Die schwierigen Pandemie-Jahre, der Fachkräftemangel, jetzt auch noch steigende Energiepreise, überhaupt die Inflation – und dem gegenüber wenig Möglichkeiten, die Betriebskosten zu senken und Einkünfte zu steigern: Sehr viele Krankenhäuser in Deutschland sind finanziell in eine Schieflage geraten. Und das Schwarzwald-Baar-Klinikum ist dabei keine Ausnahme.

„Das Klinikum ist in einer kritischen Phase“, räumt Landrat Sven Hinterseh, zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, mit Blick auf die Finanzen unumwunden ein. Schon 2021 betrug das Defizit 11,3 Millionen Euro (wovon der Landkreis fünf Millionen Euro übernahm).

„Das Klinikum ist in einer kritischen Phase“, räumt Landrat Sven Hinterseh ein.
„Das Klinikum ist in einer kritischen Phase“, räumt Landrat Sven Hinterseh ein. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für 2023 könnte einer ersten Prognose zufolge nun ein Minus von rund 13 Millionen Euro auflaufen – dafür hat der Landkreis einen Zuschuss von 6,85 Millionen Euro zugesagt, der auf Pump finanziert werden soll. Die Stadt Villingen-Schwenningen als weitere Gesellschafterin des Klinikum könnte sich an dem Zuschuss beteiligen. Den Rest will das Klinikum selbst durch Einsparungen abdecken.

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Wie lange könnten Kreis und VS das Löcherstopfen durchhalten? „Es wäre für beide Träger eine Herausforderung, sollte man sich regelmäßig darüber unterhalten müssen, ob das Krankenhaus einen Zuschuss braucht“, sagt Hinterseh. „Aber wir unternehmen alle Anstrengungen, dass das nicht so kommt.“

Für Optimismus gibt es durchaus Gründe. Denn die Misere rühre nicht von internen Problemen her, betont der Landrat. Im Gegenteil: Das Schwarzwald-Baar-Klinikum habe sich als Haus der Maximalversorgung zwischen den Uni-Kliniken Freiburg und Tübingen bewährt. Die insgesamt rund 3500 Mitarbeiter leisteten Hervorragendes.

Jahrelang habe das Haus mit seinen Standorten in Villingen-Schwenningen und Donaueschingen schwarze Zahlen geschrieben – und konnte so bislang auch einen beachtlichen Teil der Kosten für den Klinik-Neubau stemmen. „Wir haben bewiesen, dass das funktioniert“, betont Hinterseh.

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Nur: In Pandemie-Zeiten mussten beispielsweise viele Operationen verschoben werden, weil sich Ärzte und Pflegepersonal vorrangig um Corona-Patienten kümmern mussten – oder selbst infiziert waren. Damit fehlten aber auch die entsprechenden Einnahmen. „Gerade Corona hat zu vielen Verwerfungen geführt“, betont Hinterseh.

Nun sei ein Klinikum aber nicht mit einem klassischen Industriebetrieb zu vergleichen, um darauf zu reagieren. Wo ein normales Unternehmen mit Einsparungen oder einer Steigerung der Produktivität reagieren könne, seien diese Möglichkeiten für eine Einrichtung der Daseinsvorsorge deutlich eingeschränkt.

Notaufnahmen funktionieren nicht kostendeckend

„Eine Notaufnahme zum Beispiel ist nicht kostendeckend zu betreiben“, erklärt der Landrat nüchtern. Aber sie gehöre zu den Aufgaben eines Krankenhauses nun einmal dazu: „Man kann die Patienten ja jetzt nicht einfach wegschicken.“ Während sich zum Beispiel Privatkliniken auf lukrative Medizinsparten spezialisieren könnten, sei das einem Klinikum der Maxiamalversorgung nicht möglich.

Könnte die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Krankenhausreform die Probleme beheben? „Der Bund muss auf jeden Fall tätig werden“, betont Hinterseh. „Das System der stationären Versorgung ist bislang nicht auskömmlich finanziert.“

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Von Lauterbachs Vorstellungen seien aber nur die großen Überschriften bekannt – etwa die Idee, den Krankenhäusern das Vorhalten bestimmter Infrastrukturen und Leistungen generell zu finanzieren, unabhängig von der jeweiligen Auslastung. Wie das dann im Detail ausbuchstabiert werde, sei aber entscheidend.