Nun ist es amtlich: Die Rotkreuzklinik Wertheim hat keine Zukunft - zumindest nicht in der bisherigen Form. Das bisherige allgemeine Krankenhaus in Baden-Württemberg soll zu einer Fachklinik umgewandelt werden. Die Maßnahme könnte unmittelbare Folgen für die Menschen in der Region Würzburg mit sich bringen. Infolge eines Insolvenzverfahrens hatte bis vor Kurzem gar die komplette Schließung der Klinik im Raum gestanden.

Die Stadt Wertheim zeigte daraufhin Interesse, die medizinische Einrichtung als neuer Träger zu übernehmen. Doch dazu sollte es nicht kommen, wie inzwischen feststeht. Im Rathaus reagiert man mit großem Groll auf die Ankündigung des Krankenhausbetreibers. "Ich bin enttäuscht und frustriert", hält Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez fest. "Das beschreibt meine Gefühle sehr genau."

Wertheimer Rotkreuzklinik geht an Investor - Oberbürgermeister berichtet von weinenden Mitarbeitern 

Seit mehreren Monaten habe die Stadt Wertheim am Erhalt der Grund- und Regelversorgung und an der Möglichkeit einer kommunalen Trägerschaft gearbeitet. "Das ist nun an der bisherigen Eigentümerin gescheitert", berichtet der OB. In der Mitarbeiterversammlung in der Rotkreuzklinik habe es "viele Fragen, leere Gesichter, Dankbarkeit, dass nun Klarheit besteht, aber auch Tränen" gegeben. "Das geht mir nahe", konstatiert Herrera Torrez. 

Laut Angaben des Oberbürgermeisters informierte der Insolvenzverwalter die Mitarbeiter über die Entscheidung, das Kaufangebot eines Investors anzunehmen. "Das bedeutet, dass aus der Rotkreuzklinik eine Fachklinik für Amputationsnachsorge und Schmerztherapie mit einer angeschlossenen Notfallversorgung wird." Noch am Freitag der vergangenen Woche hätten Stadtvertreter "nach vielen Anläufen endlich wieder mit der Rotkreuzschwesternschaft, der die Klinik gehört", zusammengesessen. "Wir als Stadt wollten unser seit Monaten vorliegendes Angebot verhandeln", berichtet Herrera Torrez. Doch daraus wird jetzt offensichtlich nichts mehr. 

Die Schwesternschaft München bestätigt gegenüber inFranken.de die Entscheidung zuungunsten der Stadt. "Der Generalhandlungsbevollmächtigte hat zum Schutz der Gesamtgläubigerschaft die Entscheidung für den privaten Träger (Dr. Josef Oswald) getroffen und die Übernahmegespräche mit der öffentlichen Hand abgeschlossen", teilt eine Sprecherin am Freitag (12. April 2024) unserer Redaktion auf Nachfrage mit. Die Modalitäten für die künftige Ausgestaltung der Rotkreuzklinik Wertheim als Fachklinik und integrierter Notanlaufstelle sollen demnach in der kommenden Zeit erörtert und vorbereitet werden. 

Klinikbetreiber erklärt Absage an Stadt - was wird aus den rund 280 Beschäftigten? 

Die Klinik beschäftigt nach Angaben der Schwesternschaft aktuell rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie es mit den Krankenhausbeschäftigten weitergeht, ist gegenwärtig anscheinend noch offen. "Die Details werden nun in der kommenden Zeit ausgearbeitet", kündigt die Sprecherin an. Doch warum konnte die Stadt Wertheim das Krankenhaus nicht als neuer Träger übernehmen?

Laut Eigenaussage wollte die Schwesternschaft seit Beginn des Verfahrens diesbezüglich verhandeln. Diese Bereitschaft bestehe bis heute. "Für weitere Verhandlungen mit der Stadt sind nicht alle Voraussetzungen für eine Entscheidungsgrundlage geschaffen worden", teilt der Klinikeigentümer inFranken.de mit. "Um das Krankenhaus durch einen neuen Träger betreiben zu lassen, ist eine Vielzahl an Details zu berücksichtigen", gibt die Schwesternschaft München zu bedenken.

Im vorliegenden Fall habe es an entscheidenden Stellen "an Detailtiefe" gefehlt, die für eine ausgereifte Entscheidung erforderlich sei. "Aus diesem Grund benötigt die Schwesternschaft noch mehr Zeit, um Bedingungen zu verhandeln, die eine Gesundheitsversorgung in der Region nachhaltig sicherstellen und umfassend geeignet sind, den Betrieb eines Krankenhauses zu führen."

Auswirkungen auf Unterfranken? Ärztin warnte im Fall von Schließung vor "massiver Überlastung"

Die Auswirkungen der Umwandlung in eine Amputations-Klinik könnte sich auch im benachbarten Unterfranken bemerkbar machen. Um die drohende Schließung der Rotkreuzklinik Wertheim zu verhindern, hatte die Medizinerin Ioana Siebe im Februar eine Online-Petition ins Leben gerufen. Die Oberärztin der Internistischen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Lohr warnte vor einer "massiven Überlastung der umgebenden Kliniken", insbesondere in Bayern.

Die Klinik betreue jedes Jahr etwa 6000 stationäre und 11.000 ambulante Patienten. "Diese müssten zukünftig von Kliniken im Umkreis versorgt werden - Würzburg, Lohr am Main, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim", heißt es in der Beschreibung der Petition. Inwieweit der Regierungsbezirk Unterfranken von der beschlossenen Klinik-Neuausrichtung betroffen ist, wird nun die Zukunft zeigen.

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