StartseiteRegionalOberschwabenRavensburgPaukenschlag: OSK und Sportklinik Ravensburg beenden Kooperation endgültig

Aus für Privat-OPs am Krankenhaus Wangen

Paukenschlag: OSK und Sportklinik Ravensburg beenden Kooperation endgültig

Ravensburg/Wangen / Lesedauer: 4 min

Nach der Waldsee-Schließung wurde die Kooperation gefeiert. Lange wurde nachverhandelt, jetzt ist die Entscheidung da. Und die hat konkrete Folgen für den OSK-Standort Wangen.
Veröffentlicht:28.03.2024, 07:00

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Am Ende lagen die Vorstellungen doch zu weit auseinander: Der Vertrag zwischen Sportklinik Ravensburg und Oberschwabenklinik (OSK) zur gemeinsamen orthopädischen Chirurgie am Krankenhaus Wangen wird nicht zu anderen Konditionen verlängert oder neu aufgesetzt. Das bestätigten beide Parteien, die bis zum Schluss über eine Fortführung der Zusammenarbeit verhandelt hatten.

Kündigung wird nicht zurückgenommen

Somit ist die von der OSK ausgesprochene Kündigung zum 31. März wirksam, ab kommender Woche operieren die Chirurgen vom Team um Martin Volz wieder ausschließlich in den eigenen Räumlichkeiten im Ravensburger Spital beziehungsweise bei anderen Kooperationspartnern außerhalb des Landkreises Ravensburg.

„Für die Sportklinik ist das sehr traurig und schade“, sagte der Berater des Unternehmens, Jochen Lang, gegenüber Schwäbische.de. „Wir bedauern, dass das Konzept, das alle am Anfang für so erfolgversprechend gehalten haben, nicht aufgegangen ist.“

Es ging ums Geld

Lang bestätigt zudem, dass die Zusammenarbeit wegen der Kostenverteilung beendet wird. Die OSK habe verlangt, dass die Vergütungsanteile der Sportklinik ungefähr um die Hälfte gekürzt werden sollten. „Es wurde eine Reduktion um 50 Prozent gefordert, das war für die Sportklinik nicht akzeptabel.“ Zudem sei die Gesprächsatmosphäre bei den Verhandlungen immer kühler geworden.

Die Staatsanwaltschaft Ravensburg hat von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgesehen.

Christine Weiss

Wie berichtet, hatte die OSK den Kooperationsvertrag im Herbst vergangenen Jahres mit der Ravensburger Sportklinik überraschend gekündigt. Die leitenden Ärzte der orthopädischen Spezialklinik, Geschäftsführer Martin Volz und Thomas Mattes, fühlten sich vor den Kopf gestoßen, war die Zusammenarbeit vor zwei Jahren am Standort Wangen doch noch von allen Seiten gefeiert worden. Als „katastrophal“ hatten die beiden Chirurgen in einem Gespräch mit Schwäbische.de die Kommunikation mit dem neuen Geschäftsführer Franz Huber und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Sievers beschrieben.

OSK fühlte sich übervorteilt

Wie aus OSK-Kreisen verlautete, hielt die neue Geschäftsführung den noch von den Vorgängern Oliver Adolph und Michael Schuler ausgehandelten Vertrag jedoch für nachteilig für den kommunalen Klinikverbund in Trägerschaft des Landkreises. Die Vergütung sei nicht ausgewogen, das größte Stück vom Kuchen gehe bei der Aufteilung an die Sportklinik, erhoffte Gewinne aus der eigentlich lukrativen Sparte Endoprothetik seien für die OSK ausgeblieben.

Zudem gab es dem Vernehmen nach rechtliche Bedenken bei der OSK-Geschäftsführung, was das Vertragswerk als solches angehe. Seit 2016 gilt in Deutschland ein scharfes „Gesetz zur Bekämpfung der Korruption im Gesundheitswesen“ (kurz: Antikorruptionsgesetz). Der neue Paragraf 299a des Strafgesetzbuchs dient nicht nur dazu, Bestechung von Ärzten durch Pharmakonzerne zu unterbinden. Auch Kooperationsverträge zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten stehen im Fokus.

Die Operateure der Sportklinik waren nicht als herkömmliche Belegärzte am Wangener Krankenhaus der OSK tätig, die für ihre Leistungen Honorare erhalten, sondern in Teilzeit dort angestellt. Zugleich aber hat die Sportklinik Anteile an den DRGs, also den Fallpauschalen, erhalten.

Vertragskonstrukt verstößt nicht gegen Gesetze

Zumindest dieses Vertragskonstrukt wäre aber kein Problem gewesen, wie die Ravensburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitteilt. „Die Staatsanwaltschaft Ravensburg hat von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgesehen, da die Vorermittlungen keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für das Vorliegen strafbarer Handlungen - weder im Hinblick auf eine Strafbarkeit wegen Bestechlichkeit im Gesundheitswesen noch im Hinblick auf Untreue - ergeben haben“, so Oberstaatsanwältin Christine Weiss, die zugleich Pressesprecherin der Behörde ist.

Und wie geht es nun weiter? Die Sportklinik ist nach Worten ihres Beraters Jochen Lang auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern außerhalb des Landkreises Ravensburg. Entlassungen seien nicht geplant. Privatpatienten sowie gesetzlich Versicherte aus der Region der meisten großen Krankenkassen mit Ausnahme der AOK könnten weiter in den eigenen Räumlichkeiten im Spital operiert werden. „Die Sportklinik ist guten Mutes, sich weiter dynamisch zu entwickeln.“

OSK will Tür nicht ganz zuschlagen

Auch die OSK bedauert nach eigenen Angaben das Ende der Kooperation. Die Vorstellungen hätten aber zu weit auseinandergelegen. Insbesondere seien keine für die OSK auskömmlichen wirtschaftlichen Bedingungen vereinbar gewesen. „Wir schlagen die Türe keinesfalls zu“, betont OSK-Geschäftsführer Franz Huber. Auch wenn die Ärzte der Sportklinik nicht mehr in Wangen operieren wollen, sei für die OSK eine Zusammenarbeit auf anderen Feldern unverändert denkbar. Etwa bei ärztlichen Weiterbildungen.

In Wangen soll das Gelenkzentrum nun mit eigenen Kräften ausgebaut werden. Sieben Spezialisten würden der OSK dort unter der Leitung von Chefarzt Günther Waßmer zur Verfügung stehen. Diese seien auf den Gelenkersatz an Hüfte und Knie spezialisiert, das Angebot gehe aber darüber hinaus und umfasse auch Hand- und Fußchirurgie.