Weiden in der Oberpfalz
18.09.2022 - 11:46 Uhr
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Debatte um Labor-Privatisierung: SPD warnt vor Kurzsichtigkeit

Die Pläne zur Privatisierung der Labore der Kliniken AG sind auch bei einer Veranstaltung des Weidener SPD-Stadtverbands Thema. Ein langjähriger Aufsichtsrat in mehreren Kliniken lässt kein gutes Haar an den Entwicklungen in der Branche.

Die mögliche Privatisierung der Labore bei der Kliniken AG löst heftige Debatten aus. Bei einem Termin der Weidener SPD fallen dazu deutliche Worte.

Der SPD-Stadtverband Weiden hat am Dienstag mit Experten aus der Medizin-Branche über die Finanzierung von Krankenhäusern gesprochen. Ursprünglich war die Diskussion schon für den Juni vorgesehen gewesen, nun erhielt sie mit der angedachten Privatisierung der Labore der Kliniken AG eine neue Stoßrichtung. Das Klinikum sieht hier Möglichkeiten zu sparen, die Mitarbeiter wenden sich in öffentlichen Stellungnahmen gegen die Idee.

Bei der Veranstaltung der Weidener SPD sagte Stadtverbandsvorsitzende Sabine Zeidler, selbst gelernte Krankenschwester: "Auch die Ärzte im Klinikum müssen ein Interesse daran haben, dass ein Labor vor Ort ist, auf das sie unmittelbar und jederzeit Zugriff haben, weil dies für Diagnose und Behandlung von größter Bedeutung ist und nicht ausgelagert und kursichtigen Finanzierungsplänen geopfert werden kann." Gesundheitspolitik müsse vorrangig den Menschen dienen und nicht den Profitinteressen von Investoren. Die Finanzierung von Krankenhäusern gehöre in den Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge und müsse von Städten und Landkreisen abgesichert werden, machte Zeidler deutlich.

"Grundsätzliche Fehler"

Der Referent des Abends, Michael Wendl, saß mehr als 20 Jahre in Aufsichtsräten von Kliniken und setzte sich stets für die Stärkung der Arbeitnehmerseite ein. Er monierte "grundsätzliche Fehler bei der komplexen Berechnung der Fallpauschalen" in Krankenhäusern. Seit den 90er-Jahren habe es nahezu eine Verdoppelung der Zahl der Ärzte bei gleichzeitiger Reduzierung der Pflegekräfte gegeben.

Die Ursache liege, sagt Wendl, in der deutlichen Zunahme ambulanter Operationen bei Halbierung der Verweildauer der Patienten, womit auch objektiv weniger Personal für die Pflege benötigt werde. Zeitgleich hätten die Bundesländer die Krankenhäuser kaputt gespart, weil parallel zur Verdoppelung der Kosten eine Reduzierung der Förderung für Investitionen um 20 Prozent seit Anfang der 90er-Jahre belegt sei.

Konzentration auf niedrige Kosten?

Schließlich verglich Wendl Krankenhäuser in privater und in öffentlicher Hand. Die Konzentration auf niedrige Kosten und hohe Stückgewinne begünstige private Träger, weil sie keine hohen Vorhaltekosten für Notfallversorgung, Geburtshilfe und Kindermedizin schultern, aber die hohen Vergütungen für Kaiserschnitte, Knieoperationen oft häufiger als medizinisch unbedingt notwendig durchführten, weil dadurch Geld in die Kasse flösse.

Die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten in den Kliniken würden seit Jahrzehnten zu wenig Berücksichtigung finden. "Das Klima in einem Krankenhaus hat aber großen Anteil an der Gesundung der Patienten", ist sich Wendl sicher.

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Tirschenreuth09.09.2022
 
 

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