Ein Krankenhaus ist für viele Menschen wichtig. Es kann aber auch teuer sein. Dies wurde im Stockacher Gemeinderat deutlich, als Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, den Jahresbericht für 2018 vorlegte – übrigens zum ersten Mal in diesem Amt. Er musste dem Gremium einen Jahresfehlbetrag von 1,5 Millionen Euro vermitteln. Unter dem Strich der Bilanz steht dabei laut der Sitzungsvorlage ein Verlust von knapp 1,2 Millionen Euro. Etwa 370 000 Euro an Abschreibungen auf Investitionen werden laut Dauerbeschluss des Gemeinderats aus der Kapitalrücklage gedeckt, wie es dort heißt. Die Stadt füllt diese Rücklage regelmäßig auf.

„Das ist eine politisch gewollte Branchenkrise.“ Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, zu den ...
„Das ist eine politisch gewollte Branchenkrise.“ Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, zu den Rahmenbedingungen für Kliniken | Bild: Freißmann, Stephan

Wo liegen die Ursachen des Verlustes, der immerhin eine halbe Million Euro höher ausfällt als im Jahr 2017 (siehe Grafik)? Hanke führt auf Nachfrage mehrere Gründe ins Feld. Einer davon sei, dass Krankenhäuser aufgrund einer gesetzlichen Vorgabe ein Entlassmanagement für Patienten hätten einführen müssen. Durch Neueinstellungen dafür seien 200 000 Euro mehr Personalkosten angefallen. Außerdem habe das Krankenhaus 2018 medizinisches Personal auf Honorarbasis beschäftigen müssen, um Weggänge auszugleichen. Auch dafür seien 200 000 Euro angefallen. Auch die Schere zwischen der Vergütung der Leistungen durch die Krankenkassen und der Entwicklung der Löhne sei weiter aufgegangen.

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Die Fallpauschalen, die die Kassen für die Behandlung ihrer Patienten bezahlen, enthielten keinen Investitionsanteil, erklärt Hanke weiter. Das Ergebnis sei, dass ein Krankenhaus die Abschreibungen auf solche Investitionen nicht erwirtschaften könne. Durch Management sei dies auch nicht zu beeinflussen, im Gegensatz zum Bilanzverlust, der 2018 bei knapp 1,2 Millionen Euro lag. Die Unterstützung der Kommunalpolitik für das Krankenhaus ist indes ungebrochen: Der Gemeinderat genehmigte einstimmig, dass die Stadt den Verlust übernehme. Doch er wolle sich nicht darauf verlassen, dass die Stadt sich das dauerhaft leisten könne, sagt Hanke auf Nachfrage. Ändern könne sich die Situation aber nur, wenn das Land Investitionen voll finanziere.

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Vor dem Gemeinderat sparte Hanke nicht mit deutlichen Worten: „Das ist eine politisch gewollte Branchenkrise.“ Der gewünschte Effekt sei offenbar, die Krankenhausdichte in Ballungsräumen zu reduzieren. Doch stattdessen treffe es kleinere Häuser im ländlichen Raum. Auch die Behauptung, dass die Qualität bei kleinen Häusern nicht stimme, wies Hanke zurück und präsentierte Kennzahlen des Qualitätsmanagements.

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Für 2019 stellte Hanke Freundlicheres in Aussicht: Das Defizit solle um etwa ein Viertel sinken. Außerdem stehen im nächsten Jahr der Neubau des Bettentraktes und ein Chefarztwechsel in der Inneren Medizin an – Christa Knecht werde in Ruhestand gehen, die Nachfolgesuche laufe bereits, so Hanke. Und 2020 solle das Defizit um ein weiteres Viertel schrumpfen, sagte er auf Nachfrage von Wolfgang Reuther (CDU). Die Planstellen seien alle besetzt, lautete seine Antwort auf eine Frage von Claudia Weber-Bastong (SPD).

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Aus dem Gremium gab es viel Lob nach Hankes Vortrag. Reuther: „Wir wissen, was wir am Krankenhaus haben.“ Und auch Kritik, dass sich die Stadt das Haus weiter leiste, könne man nach dem Vortrag entkräften. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) bezeichnete die Ankündigung, das Defizit zu verringern, als besseren Trend als in anderen Häusern. Thomas Warndorf (SPD) sagte, das Krankenhaus bleibe ein Teil der Daseinsfürsorge, die eben Geld koste. Alice Engelhardt (Grüne) sagte, das Krankenhaus sei eine wichtige Infrastruktur für Stockach. Und Bürgermeister Rainer Stolz lobte den „hervorragenden Geist“ in der Belegschaft, der trotz des starken Wandels der Rahmenbedingungen herrsche. Er appellierte an den Kreis, das Krankenhaus zu unterstützen, wie es bei der Informationstechnologie geschehen sei. Denn die Patienten kommen überwiegend aus dem Kreis (siehe Kasten).