Kein Chirurg mehr in Rahden nach 16 Uhr: Mühlenkreiskliniken äußern sich

Lübbecke/Rahden. Wie hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Patienten in Rahden und in Lübbecke entwickelt? Das wollte die NW-Redaktion von den kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) wissen. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie sei die Zahl der Patientinnen und Patienten an deutschen Krankenhäusern signifikant zurückgegangen, teilte MKK-Sprecher Christian Busse mit. Bis heute sei eine deutlich geringere Nachfrage nach ärztlichen Behandlungen im stationären und ambulanten Bereich zu verzeichnen. &bdquo;Je nach Region und Fachrichtung beträgt der Rückgang zwischen 10 und 30 Prozent seit 2019“, merkte Busse an. Dieser Trend sei deutschlandweit zu beobachten. Ein weiterer Faktor ist der Fachkräftemangel sowie zusätzlich temporäre Personalengpässe aufgrund von Krankheitswellen und Quarantänen. Aus diesem Grund mussten an allen Standorten der Mühlenkreiskliniken im vergangenen Jahr Betten dauerhaft oder temporär gesperrt werden. Im Krankenhaus Rahden wurden laut Busse nach dem vorläufigen Jahresabschluss 2.514 Patientinnen und Patienten behandelt und damit 122 Fälle weniger als im Vorjahr. Das Krankenhaus Lübbecke verzeichnete einen leichten Anstieg von 211 Patientinnen und Patienten auf insgesamt 13.013. Neue Angebote sind nicht vom Tisch Im Februar 2020 waren von zahlreichen Chefärzten der MKK in Rahden neue ambulante Angebote vorgestellt worden, die am Krankenhaus Rahden entwickelt werden sollten. Dann kam Corona. Die Redaktion wollte wissen, ob die vor drei Jahren vorgestellten Angebote angesichts der laufenden Kontroverse um einen möglichen Neubau vom Tisch sind. MKK-Sprecher Busse dazu: &bdquo;Nein, es sind weiterhin ambulante Angebote am Krankenhaus Rahden in Vorbereitung.“ Jedoch seien die Bereiche der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland strikt getrennt. Um als Krankenhaus ambulante Angebote anbieten zu dürfen, bedarf es laut MKK-Sprecher vieler Absprachen und Genehmigungen der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Corona-Pandemie habe den Prozess verzögert. Aktuell seien vor dem Hintergrund der angekündigten Reformen der Krankenhausplanung auf Bundes- und Landesebene weitere Anpassungen und Gespräche notwendig. Busse: &bdquo;Es bleibt aber bei dem Ziel, vermehrt ambulante Angebote am Krankenhaus Rahden machen zu dürfen.“ Visite mit den Klinik-Direktoren Derzeit gibt es im Krankenhaus Rahden eine Station für innere Medizin und eine chirurgische Station. Ein Chirurg soll nach nw.de-Informationen aber ab 16 Uhr nicht mehr im Haus sein. Auch dazu äußerte sich der kreiseigene Klinik-Konzern. Das Krankenhaus Rahden sei ein Haus der Grundversorgung, merkte Christian Busse an. &bdquo;Wir haben mit der Spezialisierung auf qualitativ hochwertige medizinische Leistungen im Bereich der Inneren Medizin gute Erfahrungen gemacht. Das betrifft insbesondere kardiologische, gastroenterologische und geriatrische Leistungen.“ Regelmäßig seien die entsprechenden Klinikdirektoren aus dem Johannes-Wesling-Klinikum vor Ort und leiteten die Visiten und medizinischen Besprechungen. Versorgung im Notfall gesichert Nichtsdestotrotz sei auch die Chirurgie ein Teil des Krankenhauses Rahden, so der MKK-Sprecher. Aufgrund der immer knapper werdenden personellen Ressourcen seien Anwesenheitszeiten der Medizinerinnen und Mediziner mit einer chirurgischen Fachweiterbildung reduziert worden. &bdquo;Die chirurgische Versorgung am Krankenhaus Rahden ist dabei adäquat sichergestellt“, erklärte Busse. Die MKK widersprechen Sorgen, in Rahden könnte die chirurgische Abteilung auslaufen. Nach Aussagen des MKK-Sprechers sollen die Station für innere Medizin und für Chirurgie in Rahden weiter vorgehalten werden. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Personalsituation weitere Einschränkungen notwendig machten. Busse: &bdquo;Dabei ist das oberste Ziel, die Notfallversorgung am Krankenhaus Rahden sicherzustellen.“ Was die Bürgerinitiative fordert Die Bürgerinitiative zum Erhalt der Krankenhäuser Lübbecke und Rahden fordert von Landrat Ali Dogan mittlerweile bekanntlich eine Anweisung an die MKK, die medizinische Notfallversorgung auch im Nordkreis zu gewährleisten. In der Pflicht sieht der BI-Vorsitzende Klaus Peitzmeier hier auch die beiden Bürgermeister Kai Abruszat (Stemwede) und Bert Honsel (Rahden). Die Bürgerinitiative fordert von den Mühlenkreiskliniken die Bekanntgabe der kurz- und mittelfristigen Zielplanung für das Krankenhaus Rahden. Ebenso erwartet die Bürgerinitiative die Veröffentlichung des Feststellungsbescheides des Landes NRW bezüglich des Rahdener Krankenhauses. Dieser Bescheid gebe Auskunft darüber, welche Leistungen das Krankenhaus Rahden zu erbringen habe, teilte Peitzmeier mit. &bdquo;Es sieht so aus, als habe man durch die Beschäftigung mit unrealistischen Neubauprojekten die kurz- und mittelfristige Zielplanung für alle Objekte im Kreis Minden-Lübbecke völlig aus dem Auge verloren.“ Neubau-Planungen im Lübbecker Land Die Mühlenkreiskliniken möchten ein neues Klinikum im Lübbecker Land bauen. An dem wollen sie die jetzigen Krankenhäuser Lübbecke und Rahden zusammenführen. Der Kreiseigene Klinik-Konzern will sich so für die Zukunft aufstellen und den Anforderungen einer neuen Krankenhaus-Planung gerecht werden. Das Vorhaben ist allerdings umstritten, weil am favorisierten Standort in der Espelkamper Gabelhorst große Teile eines Waldes abgeholzt werden müssten. Umstritten ist das Projekt auch, weil es für den von den MKK genannten Sanierungsbedarf in Lübbecke keine aktuelle Berechnung gibt. Auch für die Neubauten liegen keine aktuellen Zahlen vor. Im Wahlkampf um das Landratsamt hatte CDU-Bewerber Jörg Michael Schrader die Frage von nw.de nicht beantwortet, warum eine Berechnung des Sanierungsbedarfs nicht schon erfolgte, sondern von ihm erst für die Zeit nach der Wahl angekündigt worden war. Zudem hatte Schrader gesagt, dass aktuelle Zahlen für einen Neubau zusammen mit den detaillierten Planungen in knapp zwei Jahren vorliegen würden. Ali Dogan, SPD-Kandidat und neuer Minden-Lübbecker Landrat, hatte zwei Neubauten angesichts der derzeitigen Förderhöhe durch das Land als nicht finanzierbar bezeichnet und erklärt, dass genaue Berechnungen zu Sanierungsbedarf und Neubauten erforderlich seien.

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