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Lauterbach verteidigt Krankenhausreform: „Die Welle der Schließung hat sowieso schon begonnen“

Samstag, 25. Februar 2023 – Autor:
Viele Krankenhäuser sehen sich durch die neuen Reformpläne der Bundesregierung in ihrer Existenz bedroht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stellt es ganz anders dar. Die Krankenhausreform gebe den bedrohten Häusern sogar eine Chance, sagt er.
Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach droht ohne Reform noch mehr Krankenhäusern das Aus

Nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach droht ohne Reform noch mehr Krankenhäusern das Aus – Foto: © BMG / Thomas Ecke

Die geplante Krankenhausreform erhitzt weiterhin die Gemüter. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt vor einem Kahlschlag, da jedes zweite Krankenhaus kaum mehr Leistungen anbieten dürfe. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der die Pläne zusammen mit einer 17-köpfigen Regierungskommission erarbeitet hat, verteidigt dagegen die Reform. Es gehe dabei nicht um Schließungen, sagt er am Donnerstag in einem Interview mit dem Handelsblatt. „Die Welle der Schließung hat sowieso schon begonnen“. Ohne Reform, so Lauterbach, stünden viele Häuser „schon schnell vor dem Aus.“ „Mit Reform haben sie dagegen eine Chance.“

Vorhaltepauschalen sollen kleineren Häusern das Überleben sichern

Die Reformpläne sehen vor, dass kleinere Kliniken keine komplizierteren Eingriffe mehr vornehmen dürfen. Im Gegenzug sollen sie für Personal und Ausstattung eine Vorhaltepauschale bekommen. Damit könnten sie auch ohne diese Eingriffe über die Runden kommen und sich „auf die leichten Routineeingriffe konzentrieren“, erklärte Lauterbach. Und das rette wahrscheinlich sogar das „Krankenhaus um die Ecke.“ Das habe bald zu wenig Personal, daher weniger Fälle, daher weniger Budget, daher noch weniger Personal, skizierte Lauterbach das Krankenhaussterben ohne Reform. „Deswegen müssen diese (kleineren) Häuser schrumpfen – auf das verzichten, was sie nicht gut genug können.“

Lauterbach nennt ein Negativ-Beispiel aus Berlin

Als Beispiel nannte er Berlin, wo es derzeit 20 Kliniken gibt, die Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs operieren, aber nur sieben davon sind zertifizierte Krebskrankenhäuser. „In zertifizierten Häusern haben Patienten aber eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine solche Operation zu überleben“, sagte Lauterbach. Darum müsse eine Reform dazu führen, dass nicht-spezialisierte Häuser diese Eingriffe nicht mehr anbieten dürften. „Wenn wir hier nicht eingreifen, verhindern wir eine bessere Qualität in der Versorgung.“

Auch mit der Flut an Hüft- und Kniegelenkoperationen und  Herzklappenersatz müsse dann Schluss sein, erklärte Lauterbach. Mit solchen lukrativen Eingriffen halten sich viele Krankenhäuser über Wasser. Nicht-notwendige Eingriffe hofft der Minister, künftig durch die Vorhaltepauschalen verhindern zu können.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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