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Kamenz: Doch kein Krankenhaus-Verkauf?

Klare Aussagen zur Zukunft der Klinik gibt es derzeit nicht. Dafür einen Interessenten aus Bautzen.

Von Reiner Hanke
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Das Kamenzer Krankenhaus steht seit dem Ende des Vorjahres zum Verkauf. Der hat bisher nicht stattgefunden. Die Mitarbeiter würden gern bei den Maltesern bleiben.
Das Kamenzer Krankenhaus steht seit dem Ende des Vorjahres zum Verkauf. Der hat bisher nicht stattgefunden. Die Mitarbeiter würden gern bei den Maltesern bleiben. © René Plaul

Kamenz. Die Corona-Situation im Kamenzer Malteser Krankenhaus St. Johannes ließ ein anderes Thema etwas in den Hintergrund treten. Das war Ende des Vorjahres wie eine Bombe eingeschlagen: Der Eigentümer kündigte an, das Krankenhaus zu verkaufen und mit der Kamenzer Einrichtung noch fünf weitere deutschlandweit. Insgesamt also sechs der acht Akut-Krankenhäuser der Malteser. Eigentümer ist die Malteser Deutschland gGmbh. Die verkündete jetzt die jüngsten Verkäufe. Kamenz ist nicht dabei gewesen, ebenso wenig wie St. Carolus in Görlitz.

Vor Monaten war auch noch von Interessenten für die Kamenzer Klinik die Rede. Bis Ende des ersten Quartals sollte alles in trockenen Tüchern sein. Das Quartal ist lange verstrichen. Corona kam. Die Malteser seien für die beste Lösung offen, heißt es inzwischen.

Malteser klagen über hohe Kosten

Das kann viel bedeuten. Als  Kamenzer Oberbürgermeister verfolge er die Entwicklung natürlich genau, erklärt Roland Dantz. So hätten die Malteser weiter in Kamenz investiert, zum Beispiel in die Medizinischen Versorgungszentren (Sächsische.de berichtete). Für den Rathauschef seien das gute Zeichen. Ende des vorigen Jahres gab das Wohlfahrtsunternehmen vor allem finanzielle Gründe für die Verkaufsabsichten an. "Die Dynamik auf der Kostenseite ist sehr groß, die auf der Seite der Einnahmen nicht", erklärte Sprecher Klaus Walraf. Kostensteigerungen würden nicht mehr abgedeckt. Das würde einen defizitären Betrieb bedeuten.

Möglicherweise habe sich die Situation bei den Maltesern inzwischen verändert, seit die Absichten zum Verkauf veröffentlicht wurden, schätzt OB Roland Dantz jetzt ein. Auch weil ein Teil der Kandidaten inzwischen verkauft wurde. Damit könnten sich die Schwierigkeiten geklärt haben. So ist die Hoffnung und Vorzugslösung eine Zukunft mit dem jetzigen Eigentümer: „Für Kamenz wäre das gut“, so Dantz. Es sei unstrittig, dass das Kamenzer Krankenhaus hervorragende Arbeit leiste: „Es ist gerade für die Versorgung der Menschen im ländlichen Raum unverzichtbar.“

Kamenz kommt allein gut zurecht

Im Krankenhaus selbst ist Geschäftsführer Sven Heise derzeit sehr vorsichtig mit Aussagen: „Viele Mitarbeiter wünschten sich, dass die Kamenzer Klinik in der Trägerschaft der Malteser erhalten bliebe“, schätzt der Geschäftsführer ein. Das wisse er sehr genau. Die Entscheidung liege aber beim Träger, beim Eigentümer. Gerade zur wirtschaftlichen Situation sagt der Chef: „Unser Krankenhaus in Kamenz ist gut aufgestellt und kommt als Klinik allein sehr gut zurecht. Trotz der unsicheren Lage sind die Mitarbeiter hoch motiviert und kämpfen für ihr Haus.“     

Ein Verbleib bei den Maltesern muss aber nicht die einzige Lösung für die Klinik sein. An der hatten schon im Vorjahr auf jeden Fall die kreislichen Oberlausitz-Kliniken in Bautzen (OLK) Interesse zur Übernahme angemeldet. Es habe auch Gespräche gegeben, so Geschäftsführer Reiner E. Rogowski. Dass jetzt mehr Zeit verstrichen ist, als anfänglich verkündet, sehe er eher positiv: „So bin ich ganz froh darüber, dass die Gremien der Malteser nicht in einem Schnellschuss entschieden haben und sich die Zeit nehmen zu prüfen.“ So sehe er natürlich auch noch „eine Chance für die gemeinsame Zukunft der Krankenhäuser. Die Gespräche sind ja noch am Laufen“.

Drei Standorte langfristig sichern

Für Reiner Rogowski könnten alle Seiten nur profitieren: „Das Krankenhaus St.Johannes ist ein gut geführtes Traditionshaus und versorgt viele Menschen.“ Die Stadt Kamenz wachse, und das Krankenhaus gehöre zur wichtigen Infrastruktur. „Die Covid 19 Pandemie lehrt uns, dass die Zusammenarbeit der Krankenhäuser und der anderen Institutionen des Gesundheitswesens ausschließlich von Vorteil sind“, sagt Rogowski.

Im Versorgungsgebiet der Kamenzer Malteser und der OLK würden etwa 200.000 Menschen leben. Der Bedarf an einer zukunftsorientierten Gesundheitsversorgung sei groß. Die Ressourcen, insbesondere beim Personal, würden aber immer geringer: „Das ruft förmlich zu einer Zusammenarbeit“, sagt der Bautzener Krankenhausgeschäftsführer. Die Nutzung von Wissen, Geräten und Gebäuden sei ebenfalls ein wichtiger Faktor.“ Bis hin zur Telemedizin.

Einen Kompetenzverlust müsste Kamenz nicht fürchten: „Im Gegenteil, durch die Stärkung der Krankenhäuser aus der Zusammenarbeit heraus könnten aus meiner Sicht die drei Standorte langfristig gesichert werden.“ Inklusive Bischofswerda.

Für den Kamenzer OB Dantz gibt es die Vorzugsvariante unter dem Dach der Malteser. Für die Option einer Fusion mit den Oberlausitz-Kliniken, also einer regionalen, einer kreislichen Lösung, wäre Dantz aber auch offen. Zumal es ohnehin schon Kooperationen gebe. Nur eines verbiete sich: Das der Standort in Kamenz in Zweifel gezogen wird.

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