Oldenburg - Das Klinikum Oldenburg hat das fünfte Jahr in Folge mit einem Defizit abgeschlossen. Nach vorläufigen Zahlen erwirtschaftete die städtische Einrichtung ein Minus von acht Millionen. Das teilte Vorstandsvorsitzender Rainer Schoppik im Gespräch mit unserer Redaktion mit. Das Defizit ist zwar geringer als 2020 (-12,4 Mio) und 2019 (- 17,6 Mio). Aber unter der Annahme einer abklingenden Pandemie habe der Wirtschaftsplan für 2021 lediglich ein Minus von 6,2 Millionen Euro vorgesehen, „was so nicht eingetreten ist“, so Schoppik.
Ungeachtet der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung treibt das Klinikum Oldenburg den Neubau wesentlicher Bereiche weiter. Bis zum Jahr 2026 sollen unter anderem ein neues Perinatalzentrum neben der Kinderklinik und ein neues Herz- und Notfallzentrum entstehen. Für April sei ein Spatenstich geplant, sagte Vorstandschef Rainer Schoppik.
Das Großprojekt mit Kosten von etwa 300 Millionen Euro erhält einen kräftigen Zuschuss: 167 Millionen Euro hat das Land zugesagt. Der Eigenanteil des Klinikums beläuft sich auf über 100 Millionen Euro. Die Gespräche mit verschiedenen Banken über die Finanzierung laufen. Die Stadt übernimmt die Bürgschaft.
Neben den zentralen Neubauten sind der Ausbau des Klinikumgeländes zu einem Campus und mehrere Umbauten im Bestand geplant.
Hohe Abschreibungen
Im operativen Bereich sei zwar, nach Verlusten in den Vorjahren, 2021 eine „schwarze Null“ erreicht worden, berichtet Schoppik. Durch hohe Abschreibungen und Zinsen im Zusammenhang mit den Neubauprojekten der vergangenen Jahre sei das Gesamtergebnis jedoch negativ. Auch für das laufende Jahr erwartet der kaufmännische Vorstand im operativen Geschäft eine schwarze Null. „Das Ergebnis werden wir aber voraussichtlich nicht wesentlich verbessern können; man muss einfach den Realitäten der Corona-Wellen ins Auge schauen.“
Zurückgeworfen
Als wesentlichen Grund für die wirtschaftliche Entwicklung nennt Schoppik die Folgen der Pandemie. Es sei angesichts der Unsicherheit bei der Planung und pandemisch bedingt durch deutlich geringere Patientenzahlen nicht gelungen, die Leistungsfähigkeit des Hauses „auf die Straße zu bringen“. Der Vorstandschef erinnert zudem an die Kosten für die Universitätsmedizin, „die das Klinikum seit zehn Jahren mitträgt“. Über deren Erstattung wird derzeit mit dem Land verhandelt. Das Klinikum sei medizinisch ein Leuchtturm für den Nordwesten und leiste hervorragende Arbeit, sagte Schoppik. „Aber finanziell sind wir noch nicht aus dem Schneider.“ 2019 und im ersten Quartal 2020 habe das Klinikum sich wieder in Richtung des Leistungsniveaus von vor 2017 zurück gearbeitet. „Aber in den verschiedenen Wellen der Pandemie wurden wir wieder zurückgeworfen.“
Auslastung stagniert
Mit der Entwicklung verpasst das Klinikum die Ziele des Sanierungsgutachtens aus dem Jahr 2018. Nachdem das Haus 2017 erstmals in die roten Zahlen geraten war, hatte die Stadt eine Restrukturierung angestoßen. Als „Kernpunkte im Bereich der Erlössteigerung“ galt damals eine Bettenauslastung von „85 bis 88 Prozent“. Diesen Wert habe das Haus über viele Jahre erreicht, „teilweise lag die Auslastung sogar bei 88 Prozent“, erklärte die Stadt damals. 2017 sei der Wert auf 76 Prozent gesunken. Mit 77 (2020) und 76 Prozent (2021) stagnierte das Klinikum in den vergangenen Jahren. Für 2022 wird mit 78 Prozent eine leichte Verbesserung angestrebt. 2018 hatte die Stadt die Erwartung geäußert, dass „die momentane Finanzlücke (...) bis 2022 geschlossen werden“ könne.
51 Millionen Euro
Die Stadt hat dem Tochter-Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten in den vergangenen Jahren insgesamt 51 Millionen Euro bereitgestellt. „Dieser Kreditrahmen ist mittlerweile weitgehend ausgeschöpft“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende des Klinikums, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Das Geld war ursprünglich als Kredit geplant; wesentliche Teile fließen jedoch nun ins Eigenkapital des Klinikums: Im vergangenen Jahr seien 15 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt worden, sagte Krogmann. 2022 sollen weitere 15 Millionen folgen, für 2023 seien dann nochmal 9 Millionen Euro zur Eigenkapitalstärkung eingeplant.
Auch wenn die Ziele des Restrukturierungsgutachtens nicht in dem angestrebten Zeitrahmen erreicht worden seien, halte die Stadt daran fest, betonte Krogmann.