Vorteilsnahme erstattet, wie die Staatsanwaltschaft Aurich mitteilte. Der Vorgang werde zur Prüfung nun an die Staatsanwaltschaft Osnabrück zu der zuständigen Zentralstelle für Korruptionsstrafsachen weitergeleitet, sagte ein Sprecher. Zunächst hatte der NDR darüber berichtet.

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NDR-Bericht