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Die Kliniken Südostbayern AG mit ihrem Herzstück, dem Klinikum Traunstein (auf unserem Bild), blickt den Reformplänen der Bundesregierung nach Angaben von Unternehmenssprecher Ralf Reuter gelassen entgegen. (Foto: Pültz)

Kliniken Südostbayern blicken »gut aufgestellt« den Reformplänen der Bundesregierung entgegen

In Grenzen hält sich die Kritik der Kliniken Südostbayern AG (KSOB) an den Plänen der Bundesregierung in Berlin für eine Reform der Krankenhäuser: Wenn sie denn kommt, so der Tenor in der Führungsetage der KSOB, dann werde sie den Betrieb in den sechs Krankenhäusern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land nicht maßgeblich verändern. »Wir gehen davon aus, dass es aufgrund der Reformpläne des Bundes keine enormen Auswirkungen auf unsere Standorte geben wird«, sagte Ralf Reuter, der Unternehmenssprecher, auf Anfrage des Traunsteiner Tagblatts.


Helle Aufregung macht sich landauf, landab nach wie vor breit, nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon vor einiger Zeit mit seinen Reformplänen an die Öffentlichkeit gegangen ist. Sein Ansatz ist ein allumfassender: Neu aufstellen will er die Kliniklandschaft und deren Finanzierung. Auch und gerade viel Kritik aus Bayern muss der Bundesgesundheitsminister einstecken. Landkreispräsident Thomas Karmasin (CSU) etwa sagte, dass die Reform eine »Schneise der Verwüstung« schlagen werde. 40 Prozent der Geburtshilfestationen würden ihr zum Opfer fallen. Und der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Roland Engehausen, bezeichnete die Reform als »zerstörerisch«. Viele Kliniken würden keine vollumfängliche Versorgung mehr sicherstellen können.

Gelassenheit – zumindest nach außen – demonstriert hingegen die KSOB, die Krankenhäuser in Traunstein, Trostberg und Ruhpolding sowie in Bad Reichenhall, Freilassing und Berchtesgaden betreibt. »Die Kliniken Südostbayern können den Reformplänen gut aufgestellt entgegenblicken«, sagte Reuter. »Wir sind bereits gut vorbereitet – dank der Strukturreformen, welche die KSOB zusammen mit den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land bereits durchgeführt haben.«

Den Weg der Spezialisierung und den wohlüberlegten Einsatz von Ressourcen hat die KSOB laut dem Unternehmenssprecher bereits eingeschlagen: Typische Kliniken der Regel- und Schwerpunktversorgung wie Bad Reichenhall, Traunstein und Trostberg werden durch kleinere spezialisierte Fachkliniken ergänzt, das überregionale Schmerzzentrum in Ruhpolding beispielsweise oder die Orthopädische Rehabilitation in Berchtesgaden. Reuter betonte: »Die KSOB setzt also schon auf eine gestufte Krankenhausversorgung.« Und weiter: »Jeder Standort ist ein wichtiger Baustein für unsere Region in der medizinischen Versorgung und hat eine klar definierte Rolle. Wir gehen deshalb davon aus, dass es aufgrund der Reformpläne des Bundes keine enormen Auswirkungen auf unsere Standorte geben wird.«

Walch fordert ein Sofortprogramm

In welche Stufe welche Standorte eingeordnet werden, lasse sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht feststellen. Die Reformvorschläge der Kommission tragen laut Reuter noch viele Fragezeichen: »Hier fehlen Konkretisierungen bezüglich der Levelzuordnung.« Bund und Länder wollen nach Angaben des Unternehmenssprechers bis zur Sommerpause ein detailliertes Konzept vorlegen.

»Unabhängig von den Strukturdebatten muss es für die Kliniken bundesweit ein Sofortprogramm geben«, betont Landrat Siegfried Walch (CSU), der Aufsichtsratsvorsitzende der Kliniken Südostbayern AG. »Sie brauchen schnelle und unbürokratische Finanzmittel, um die Spätfolgen aus der Corona-Pandemie, die gestiegenen Energiekosten und die Inflation stemmen zu können.«

Kritik an den Reformplänen in Berlin kommt vor allem auch von der Regierung in München. Unter Berufung auf ein in seinem Auftrag erstelltes Gutachten führte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) aus, dass die Reformpläne die Notfallversorgung und die reguläre stationäre Versorgung an jedem achten Krankenhaus in Bayern gefährden würden. 53 der insgesamt rund 400 bayerischen Krankenhäuser würden herabgestuft.

Holetschek trifft keine Aussagen zu Regionen

Ob auch Standorte der Kliniken Südostbayern AG auf dieser Liste stehen, ließ er auf Anfrage offen. »Aussagen zu bestimmten Regionen oder gar einzelnen Krankenhäusern treffen wir bewusst nicht«, so der Gesundheitsminister. »Denn aus unsrer Sicht steht außer Frage, dass die Vorschläge der Kommission noch erhebliche Änderungen auch in wichtigen Punkten erfahren werden und es keineswegs eine Eins-zu-Eins-Umsetzung der Vorschläge geben darf und wird.«

Das Gutachten zeige in einer Gesamtbetrachtung »einen belastbaren Trend auf, welche Auswirkungen eine Eins-zu-eins-Umsetzung der Reformvorschläge der von der Bundesregierung eingesetzten Regierungskommission auf ganz Bayern hätte«. Ziel der baye-rischen Gesundheitspolitik sei es, im Interesse der Patienten auch künftig flächendeckend für eine qualitativ hochwertige Krankenhausversorgung sorgen zu können. Für die Frage, wie zur Verwirklichung dieses Ziels die Reformpläne geändert werden müssen, liefere das Gutachten wertvolle Analysen und Hinweise. »Dies ist umso wichtiger, als die Regierungskommission keine Einschätzung zu den konkreten praktischen Auswirkungen ihrer Vorschläge unterbreitet hat, was ich grob fahrlässig finde«, so Gesundheitsminister Holetschek.