3,5 Millionen Euro für Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach

Andreas Heinrich Foto: Joschka Link/Diakonie
© Joschka Link/Diakonie

In Interview unterstreicht Andreas Heinrich, Finanzvorstand der Stiftung Kreuznacher Diakonie: „Die digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation ist ein wichtiger Baustein.“

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BAD KREUZNACH. Erst vor wenigen Wochen durfte sich das Diakonie-Krankenhaus, wie andere Kliniken in der Region auch, über Millionen vom Land freuen. Wir sprachen darüber mit Andreas Heinrich, Finanzvorstand der Stiftung Kreuznacher Diakonie.

Andreas Heinrich Foto: Joschka Link/Diakonie
Noch schreibt die Diakonie rote Zahlen. Doch Finanzvorstand Andreas Heinrich will dennoch nicht auf Investitionen in die Zukunft verzichten. Ein wichtiger Baustein ist die Digitalstrategie. Archivfoto: Isabel Mittler

Herr Heinrich, das Land gibt 3,5 Millionen, doch reicht das, um die digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation umzusetzen?

Wir freuen uns sehr, dass wir zu den ersten Einrichtungen in unserem Bundesland gehören, für die bereits bewilligte Fördermittelbescheide zur Umsetzung von Maßnahmen aus dem Krankenhauszukunftsgesetz vorliegen. Die digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation ist ein wichtiger Baustein unserer Digitalisierungsstrategie und wir sind zuversichtlich, dass uns mit den bewilligten Fördergeldern eine erfolgreiche Umsetzung gelingt. Daneben gibt es weitere wichtige Projekte und Digitalisierungsmaßnahmen, die wir als Träger aus eigenen Mitteln finanzieren.

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Warum ist die Digitalisierung in diesem Bereich so wichtig?

Die Behandlungsdokumentation ist ein zentraler und wichtiger Baustein des Krankenhausaufenthaltes, der – leider auch durch zunehmende Bürokratisierung des deutschen Gesundheitswesen – viel Zeit und personelle Ressourcen benötigt. Zeit, die nicht für die Versorgung der Patienten zur Verfügung steht. Mithilfe von digitalen Prozessen, leistungsfähiger Technik und innovativen Lösungen wollen wir unsere Leistungsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität erhöhen und unser medizinisches und pflegerisches Personal bei ihrer täglichen Arbeit entlasten. In digitalisierten Prozessen sehen wir auch die Möglichkeiten, die Versorgungsqualität und damit die Sicherheit unserer Patienten zu erhöhen, wenn zum Beispiel alle am Behandlungsprozess beteiligten Mitarbeitenden zeitgleich und vollständig auf alle Daten und Maßnahmen bei der Pflege und Behandlung zugreifen können und diese ohne Zeitverzug mit Patienten oder Kollegen besprochen werden können.

Im vergangenen Jahr haben Sie angekündigt, dass in den kommenden Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag investiert werden soll. Für was genau?

Ein großer Teil der Investitionen der Stiftung Kreuznacher Diakonie wird direkt oder indirekt in die Digitalisierung fließen. Das Diakonie-Krankenhaus plant beispielsweise, alle Stationen und Funktionsbereiche mit mobilen Visitenwägen und Tablet-PCs auszustatten. Das bereits eingesetzte Spracherkennungssystem wird um die sprachbasierte Dokumentation erweitert. Weitere Investitionen sind für die neuen IT-Systeme und Lizenzen, ein leistungsstarkes WLAN, die nötige IT-Sicherheit und die Schulung der mehr als 1200 Mitarbeitenden an unseren Standorten vorgesehen. Daneben wird an den verschiedenen Standorten der Stiftung Kreuznacher Diakonie gebaut und modernisiert. In Bad Kreuznach beschäftigen wir uns mit Plänen für die Generalsanierung des Diakonie-Krankenhauses. In der Hunsrück-Klinik in Simmern wurden in den letzten Jahren die Funktionsbereiche saniert, nun folgen die Bettenstationen. Im Saarland wurde eine neue Schwerpunkteinrichtung für Senioren gebaut, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz eingeht. Die ersten Bewohner sind gerade eingezogen.

