Jahresabschluss
Klinikum macht vier Millionen weniger Miese als gedacht

29.05.2020 | Stand 03.08.2023, 16:49 Uhr
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Das Klinikum verzeichnet für 2019 ein negatives Gesamtergebnis von 5,6 Millionen Euro. Damit hat das städtische Krankenhaus um über vier Millionen Euro besser abgeschlossen als geplant. Ein guter Anfang für den neuen Geschäftsführer.

Landshut. Auch im Vergleich zum Vorjahresergebnis (2018: -7,05 Millionen) konnte eine Verbesserung erzielt werden. Zu den positiven Entwicklungen gehört eine höhere Fallschwere und eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit. Nachdem bereits der Aufsichtsrat des Klinikums den Jahresabschluss verabschiedet hatte, war er am Freitag auch Thema im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“, so fasst es Dr. Philipp Ostwald, Geschäftsführer des Klinikums, zusammen. Ursprünglich hatte der Wirtschaftsplan sogar ein Defizit von 9,9 Millionen Euro vorgesehen. Da die Steigerungen der Krankenhausvergütungen die tatsächlichen Kostensteigerungen zum Beispiel durch Tariferhöhungen nicht voll ausgleichen, ist die Verbesserung faktisch noch deutlich höher. „Für uns ist das ein großer Erfolg“, so Dr. Ostwald weiter. „Denn wir sind dabei unserem medizinischen Anspruch – Spitzenmedizin nah am Menschen – absolut treu geblieben.“

Zu verdanken wäre das vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagtäglich großartige Arbeit leisten, so Oberbürgermeister Alexander Putz, der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates am Klinikum ist.

Exakt 61.097 Patienten sind 2019 im Klinikum behandelt worden. Die Zentrale Notaufnahme des Klinikums haben 40.957 Menschen aufgesucht, das waren durchschnittlich über 100 Personen pro Tag, acht davon wurden im Schnitt stationär aufgenommen. 2018 kamen insgesamt 33.516 Menschen in die Notaufnahme, also 7.000 weniger als 2019. Auch der Case Mix Index, der die Fallschwere bei den stationären Patienten beschreibt ist gestiegen: Der Case Mix Index lag 2019 bei 1,095 (2018: 1,078). Insgesamt ist die Leistungsfähigkeit des Klinikums gestiegen. „Als Schwerpunktversorger behandeln wir immer komplexere Fälle und kränkere Patienten“, betont Ostwald. Zur Welt gekommen sind im Klinikum außerdem 771 Kinder, 26 Auszubildende haben ihr Examen zum Gesundheits- und Krankenpfleger abgelegt.

Den positiven Entwicklungen gegenüber steht der hohe finanzielle Druck auf die Krankenhäuser, der weiter zunimmt. „Nach wie vor werden beispielsweise die gestiegenen Personalkosten nicht ausreichend gegenfinanziert“, so Ostwald. Zwei Drittel der Kosten am Klinikum seien Personalkosten. Für 2019 schätzt die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG), dass mehr als die Hälfte der bayerischen Krankenhäuser Defizite verzeichnen. „Wir stehen auch in den nächsten Jahren vor unzähligen Anforderungen, die mit einer Flut an Bürokratie verbunden sind.“ Im Jahr 2019 wurden außerdem die Pflegepersonaluntergrenzen eingeführt für die Unfallchirurgie und Intensivmedizin, seit 2020 gehören auch die Kardiologie und die Neurologie mit Stroke Unit dazu. „Dies führt unweigerlich zu einer Reduktion der Krankenhauskapazitäten auf Kosten der Patientenversorgung. Wir hoffen, dass die Corona-Krise zu einem Umdenken führt, und bei der Bundespolitik wieder die Patientenversorgung in Focus rückt“, so Ostwald. Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist leer gefegt. Die Pflegepersonaluntergrenzen verstärken dieses Problem zusätzlich.

Das Jahr 2019 war bereits stark durch das Großprojekt des Klinikums geprägt: den Neubau der Bettenhäuser. Die Alte Wäscherei, wo zukünftig die Klinikums-Küche Platz finden wird, wurde umgebaut. Diese vorgelagerte Baumaßnahme ist notwendig, da das Wirtschaftsgebäude, in dem sich derzeit die Küche befindet, im Baufeld des ersten Bauabschnitts liegt und im Zuge des Neubaus abgerissen wird. Im dritten Quartal 2020 soll die Küche das neue Domizil beziehen, danach erfolgt der Startschuss für den ersten Bauabschnitt des Neubaus.

Die hohe medizinische Qualität ist außerdem durch diverse unabhängige Fachgesellschaften bestätigt worden: So ist 2019 das Gefäßzentrum erstmals zertifiziert worden. Das Onkologische Zentrum des Klinikums wurde rezertifiziert und hat damit erneut hohe strukturelle und fachliche Anforderungen erfüllt. Unter dem Dach des Onkologischen Zentrums sind alle diagnostischen und therapeutischen Abteilungen vereint. Auch die Chest-Pain-Unit (eine Spezialeinheit für Brustschmerzen) wurde erneut rezertifiziert, genauso die Apotheke am Klinikum. Seit 2019 können Patienten mit einer Krebserkrankung, die eine autologe Stammzell-Transplantation erhalten haben, am Klinikum weiterbehandelt werden. Dazu wurde eine Kooperation mit dem Universitätsklinikum Regensburg geschlossen. Außerdem kam Oliver Zorn als neuer Chefarzt in die Zentrale Notaufnahme.

Das Team der Chefärzte wurde 2020 durch Dr. Christian Bogner als neuen Chefarzt der Hämato-Onkologie und Dr. Tobias Kiel als neuen Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin verstärkt. „Die Coronavirus-Pandemie hat uns ab März sehr gefordert“, erklärt Ostwald. Über 100 Covid-19-Patienten wurden am Klinikum bereits behandelt, außerdem durften zeitweise nur noch Notfall-Behandlungen und dringliche Eingriffe durchgeführt werden. „Der Krankenhausbetrieb musste innerhalb kürzester Zeit komplett umgestellt werden, aber das Team aus Ärzten und Pflegekräften hat hier top zusammengehalten. Ich bin unglaublich stolz auf die Mitarbeiter, wie sie das gemacht haben“, so Ostwald. „Grundsätzlich werden wir unseren erfolgreichen Kurs aber genauso fortsetzen: Im Team hohe medizinische Qualität bei gleichzeitig steigender Wirtschaftlichkeit.“

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