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Kliniken komplett überlastet: Krankenkasse hat jetzt Entlastungs-Vorschlag

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Deutsche Kliniken sind oft überlastet: zu wenig Personal, zu viele Patienten. Doch da gibt es zumindest einen Lösungsansatz, sagt die Krankenkasse Barmer.

Berlin – In Deutschlands Kliniken ist es eng. Viele Krankenhäuser sind überlastet, zu viele Betten sind besetzt. Die Krankenkasse Barmer rechnet jetzt vor: 1,3 Millionen Klinkaufenthalte sind vermeidbar. Das Statistische Bundesamt zählt für 2022 rund 16,8 Millionen Krankenhausbehandlungen, weniger Patientinnen und Patienten würden die Krankenhäuser also tatsächlich spürbar entlasten. Dazu müsste eine bestimmte Patientengruppe allerdings woanders als im Krankenhaus behandelt werden.

Hausarzt und Pflegeheim statt Krankenhaus

Gemeint sind Pflegebedürftige, wie es im Pflegereport 2023 heißt, den die Barmer am Dienstag vorgestellt hat. Insgesamt jeder vierte Krankenhauspatient sei pflegebedürftig, heißt es darin. Demnach wurden zwischen 2017 und 2022 monatlich rund 280.000 pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patienten in einem Krankenhaus behandelt. Dabei handelte es sich laut Barmer häufig um Fälle, die unter besseren medizinischen Bedingungen von einem Hausarzt oder im Pflegeheim behandelt werden könnten.

Betroffen sind vor allem Menschen mit Herzschwäche mit monatlich rund 15.900 Krankenhausfällen und Diabetes mit etwa 4000 Fällen. „Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus“, erklärte Studienautor Heinz Rothgang von der Universität Bremen. „Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen.“

Krankenhaus
Krankenbetten stehen in einem Gang in einem Krankenhaus. Wie können Kliniken entlastet werden? Laut Barmer ist auch die Politik gefragt. © Lukas Barth/dpa/Symbolbild

So soll die Pflege gestärkt werden

Damit es besser wird, fordern die Experten einen Ausbau der Kurzzeitpflege. Denn Krankenhausaufenthalte verlängerten sich deutlich, wenn die Pflege danach erst organisiert werden müsse. Wer bereits pflegebedürftig ins Krankenhaus komme, müsse dort mit bis zu 2,7 Tagen mehr Liegezeit rechnen, erklärte Rothgang.

Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige würden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. „Das System funktioniert nicht“, sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. „Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen. Das können zum Beispiel wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein.“ Also kleinere Einrichtungen mit einem Fokus auf Vor-Ort-Pflege.

Solche sektorenübergreifenden Einrichtungen müssten Bund und Länder im Rahmen der aktuell diskutierten Krankenhausreform etablieren, hieß es von der Barmer. Zudem gelte es, den Pflegeberuf zu stärken. „Der Fachkräftemangel ist bekannt und nimmt auch in der Pflege zu.“ Wie sich die Lage verbessern soll? „Bessere Arbeitsbedingungen und Geld allein werden das Problem nicht lösen“, sagt Barmer-Chef Straub. „Der Pflegeberuf muss nachhaltig aufgewertet werden.“ Konkret könnten gut ausgebildete Pflegekräfte ärztliche Leistungen übernehmen und dadurch wiederum die Krankenhäuser entlasten.

Klar ist aber auch: „Wir haben das Problem der vermeidbaren Krankenhausaufenthalte in besonderem Maße bei Pflegebedürftigen, aber eben nicht nur hier“, sagte Rothgang. So klagen Kliniken immer wieder auch über Menschen, die in die Notfallambulanzen kommen, obwohl sie keine Notfallpatienten sind. Die Union brachte vor einigen Monaten daher bereits eine Notaufnahme-Gebühr ins Spiel. Wer ohne Rettungsdienst oder vorheriger ärztlicher Beratung durch den Notruf 112 oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 in die Notaufnahme komme, solle 20 Euro bezahlen.

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