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Das Diakonie-Krankenhaus will Innovationsstandort im Sozial- und Gesundheitswesen mit Alleinstellungsmerkmal werden. Um was geht es dabei konkret?

In unseren beiden Geschäftsfeldern, Krankenhäuser und Soziales, arbeiten wir an Konzepten und Dienstleistungen, die neue Technologien und soziales Umfeld besser miteinander verbinden. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität in allen Lebensabschnitten zu erhöhen. Dazu gehört beispielsweise auch das Pilotprojekt „TeleHebamme“, bei dem Eltern, die keine Nachsorge-Hebamme gefunden haben, via Tablet oder Smartphone betreut werden. Des Weiteren testen wir telemedizinische Angebote in unseren Seniorenheimen und arbeiten an altersgerechten Assistenzsystemen. Für die Krankenhäuser ist die Implementierung von Patientenportalen geplant, welche nicht nur der Online-Terminvereinbarung dienen, sondern auch die Möglichkeit der digitalen Anamnese von zu Hause bieten.

Wo liegen die Prioritäten? Sanierungsstau auflösen oder Innovationen anstoßen?

Beides funktioniert gut miteinander. Einerseits müssen „Basics“ einheitlich implementiert werden und andererseits auch Entwicklungen nachgeholt, beispielsweise bei der technischen Infrastruktur oder der Harmonisierung von Geschäftsprozessen in unseren mehr als 100 Einrichtungen.

Die Diakonie schreibt rote Zahlen. Hat sich daran etwas geändert?

Die Stiftung Kreuznacher Diakonie ist ein Komplexträger, der in der wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur von der eigenen Leistungsfähigkeit, sondern auch von starken politischen Einflüssen im Finanzierungsbereich abhängig ist. Dies gilt insbesondere im Geschäftsfeld der Krankenhäuser. Die Finanzierungsänderung der Bettenfreihaltung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie der Krankenhäuser in 2021 durch die Bundespolitik wird bundesweit deutliche Verluste in den meisten Krankenhäusern erzeugt haben. In diesem Rahmen haben wir zwar unter den Pandemiebedingungen unser Leistungsangebot aufrechterhalten und in einigen Bereichen ausgebaut, die unzureichende Finanzierung der Krankenhäuser hat das Ergebnis unserer Stiftung Kreuznacher Diakonie allerdings definitiv belastet.

Deutsche Krankenhäuser sind im Investitionsbereich unterfinanziert. Ist da der Krankenhauszukunftsfonds für Digitalisierung nicht nur ein kleiner Lichtblick am Ende des Tunnels? Was wünschen Sie sich vom Land Rheinland-Pfalz?

Durch das Krankenhauszukunftsgesetz haben unsere Krankenhäuser die Möglichkeit erhalten, Fördermittel für verschiedene, genau definierte Digitalisierungsmaßnahmen zu beantragen. Diese Maßnahmen werden zu 70 Prozent aus Bundesmitteln gefördert. Wir begrüßen die zusätzliche finanzielle Unterstützung unserer Vorhaben durch das Land Rheinland-Pfalz. Dadurch eröffnet sich die für uns die Chance, unsere Krankenhausstandorte im Bereich der Digitalisierung zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Die Thematik der Investitionskostenunterfinanzierung und die erheblichen Defizite in der Finanzierung der operativen Bereiche der Krankenhäuser sind ein deutschlandweites Problem, dem sich die Politik auf Bundesebene umgehend widmen muss, um sinnvolle, wirtschaftliche Lösungen für die wohnortnahe Patientenversorgung auf hohem Niveau herbeizuführen.

Das Interview führte Helena Sender-Petry.