Krankheiten - Potsdam:Bergmann-Klinik: Experten sollen Trennung begleiten

Brandenburg
Das Klinikum Ernst von Bergmann. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Potsdam (dpa/bb) - Seit Wochen steht das Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann wegen der Häufung von Corona-Fällen in der Kritik. Jetzt sollen externe Experten die Einrichtung dabei beraten, drei neue Klinikbereiche einzurichten. Dabei werde es um die Trennung von Patienten in sogenannte weiße, schwarze und graue Bereiche gehen, teilte die beauftragte Beratungsgesellschaft Kienbaum am Dienstag mit.

Den Auftrag an externe Berater, sich mit Organisationsprozessen und Abläufen in der Klinik zu beschäftigten, hatte das Robert Koch-Institut (RKI) vorgeschlagen. Die Beratungsgesellschaft ist nach eigenen Angaben mit einem Team vor Ort, das sich unter anderem aus Medizinern, Gesundheitsökonomen sowie aus Spezialisten für Virologie und Hygiene zusammensetzt. Diese beraten sowohl den Krisenstab der Landeshauptstadt Potsdam als auch den des Klinikums.

Weiß ist laut Experten der Bereich, der frei von Covid-19-Fällen aufgrund von Virus-Nachweis-Tests ist, schwarz dagegen derjenige mit solchen nachgewiesenen Infektionen. Grau bedeutet wiederum, dass der Nachweis für eine Infektion noch nicht vorliegt, wie Oliver Stock von der Beratungsgesellschaft Kienbaum erklärte.

Das Haus müsse dreigeteilt arbeiten, um auch weiterhin ein gesamtklinisches Angebot machen zu können, hatte Amtsärztin Katarina Böhm am Montag betont. Für jeden Bereich gebe es eigenes Personal und eine eigene Diagnostik. Relativ viele Mitarbeiter müssten zuvor getestet werden. Derzeit laufe die Umorganisation.

Das Klinikum Ernst von Bergmann ist wegen gehäufter Corona-Fälle in die Kritik geraten. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte empfohlen, es zu einer zentralen Covid-19-Klinik umzugestalten. Diese Frage stelle sich nicht, hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Ostermontag auf einer Pressekonferenz gesagt. Er nannte die Umgestaltung des Hauses in verschiedene Bereiche den richtigen Weg. Das Konzept von reinen Covid-19-Krankenhäusern widerspreche dem dezentralen Versorgungsansatz im Flächenland Brandenburg, hatte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, erklärt.

Schubert hatte zudem mitgeteilt, dass das städtische Gesundheitsamt um 30 Mitarbeiter verstärkt werde, die aus anderen Verwaltungsbereichen kommen. Zudem habe man über den Krisenstab des Landes Amtshilfe durch die Bundeswehr erbeten. Sogenannte Gesundheitsaufseher sollen das Gesundheitsamt unterstützen. Soldaten aus dem medizinischen Bereich sollen Meldeketten von Betroffenen prüfen, um Infektionswege aufzuklären.

Ob sich die Patienten innerhalb des Klinikums angesteckt haben, ist nach Angaben von Stadtsprecher Jan Brunzlow noch unklar. "Die momentane Datenlage lässt dazu keine Rückschlüsse zu", sagte er am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Ein Teil könne sich in der Klinik angesteckt haben, ein Teil außerhalb der Einrichtung - man könne nichts ausschließen. Der Grund für die Häufung der Fälle stehe auch nicht im RKI-Bericht, sagte Brunzlow weiter. Es würden nur mögliche Verbreitungswege aufgeführt, etwa durch interne Verlegungen. Im Bericht des Robert-Koch-Instituts heißt es dazu: Durch die nach Bekanntwerden des Ausbruchsgeschehens erfolgten mehrfachen Umzüge ganzer Stationen und Bereiche mit zahlreichen zu diesem Zeitpunkt bekannten und noch nicht-bekannten Covid-19-Patienten könne es zu weiteren Übertragungen gekommen sein.

In Potsdamer Kliniken starben in 24 Stunden bis Dienstagnachmittag (Stand 16.00 Uhr) nach Angaben des Bergmann-Klinikums drei Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Im Klinikum Ernst von Bergmann starben demzufolge eine 72-Jährige aus Potsdam und eine 69-Jährige aus dem Umland. Beide hatten schwere Vorerkrankungen. Im St. Josefs-Krankenhaus starb ein 86-Jähriger aus Potsdam. Auch er hatte den Angaben zufolge schwere Vorerkrankungen.

In Brandenburg waren zuletzt 2118 Menschen nach Zahlen des Gesundheitsministeriums (Stand 16.00 Uhr) mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, bisher starben 65 Menschen - Schwerpunkt ist Potsdam. Etwa 900 Menschen gelten laut einer Hochrechnung als genesen.

Unterdessen haben Patientenschützer das Krisenmanagement des Potsdamer Klinikums Ernst von Bergmann scharf kritisiert und prüfen eine Strafanzeige. Neben dem Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz sei zu prüfen, ob auch Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung zu stellen ist, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Geschäftsführung und Aufsichtsrat des Klinikums hätten in der Krise unverantwortlich gehandelt.

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