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Zehn Millionen Euro Freihalteprämie kassiert Dessauer Klinikum erwirtschaftet Gewinn - Ärzte warnen aber vor Investitionsstau

Von Oliver Müller-Lorey 08.11.2021, 13:00
Krankenhausalltag
Krankenhausalltag Foto: DPA

Dessau/MZ - Das Städtische Klinikum Dessau hat seinen Umsatz im Corona-Jahr 2020 steigern und einen Gewinn erwirtschaften können. Das teilte das Krankenhaus nach der Sitzung des Klinik-Ausschusses am Donnerstagabend mit. Zuvor hatte ein Wirtschaftsprüfer die Bilanzen des Klinikums überprüft und ihm ebenfalls ein positives Jahresendergebnis attestiert.

157 Millionen Euro Umsatz

Demnach stieg der Umsatz um 7,5 Prozent auf mehr als 157 Millionen Euro an. Der Gewinn erhöhte sich von 850.000 auf 1,5 Millionen Euro und soll in die Rücklagen einfließen. Dafür sprach sich der Ausschuss einstimmig aus.

Überraschend ist der Gewinn, weil die Anzahl der durchgeführten Operationen sank. Krankenhäuser waren während der Pandemie angehalten, nicht lebensnotwendige Eingriffe aufzuschieben, damit mehr Kapazitäten für Corona-Patienten zur Verfügung stehen.

Die sogenannte Fallzahl sank daher um mehr als 3.600 Fälle auf gut 24.000. Für das Freihalten von Kapazitäten erhielt das Klinikum Ausgleichszahlungen von mehr als zehn Millionen Euro vom Bund. Besonders im Frühjahr 2020 sei der Rückgang der Eingriffe spürbar gewesen und noch immer nicht abgebaut, sagte Dr. Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor des Städtischen Klinikums. „Trotz großer Anstrengungen schieben wir noch immer einen Teil der elektiven Eingriffe vor uns her.“

Verwaltungsdirektor Dr. André Dyrna zeigte sich angesichts des positiven Jahresergebnisses selbstbewusst: „Gerade in Zeiten, in denen der negative Branchentrend durch die Pandemie verstärkt wurde, ist es uns erneut gelungen, ein positives Ergebnis zu erzielen. Darauf können wir mit Recht stolz sein, zumal wir unsere Mitarbeiter nach Tarif entlohnen.“

Die Personalkosten sind zugleich der größte Kostenfaktor im Klinikum. 60 Prozent der Ausgaben fließen in das Personal. Mit 1.330 Mitarbeitern ist das Städtische Klinikum Dessaus größter Arbeitgeber.

Zu wenig Geld für Geräte

Sorge bereitet dem Krankenhaus ein drohender Investitionsstau. Vom Land komme zu wenig Geld für Investitionen, daher müsse man selbst viele dieser Kosten schultern. Es fehle an Geld für neue Behandlungstechnik. „Das wird zunehmend auch zu einem strukturellen Problem“, heißt es von der Betriebsleitung.