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Rechtsberatung

Neues Pflegelöhneverbesserungsgesetz verspricht Lohnerhöhungen für Pflegekräfte

Am 24.10.2019 hat der Bun­des­tag das Ge­setz für bes­sere Löhne in der Pflege ver­ab­schie­det (Pfle­gelöhne­ver­bes­se­rungs­ge­setz, BT-Drs. 19/14416 und BT-Drs. 19/13395, kurz Pfle­ge­Lohn­VerbG). Das Ge­setz wird zu ei­ner Erhöhung der Pfle­gelöhne führen. Of­fen bleibt je­doch, wie und wann die Erhöhung er­folgt.

Geplante Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Löhne

Es ist all­ge­mein be­kannt, dass voll fi­nan­zierte Stel­len für Pfle­gekräfte bun­des­weit zur Verfügung ste­hen, je­doch die Be­set­zung die­ser Stel­len mit qua­li­fi­zier­tem Pfle­ge­per­so­nal nur sehr schwer zu be­werk­stel­li­gen ist. Dies liegt nicht nur daran, dass die Ar­beits­be­din­gun­gen für Hilfs- wie auch Fachkräfte in der Kran­ken- und Al­ten­pflege un­at­trak­tiv sind, son­dern die Ar­beit in der Pfle­ge­bran­che zum Teil – ins­be­son­dere in der Al­ten­pflege – zu nied­rig vergütet wird. Seit ge­raumer Zeit möchte die Bun­des­re­gie­rung mit der „Kon­zen­trier­ten Ak­tion Pflege“ nicht nur das An­se­hen der Pfle­ge­be­rufe stei­gern und die Ar­beits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge­bran­che ver­bes­sern, son­dern mit dem nun er­las­se­nen Ge­setz auch die Pfle­gelöhne erhöhen. Das Pfle­ge­Lohn­VerbG sieht da­bei zwei Möglich­kei­ten vor: ent­we­der den Ab­schluss ei­nes flächen­de­cken­den Ta­rif­ver­trags oder die Fest­le­gung von höheren Pfle­ge­min­destlöhnen durch Rechts­ver­ord­nun­gen, die auf Emp­feh­lun­gen der zukünf­tig ständi­gen Pfle­ge­kom­mis­sion ba­sie­ren.

Erste Wahl: Flächendeckender Tarifvertrag

Bei der ers­ten Al­ter­na­tive sol­len die Ta­rif­part­ner einen Flächen­ta­rif­ver­trag für die ganze Bran­che ab­schließen, der durch das Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­rium auf Grund­lage des § 7a Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­set­zes für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt wird. Da­bei be­ab­sich­tigt der Ge­setz­ge­ber, dass Min­destlöhne wei­ter­hin dif­fe­ren­ziert nach Hilfs- und Fachkräften be­zahlt wer­den, je­doch Pfle­gekräfte in Ost- und West­deutsch­land zukünf­tig glei­che Löhne er­hal­ten. Um das Selbst­be­stim­mungs­recht der in der Pfle­ge­bra­chen stark ver­tre­te­nen Kir­chen zu wah­ren, sieht das neue Pfle­ge­Lohn­VerbG zu­dem vor, dass vor Ab­schluss des Ta­rif­ver­trags die kirch­li­chen Pfle­ge­lohn-Kom­mis­sio­nen an­gehört wer­den und dass vor der all­ge­mein­ver­bind­li­chen Er­stre­ckung des Ta­rif­ver­trags min­des­tens zwei Kom­mis­sio­nen repräsen­ta­ti­ver Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten zu­stim­men müssen. Wei­tere Vor­aus­set­zung ist, dass diese Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten zwei Drit­tel al­ler in der Pfle­ge­bran­che im Be­reich von Re­li­gi­ons­ge­sell­schaf­ten be­schäftig­ten Ar­beit­neh­mer be­schäfti­gen. Be­reits einen Tag nach Ver­ab­schie­dung des Pfle­ge­Lohn­VerbG, am 25.10.2019, ha­ben Verdi und der BVAP die Ta­rif­ver­hand­lun­gen für die Al­ten­pflege be­gon­nen. Diese Ta­rif­ver­hand­lun­gen müssen bis zum 1.5.2020 be­en­det und ein all­ge­mein­ver­bind­li­cher Ta­rif­ver­trag für die Pflege ab­ge­schlos­sen sein, denn der zur­zeit gel­tende all­ge­meine Pfle­ge­min­dest­lohn der 3. Pfle­ge­ar­beits­be­din­gungs­ver­ord­nung (Pfle­ge­ArbbV) gilt nur noch bis Ende April 2020.

Zweite Wahl: Anhebung der Mindestlöhne durch Verordnung

Sollte im Rah­men der Ta­rif­ver­hand­lun­gen keine Ei­ni­gung er­zielt wer­den, ist im Pfle­ge­Lohn­VerbG als zweite Va­ri­ante vor­ge­se­hen, dass die pa­ritätisch be­setzte Pfle­ge­kom­mis­sion dem Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­rium Vor­schläge für die Min­destlöhne der Hilfs- und Fachkräfte vor­legt und das Mi­nis­te­rium diese in der 4. Pfle­ge­ArbbV als all­ge­mein­ver­bind­lich fest­le­gen kann.

Bisherige Resonanz zum PflegeLohnVerbG

Die kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber ste­hen den vor­ge­se­he­nen Ta­rif­ab­schluss po­si­tiv ge­genüber und ge­hen da­von aus, dass sie mit ih­ren Gehältern über den zu ver­ein­ba­ren­den Ta­rif­ver­trag lie­gen wer­den. Kri­ti­sch hin­ge­gen ha­ben sich die pri­va­ten An­bie­ter geäußert, die im Ar­beit­ge­ber­ver­band Pflege und im Ar­beit­ge­ber­ver­band der pri­va­ten An­bie­ter so­zia­ler Dienste (bpa) or­ga­ni­siert sind. Sie se­hen sich ent­spre­chend ih­rer Be­schäfti­gungs­zah­len we­der in den Ta­rif­ver­hand­lun­gen noch bei der Be­set­zung der Pfle­ge­kom­mis­sion ent­spre­chend ver­tre­ten und ha­ben da­her ge­gen die Be­set­zung der Pfle­ge­kom­mis­sion Klage er­ho­ben. Wie die Klage der pri­va­ten An­bie­ter der so­zia­len Dienste ge­gen die Zu­sam­men­set­zung der Pfle­ge­kom­mis­sion aus­geht, bleibt ab­zu­war­ten.

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