Im Kampf gegen das neue Coronavirus setzt China auf drastische Maßnahmen. Nachdem ihre Stadt weitestgehend abgeschottet wurde, kündigten die Verantwortlichen in Wuhan den Bau einer Spezialklinik mit Platz für 1.000 Betten an. Demnach soll das neue Krankenhaus auf einem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen und am 3. Februar fertiggestellt sein. Dieser Plan erinnert an eine ähnliche Klinik in Peking, die die chinesischen Behörden dort zur Zeit der Sars-Pandemie 2003 errichten ließen.

Zudem wurden immer mehr Städte abgeriegelt, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern: Neben Wuhan – dem Ausgangspunkt des Ausbruchs – sind dies inzwischen auch Ezhou, Huanggang, Qianjiang, Chibi, Xiantao, Zhijiang und Jingmen betroffen. Alle acht Städte liegen in der Provinz Hubei. Mehr als 30 Millionen Menschen stehen damit praktisch unter Quarantäne. Vor allem Wuhan gleicht seitdem vielerorts einer Geisterstadt. Der Flug- und Fährbetrieb wurde eingestellt, ebenso der Verkehr von U-Bahnen und Bussen.

Die chinesische Regierung will ein ähnliches Szenario wie bei der Sars-Pandemie von 2002 und 2003 verhindern. Damals hatte sich die ebenfalls durch ein Coronavirus verursachte Atemwegserkrankung von Südchina aus auf mehr als zwei Dutzend Länder ausgebreitet. Mehr als 800 Menschen starben. Im aktuellen Fall reagierten die Behörden jedoch deutlich schneller. Sie befürchten aber, dass sich das Virus in den kommenden Tagen noch schneller ausbreiten könnte, weil das chinesische Neujahrsfest bevorsteht, zu dem Millionen Chinesen kreuz und quer durch das Land reisen, ins Ausland fliegen oder Besuch von dort erhalten.

Angesichts der Lage wurden auch in anderen Teilen der Volksrepublik Vorkehrungen getroffen. In Peking etwa sind Großveranstaltungen auf unbestimmte Zeit gestrichen, darunter die traditionsreichen Tempeljahrmärkte, die als zentraler Teil der chinesischen Neujahrsfeiern gelten. Die Verbotene Stadt, das bekannte Palastmuseum in der Hauptstadt, gab bekannt, ab Samstag für unbestimmte Zeit ihre Pforten zu schließen. Auch Teile der Chinesischen Mauer wurden geschlossen.

Bislang 26 Tote und mehr als 900 Infizierte

Trotzdem stieg die Zahl der Toten in China auf mindestens 26. Erstmals seien zwei Sterbefälle außerhalb von Hubei zu beklagen, teilte die Gesundheitskommission zuletzt mit. Die zuständige Behörde in Hebei, einer an Peking grenzenden Provinz, meldete den Tod eines 80-Jährigen, der von einem zweimonatigen Aufenthalt in Wuhan zurückgekehrt sei. Die Provinz Heilongjiang im Nordosten bestätigte ebenfalls einen Todesfall, nannte aber zunächst keine Details. Bei fast 900 Menschen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen.

Das neuartige Coronavirus wurde Gesundheitsexperten zufolge zunächst von Wildtieren übertragen, die in Wuhan illegal auf einem Markt verkauft wurden. Erstmals trat es im Dezember auf. Mittlerweile gibt es Infektionen in den USA, in Japan, Südkorea, Thailand, Singapur und nun auch in Vietnam. In Australien und auf den Philippinen wurden ebenfalls Verdachtsfälle überprüft.

Das neue Coronavirus kann Husten, Fieber, Atembeschwerden, aber auch Lungenentzündungen auslösen. Für eine globale Notlage ist es allerdings noch zu früh, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO mitteilte. Laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus werde die Lage aber ernst genommen und der Ausbruch "in jeder Minute an jedem Tag" beobachtet.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat einen besonnenen Umgang mit der Krankheit angemahnt. "Wir nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber mit kühlem Kopf auch gleichzeitig", sagte der CDU-Politiker am Donnerstagabend in den ARD-Tagesthemen. Man stehe im täglichen Austausch mit Experten. "Ich finde eben auch wichtig, dass wir das insgesamt so einordnen, dass wir dann auch mit der nötigen Ruhe rangehen können."