„Schlechte Arbeitsbedingungen“ Verdi beklagt angespannte Personalsituation auf Intensivstationen

Düsseldorf · Die Personalsituation auf den Intensivstationen der NRW-Krankenhäuser ist nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi bereits kurz nach Beginn der vierten Corona-Welle maximal angespannt.

 Verdi beklagt die angespannte Personalsituation auf den Intensivstationen zu Beginn der vierten Welle (Symbolbild),

Verdi beklagt die angespannte Personalsituation auf den Intensivstationen zu Beginn der vierten Welle (Symbolbild),

Foto: dpa/Ole Spata

Es gebe an vielen Orten keine Reserven für eine weiter steigende Anzahl an Covid-Patienten und die gleichzeitige Versorgung aller anderen Intensivfälle, sagte Gewerkschaftssekretär Jan von Hagen der Deutschen Presse-Agentur. Dies könne nur durch noch mehr Schichten des vorhandenen Pflegepersonals kompensiert werden.

Der Verdi-Vertreter warnte zugleich vor einer noch höheren Belastung und Überstunden, die das Personal langfristig krank machten. Der leichte Personalzuwachs im Bereich der Pflege in den letzten Jahren reiche nicht aus, um zusätzliche Herausforderungen auszugleichen. „Insbesondere durch die schlechten Arbeitsbedingungen verlassen zu viele Pflegekräfte die Krankenhäuser - hier steuern Politik und Arbeitgeber aber nicht gegen“, verdeutlichte er seine Kritik.

Durch den vermehrten Einsatz von Pflegekräften anderer Stationen im Intensivbereich sinke der ohnehin zu geringe Personalschlüssel auf den anderen Stationen noch weiter und gefährde somit die Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie die Gesundheit des Personals. „Wenn sich die Zunahme der Covid-Patienten mit schwerem Verlauf so fortsetzt, werden perspektivisch wieder die Reduzierung verschiebbarer Operationen und ähnliche Maßnahmen notwendig sein, um das Personal zu schützen und die Versorgung sicherzustellen.“

Mehrere Krankenhäuser berichten von steigenden Patientenzahlen, die aber weit unter den bisherigen Höchstständen der Pandemie lägen. So machte die Universitätsklinik Essen auf wieder mehr Corona-Patienten aufmerksam. Der Vorstandsvorsitzende Prof. Jochen A. geht von weiter steigenden Zahlen aus - mit Folgen für den Klinikbetrieb: „Wenn die stationär zu behandelnden Covid-19 Erkrankten stärker zunehmen, ist eine Auswirkung auf die Versorgung von Patienten mit allen anderen Krankheitsbildern nicht mehr lange auszuschließen“, sagte er der dpa.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, widersprach dem Klinikchef: Auch in der vierten Welle würden die Kapazitätsgrenzen der Kliniken nicht erreicht. Wegen der Pandemie planbare Operationen zu verschieben, sei in der Vergangenheit eine vollkommen überzogene Entscheidung gewesen. „Das nenne ich organisierten Alarmismus“, sagte er am Montag. Es seien Milliarden für leere Betten ausgegeben worden. Das Problem einer zu geringen Personalausstattung habe es schon vor Beginn der Pandemie gegeben.

(bsch/dpa)
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