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Kreisklinik Wolfratshausen: Landrat weist „bösartige Unterstellungen“ zurück

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Kreisklinik Wolfratshausen
Die Kreisklinik Wolfratshausen müsse sich „weiterentwickeln“, fordert Landrat Josef Niedermaier, in Personalunion Vorsitzender des Aufsichtsrats der Klinik. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Um die Zukunft der Kreisklinik Wolfratshauser wird weiter emotional gerungen. Landrat Niedermaier weist „bösartige Unterstellungen“ zurück.

Wolfratshausen/Icking – Ein Satz löst Streit aus: In der Dietramszeller Bürgerversammlung ging es wie berichtet unter anderem um die finanzielle Unterstützung und den Fortbestand der Kreisklinik Wolfratshausen. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) sagte in der Diskussion: Der Kreis gleiche momentan Verluste von vier bis fünf Millionen Euro jährlich aus, es drohe „die Insolvenz der Klinik“. Die Ickinger CSU widerspricht in einer Pressemitteilung. Auch Gehard Hasreiter äußert sich in einem Schreiben an unsere Zeitung dazu. Er betont, dies als ehemaliger CSU-Kreisrat zu tun, nicht als Vorsitzender des Vereins „Freunde der Kreisklinik“, der er ist.

Kreisklinik Wolfratshausen: Landrat weist „bösartige Unterstellungen“ zurück

Der Ortsverband und Hasreiter stellen unabhängig voneinander fest: Das Defizit der Kreisklinik betrage nicht vier bis fünf Millionen Euro, sondern zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Euro. „Damit steht unsere Kreisklinik im Vergleich mit weiteren Kliniken in der Region gut da“, betont der Ex-Kreisrat. Niedermaier habe bei seiner Rechnung das Defizit für das Kreispflegeheim in Lenggries – Hasreiter spricht von knapp 800 000 Euro – und die Ausgaben für die Geburtshilfe der Außenstelle Starnberg – zirka 1,5 Millionen – zum Minus der Kreisklinik addiert. Eine Rechnung, die so nicht aufgehe: „Der Landkreis erhält im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung der Geburtshilfe auch Zuschüsse des Freistaates in ähnlicher Höhe“, heißt es in der Pressemitteilung. Auch das Kreispflegeheim in Lenggries werde künftig nicht mehr von der Kreisklinik gGmbH betrieben, „sondern von einem karitativen Träger“.

CSU Icking: Insolvenz der Klinik gar nicht möglich

Hasreiter erklärt, dass diese Ausgaben nichts mit dem Ergebnis der Kreisklinik zu tun hätten. „Dem Herrn Landrat und den Kreisräten müsste diese Zuordnung bekannt sein. Oder will man das absichtlich nicht wissen und mit dieser falschen Darstellung die Bevölkerung täuschen?“, fragt der Geretsrieder Altbürgermeister.

Die Ickinger CSU stört sich darüber hinaus an dem Wort „Insolvenz“: „Die Aussage ist so nicht haltbar, da durch die Satzung der Landkreis als alleiniger Gesellschafter der gGmbH immer ein Defizit der Klinik tragen muss.“ Eine Insolvenz sei also gar nicht möglich. Dass eine schwierige wirtschaftliche Situation – auch aufgrund der massiv gestiegenen Energiekosten – herrscht, sei unstrittig, würde aber alle vergleichbaren Einrichtungen betreffen.

Um es noch mal deutlich zu sagen: Das Kreiskrankenhaus ist nicht von einer Insolvenz bedroht.

Landrat Josef Niedermaier

Der Landrat erwidert auf Nachfrage: „Natürlich ist die Aussage, der Kreisklinik Wolfratshausen drohe die Insolvenz, nicht haltbar und von mir auf der Dietramszeller Bürgerversammlung so auch nicht getroffen worden.“ Ein Teilnehmer habe nach einer etwaigen Insolvenz der Klinik gefragt – und habe wissen wollen, ob der Landkreis zu seinen finanziellen Verpflichtungen stehe.

Er, Niedermaier, habe daraufhin erläutert, dass der Landkreis auch in Zukunft seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen werde. „Insofern ist es mir nicht erklärlich, warum mir vorgeworfen wird, ich würde die Insolvenz der Kreisklinik herbeireden“, so der Landrat. „Hin und wieder gewinne ich den Eindruck, dass mir unterstellt wird, ich würde das Krankenhaus Wolfratshausen bewusst schlecht reden, ich würde die Klinik in ein schlechtes Licht rücken wollen, wohl um deren Schließung forcieren zu können.“ Solche „Unterstellungen“ seien „bösartig“ – er weise sie „ausdrücklich zurück“.

Landrat: Kreisklinik muss sich „weiterentwickeln“

Der Gesundheitsstandort Wolfratshausen mit seinem Krankenhaus lägen ihm und dem gesamten Kreistag am Herzen, so Niedermaier. Aber: „Einfach den Status quo zu halten, finde ich in Anbetracht gesellschaftlicher Wandlungen und auch des voranschreitenden medizinischen Fortschritts als wenig erfolgversprechend.“ Das bedeute „keineswegs“ die Schließung der Klinik. „Aber es bedeutet dessen Weiterentwicklung.“

Den Zuschussbedarf von vier bis fünf Millionen Euro erklärt Niedermaier mit den finanziellen Belastungen, die der Landkreis im Rahmen seiner Aufgabenträgerschaft für die stationäre Gesundheitsversorgung zu erbringen hat: „Ja, alleine der Krankenhausbetrieb in Wolfratshausen schlägt aktuell mit etwa 1,6 Millionen Euro zu Buche“, räumt er ein. Aber: „Das Kreispflegeheim Lenggries ist Bestandteil der Kreisklinik Wolfratshausen gGmbH, es ist kein selbstständiger Unternehmensbereich. Deshalb kann man die 745 000 Euro, die der Landkreis auszugleichen hat, nicht unter den Tisch fallen lassen.“

Landkreis gleicht Defizit der Geburtshilfe in Wolfratshausen aus

Auch die Kosten für die Geburtshilfe in Wolfratshausen müssten finanziert werden. „Der Kreistag hat sich ausdrücklich dazu bekannt, für einen gewissen Zeitraum Defizite, die hier erwirtschaftet werden, in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zu tragen.“ Die Gesamtausgaben zu beziffern sind laut Landrat, in Personalunion Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisklinik gGmbH, „nicht unlauter, sondern es entspricht den Grundsätzen von Wahrheit und Klarheit“.

Der Ickinger CSU-Ortsverband kritisiert die Aussagen des Landrats nicht zuletzt, weil sie „zu einer massiven Verunsicherung der Belegschaft der Kreisklinik“ führen würden. Niedermaier dagegen legt Wert auf die Feststellung: Den Mitarbeitern des Krankenhauses „gebührt alle Anerkennung und Wertschätzung. Insofern bedauere ich es ausdrücklich, sofern dort Irritationen entstanden sind. Diese sind definitiv nicht begründet.“

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