Schrobenhausen
Kreiskrankenhaus steht nach erstem Halbjahr 2021 gut da

Kreistag hat Gesundheitscampus im Blick

29.07.2021 | Stand 23.09.2023, 20:03 Uhr
Das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen bräuchte wie alle Einrichtungen in diesem Bereich mehr Fachpersonal, um mehr Patienten versorgen zu können. −Foto: SZ-Archiv

Schrobenhausen - Das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen steht nach dem ersten Halbjahr 2021 soweit gut da, wie Geschäftsführer Holger Koch (kleines Foto) dem Kreistag am Donnerstagnachmittag in Schrobenhausen mitteilte. Er stellte in der Alten Schweißerei die aktuellen Zahlen vor und betonte, dass die Einrichtung im Bereich Liquidität heuer keine Probleme haben werde. Das geplante Ergebnis von 2,75 Millionen Euro Defizit zum Jahresende werde man aus seiner Sicht erreichen.

Natürlich gibt es in diesem, ebenfalls von der Pandemie stark geprägten Jahr, nach wie vor große Unsicherheiten, was die Belegsituation und auch die weiteren Ausgleichszahlungen angeht. Denn: Aktuell gibt es keine Ausgleichszahlungen mehr für Krankenhäuser, die ja im Zuge der Pandemie Betten freihalten müssen. Im Vergleich zum letzten normal - sprich ohne Corona - verlaufenen Jahr, stehe man mit dem Gesamthaus aktuell bei rund acht Prozent weniger beim Erlös.

Schmerzlich sei, so Koch, dass man zu wenig Fachpersonal habe - und zwar nicht nur am Kreiskrankenhaus. Das ziehe sich vielmehr durch alle Einrichtungen. "Man könnte mehr Patienten versorgen, wenn man mehr Personal hätte."

Aufgestockt wird die Akutgeriatrie - von 20 auf 30 Betten. Hier habe sich im Laufe dieses Jahres die Belegung sehr positiv entwickelt, unter anderem wegen der Kooperation mit der Uniklinik in Augsburg. Diese hat, wie Gesundheitsreferent und Chefarzt Shahram Tabrizi (FW) erläuterte, selbst nur 20 Plätze in ihrer eigenen Akutgeriatrie und damit massives Interesse an Kapazitäten in Schrobenhausen. "Die Zusammenarbeit ist elementar", so Tabrizi.

Deshalb soll diese auch ausgeweitet werden, wie Koch bestätigte. Gerade auch im Hinblick auf den angedachten Gesundheitscampus in Schrobenhausen, verbunden mit einem Neubau und einer entsprechenden Weiterentwicklung des Kreiskrankenhauses. Im medizinischen Konzept, das es dafür brauche, spiele Augsburg eine wichtige Rolle. Unterstützt wird diese Kooperation auch von politischer Seite: Landrat Peter von der Grün (FW) betonte, man wolle die Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit einer verbindlichen Vereinbarung untermauern und in einzelnen Bereichen wie der Akutgeriatrie verstärkt kooperieren. "Auf der operativen Ebene läuft das schon gut."

Wichtig sei, so Koch, dass der Landkreis hinter dem Gesundheitscampus stehe, denn die dafür notwendigen Gespräche mit dem Ministerium im Hinblick auf einen Neubau werden sicherlich nicht einfach. Die Stärke im medizinischen Konzept im Landkreis sei die Altersmedizin, die noch an Bedeutung gewinnen wird. Denn, wie Koch kurz erläuterte: "In den kommenden 40 Jahren wird der Anteil der Menschen über 65 Jahren stark zunehmen." Und damit auch die entsprechenden Krankheiten dieser Menschen. Bezieht man dann noch mit ein, dass die Hausärzte auf dem flachen Land immer mehr aussterben, brauche es "leistungsfähige Lösungen" für die großen Zukunftsprobleme. Eben solche will man mit dem Gesundheitscampus bieten. Und Koch lud jeden dazu ein, seine Ideen einzubringen. In einer der nächsten Kreistagssitzungen will er deshalb auch den aktuellen Stand des Konzepts für das Großprojekt genauer erläutern.

Applaus im Kreistag gab es für die "großartige Arbeit" am Alten- und Pflegeheim Steingriff, das ebenfalls zum Kreiskrankenhaus gehört. Dort habe es seit Beginn der Pandemie keinen einzigen positiven Corona-Fall gegeben, wie Koch sagte. Eine Leistung, die dem tollen Team zu verdanken sei.

Lobende Worte gab es vom Landrat außerdem für alle im Gesundheitsbereich Beschäftigten im Landkreis, sei es nun ambulant oder stationär: "Es ist eine großartige Leistung, die Sie in dieser Pandemie gezeigt haben."

"Unterirdische Auslastung" beim Geriatriezentrum

Schrobenhausen/Neuburg - Deutlich schwieriger als beim Schrobenhausener Kreiskrankenhaus ist die Situation gerade beim Geriatriezentrum Neuburg (GZN), die Geschäftsführer Holger Koch dem Kreistag ebenfalls vorstellte. Grund dafür sei eine schwergängige Anmeldesituation, eine "unterirdische Auslastung" und die "Ausgleichszahlungssituation unter aller Kanone". Dementsprechend sei auch nicht prognostizierbar, ob der Plan von 522000 Euro Defizit in 2021 zu halten ist.

Eines stellte Koch allerdings klar: Das habe nichts damit zu tun, dass das GZN nicht profitabel zu führen sei bei entsprechender Auslastung und Tagessätzen. "Perspektivisch sieht es gut aus", gab er dem Kreistag mit auf den Weg. Und man habe sogar in der Pandemiezeit die mobile geriatrische Reha an den Start gebracht, ein "konkretes zukunftsweisendes Konzept", so Koch.

Doch die Herausforderungen im ersten Halbjahr waren für die Einrichtung groß: Man hatte mit pandemiebedingt schlechten Anmeldezahlen zu kämpfen, mit Personalmangel, auch wegen Krankheit, mit dementsprechenden Stationsschließungen und freilich mit Ausgleichszahlungen, "die für die Verluste nicht ausreichend waren".

Als sehr positiv bewertete Koch die Kooperation mit Ingolstadt, hier ist am Klinikum eine der vier Stationen des Geriatriezentrums angesiedelt. "Das läuft hervorragend", freute sich der Geschäftsführer.

Sicher für dieses Jahr sei auch im Fall des GZN die Liquidität - "das Wichtigste ist, dass man durch das Jahr kommt", so der Geschäftsführer. Aktuell würden auch noch Pflegesatzverhandlungen laufen. Und man merke, dass die Kassen, die wegen Corona viel Geld für leere Betten gezahlt hätten, in einer angespannten Situation seien.

Landrat Peter von der Grün (FW) sicherte seitens der Kreispolitik noch einmal Unterstützung für alle Bereiche des Gesundheitswesens im Landkreis zu.

ais

Isabel Ammer