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Einzug im Februar Mehrere Kliniken unter einem Dach in Bremen-Mitte

Im Februar soll das „Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess“ am Klinikum Bremen-Mitte bezogen werden. Ursprünglich war der Umzug im Herbst 2020 geplant. Welche Bereiche sich unter einem Dach befinden - ein Überblick.
05.01.2021, 05:00 Uhr
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Mehrere Kliniken unter einem Dach in Bremen-Mitte
Von Sabine Doll

Im Februar soll es nun soweit sein: Das neue „Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess“ zieht – zumindest größtenteils – in den Teilersatzneubau auf dem Gelände des Klinikums Mitte ein. Größtenteils bedeutet: Drei von vier Ebenen werden in der ersten Etappe des Umzugs bezogen, die Belegung der vierten und damit letzten Ebene soll im Sommer folgen, wie Timo Sczuplinski, Sprecher des Klinikverbunds Gesundheit Nord (Geno), mitteilt.

Ursprünglich sollte das Eltern-Kind-Zentrum – kurz: Elki – bereits im vergangenen Herbst in Betrieb genommen werden. Wie so oft in der Historie des Teilersatzneubaus machten technische Probleme den Planungen einen Strich durch die Rechnung. Die Lüftungsanlage auf der Kinderkrebsstation musste nachgerüstet werden, wie der Klinikverbund im August mitteilte.

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In Bremens neuem Kinderkrankenhaus werden mehrere Kliniken aus anderen ­Geno-Standorten zusammengeführt. Zehn bis zwölf Tage sind laut dem Sprecher für die erste Umzugsetappe im Februar vorgesehen: „Die Kinderkliniken aus dem Klinikum Links der Weser und dem Klinikum Mitte werden direkt nacheinander in das Elki einziehen.“ Dabei handelt es sich um die Pädiatrie (Kinderheilkunde samt -onkologie) aus der Prof.-Hess-Kinderklinik und dem Klinikum Links der Weser (LDW) sowie die Kinderchirurgie, -urologie und -orthopädie und die Kinderintensivstation aus dem Klinikum Mitte.

Geburtshilfe kehrt zurück

In Ebene 4, und damit ganz oben, sollen im Sommer die Neonatologie und die Geburtshilfe einziehen: Beide waren 2012 infolge des Keimausbruchs am Klinikum Mitte geschlossen worden. „Erstmals finden sich nun alle Bereiche, die für die Versorgung von Neugeborenen und deren Eltern wichtig sind, Wand an Wand auf einer Ebene. Von der Pränataldiagnostik über den Kreißsaal, die Wöchnerinnenstation, den Kreißsaal-OP und die neonatologische Intensivstation bis hin zur sogenannten Intermediate-Care-Station“, zählt Sczuplinski auf. Im selben Gebäude wird außerdem die Kinderchirurgie untergebracht. Gerade bei kleinen Frühgeborenen könne eine Operation nach der Geburt notwendig sein, so der Sprecher.

Hinzu kommt die Geburtshilfe mit drei Kreißsälen, sie befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Neonatologie. Der Senat hatte im Oktober 2016 beschlossen, die Aufstockung des geplanten Eltern-Kind-Zen­trums um eine Station für Risikoschwangere und für extrem Frühgeborene der sogenannten Level-I- und Level-II-Versorgung mit 14 Millionen Euro zu finanzieren.

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„Durch die Fusion der Kinderklinik am LDW und der Professor-Hess-Kinderklinik haben wir dann hier in Bremen eines der größten Kinderkrankenhäuser Deutschlands“, sagt Sczuplinski. Dazu komme eine Reihe von Spezialdisziplinen wie die Neuropädiatrie oder die Behandlung von Krebserkrankungen plus Fachbereiche aus der Erwachsenen-Medizin wie etwa die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie oder die Gefäßchirurgie. In dem Neubau sind außerdem die Kindernotaufnahme, eine fächerübergreifende Ambulanz, eine Tagesklinik und weitere diagnostische Bereiche untergebracht.

Trotz Zentralisierung sollen an den anderen Häusern bestimmte Bereiche erhalten bleiben: Dazu zählen die Geburtshilfe im LDW, zu dessen Einzugsbereich das niedersächsische Umland gehört. Am Klinikum Bremen-Nord bleiben ebenfalls die Kinderklinik sowie die Geburtshilfe erhalten.

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Für das Geno-Haus im Bremer Norden steht noch eine Entscheidung aus: Ob die Level-II-Frühgeborenen-Versorgung aus dem Klinikum Nord in das Elki umziehen wird, ist noch nicht klar. Eltern, Ärzte und Pflegekräfte wehren sich gegen den Teilabzug der Neonatologie. Die Level-III-Versorgung von Frühchen sollte ohnehin am Klinikum Nord belassen werden. Die Initiative „Kindgerecht“ hatte 2019 insgesamt 10.000 Unterschriften für eine Petition gesammelt. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hatte im November 2019 angekündigt, die Situation für Frühgeborene und die Versorgungslage im Bremer Norden erneut wissenschaftlich bewerten zu lassen. Bernhard schloss nicht aus, neben der Level-III- auch die Level-II-Versorgung dort zu belassen, sollten die Gutachter dies empfehlen.

„Es gibt inzwischen einen ersten Bericht, der dem Ressort Anfang Dezember vorgestellt wurde. Die Zwischenergebnisse wurden diskutiert, mit einem Abschlussbericht rechnen wir zum Ende des ersten Quartals 2021“, sagt der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Lukas Fuhrmann. Die Ergebnisse sollen dem Regionalausschuss Bremen-Nord vorgestellt werden.

Info

Zur Sache

Der Namensgeber

Mit dem neuen Eltern-Kind-Zentrum wird der bisherige Standort für die stationäre Behandlung von Kindern – die Prof.-Hess-Kinderklinik – aufgegeben. Sie wurde nach dem früheren Bremer Kinderarzt Rudolf Hess (1886 - 1962)benannt. Das Gedenken an den in Worms geborenen Arzt wird mit dem „Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess“ weitergeführt. Hess war ab 1928 leitender Arzt der Kinderabteilung an der Krankenanstalt Bremen. Beim Bau der neuen Kinderklinik von 1929 bis 1934 war er fachlicher Berater. Hess’ Mutter war Jüdin, weshalb der Arzt im Januar 1934 aus „rassischen Gründen“ entlassen wurde. Das NS-Regime überlebte er in einem Versteck in der Lüneburger Heide, nach Kriegsende wurde der Arzt 1945 erneut Leiter der Kinderklinik. Am 25. August 1962 starb Hess. 1966 wurde die Prof.-Hess-Kinderklinik nach ihm benannt.

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In dieser Reihe schauen wir auf coronafreie Themen, die Bremen im vergangenen Jahr beschäftigt haben, und darauf, was aus ihnen geworden ist.

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