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Interview: Christoph Rolf Maier ist neuer Geschäftsführer des Klinikums

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Zurück an alter Wirkungsstätte: Christoph Rolf Maier ist seit Anfang des Monats Geschäftsführer des Klinikums Werra-Meißner.
Zurück an alter Wirkungsstätte: Christoph Rolf Maier ist seit Anfang des Monats Geschäftsführer des Klinikums Werra-Meißner. © Foto: Florian Künemund

Drei Jahre nach seinem Weggang aus Eschwege übernahm Christoph Rolf Maier Anfang des Monats zum zweiten Mal die Geschäftsführung des Klinikums Werra-Meißner.

Als der 54-Jährige vor dreizehn Jahren erstmals mit der Leitung beauftragt wurde, war der Gesundheitskonzern in erheblicher wirtschaftlicher Schieflage. Auch die zweite Amtszeit beginnt in einer Krise. Christoph Rolf Maier sagt im Interview, wie er die beiden Krankenhäuser durch die schwierige Zeit bringen will und wie er sich die Zukunft des Klinikums Werra-Meißner nach Corona vorstellt.

Herr Maier, auch Ihre zweite Amtszeit in Eschwege beginnt in einer schwierigen Situation. Wie fühlen Sie sich in der Rolle des Krisenmanagers?

Ich habe zwei Jahrzehnte Erfahrung im Krisenmanagement gesammelt, wenngleich es bislang meist um wirtschaftliche Probleme ging. Eine weltweite Pandemie ist natürlich auch für mich etwas Neues. Aber ich bin mir sicher, dass ich das gemeinsam mit meinem gut eingestellten und funktionierenden Team hinbekomme.

Als Sie 2007 erstmals Mitglied der Geschäftsführung wurden, waren die Probleme ganz andere und das Klinikum als Kostenverursacher ein Teil davon. Momentan genießt das Krankenhaus wieder Wertschätzung. Könnte Corona zu einem grundsätzlichen Umdenken im Gesundheitswesen führen?

Ich hoffe es sogar. Wir werden die Chance nutzen und beweisen, dass die Menschen das Klinikum benötigen. Unsere Aufgabe muss sein, die Gesellschaft bestmöglich zu versorgen. Dass wir das können, werden wir auch in dieser schwierigen Situation unter Beweis stellen und damit die Unabdingbarkeit des Klinikums für die Region unterstreichen.

Wird Gesundheitsvorsorge in Zukunft wieder mehr als gesellschaftliche Aufgabe gesehen statt als marktwirtschaftliches Angebot, das ökonomisch funktionieren muss?

Das wäre wünschenswert. Denn wir können nicht einfach wie ein herkömmliches Wirtschaftsunternehmen an der Preisschraube drehen. Es ist landesweit festgelegt, für welchen Betrag welche Leistung abgerechnet wird. Wir sind verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung, diesem Anspruch müssen wir gerecht werden.

Wer wird das Corona-Engagement auf der einen und die dadurch bedingten Einnahmeverluste auf der anderen Seite bezahlen?

Das funktioniert nur mit der Unterstützung des Bundes, der seine Mittel aus einem aus Krankenkassenbeiträgen und Steuergeldern bestehenden Sozialfonds nimmt.

Haben Sie noch genügend Spielraum, die übrigen Krankenhaus-Aufgaben zu erfüllen?

Ganz klare Antwort: Ja. Es gibt nicht umsonst den Pandemie-Plan, demzufolge unser Standort in Witzenhausen als Pandemie-Krankenhaus fungiert. Jeder Patient mit Verdacht wird sofort dorthin verwiesen und im Zweifel auch behandelt. Die Klinik in Eschwege ist weiter voll leistungsfähig. Wir stellen leider fest, dass die Zahlen der Einlieferungen drastisch zurückgegangen sind und appellieren daher an die Vernunft der Menschen, bei Symptomen für Herzinfarkte, Schlaganfälle oder sonstige ernsthafte gesundheitliche Bedrohungen aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht zu zögern, sich vom Krankenwagen abholen zu lassen. Es geht hier um Menschenleben. Gleichzeitig ist natürlich festzuhalten, dass alle plan- beziehungsweise verschiebbaren Leistungen erst mal verschoben wurden.

Welches werden die wichtigsten Aufgaben sein, wenn sich die Lage normalisiert hat?

Die wirtschaftliche Situation nach den Auswirkungen durch Corona mithilfe der Mittel vom Bund zu stabilisieren und Schritt für Schritt zurück in den Klinik-Alltag zurückzukehren.

Wo sehen Sie die Rolle des Klinikums Werra-Meißner?

Das Klinikum Werra-Meißner stellt mit seinen Krankenhäusern in Witzenhausen und Eschwege die medizinische Grund- und Regelversorgung in der Werra-Meißner-Region und darüber hinaus sicher. Als kommunales Krankenhaus mit mehr als 500 Betten beschäftigen wir an den Klinikstandorten Eschwege und Witzenhausen über 1000 Mitarbeiter und versorgen rund 19 000 stationäre und 36 000 ambulante Patienten pro Jahr. Das Klinikum Werra-Meißner ist zusätzlich Akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen.

Kann das Angebot auch in dieser Breite gehalten werden? Oder vielleicht sogar noch ausgebaut werden?

Ja. Pläne zum Ausbau des Angebots bestehen bereits, allerdings sind da noch einige Details zu klären.

Im Werra-Meißner-Kreis wird immer wieder der Ruf nach einer Kinderstation laut. Ist das eine Forderung, die erfüllt werden kann?

Nein, ich will da gar keine falschen Hoffnungen wecken. Vom Land Hessen ist krankenhausplanerisch keine Kinderabteilung vorgesehen und es gibt dafür zu wenige Kinder und Geburten im Kreis, das würde wirtschaftlich nicht funktionieren. Der Versorgungsauftrag des Landes Hessen sieht das nicht vor. Die Geburtshilfe an sich rechnet sich schon nicht und sollte daher auch mit einem Sicherstellungszuschlag versehen werden.

Wird dauerhaft an den beiden Standorten Eschwege und Witzenhausen festgehalten werden können?

Definitiv. Es gibt überhaupt keine gegenteiligen Überlegungen. Gerade jetzt in der Corona-Krise sieht man anhand des Pandemie-Plans noch mal verstärkt die Bedeutung der beiden Häuser für die Region.

Zur Person

Christoph Rolf Maier (54), gehörte der Geschäftsführung des Klinikums Werra-Meißner bereits zwischen Juli 2007 und Februar 2017 an. Der Geschäftsführer ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Zuletzt war er 2017 Generalbevollmächtigter im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg (Wümme) und ab 2018 bis vor Kurzem Geschäftsführer im Agaplesion Evangelischem Bathildiskrankenhaus Bad Pyrmont. In seiner Freizeit verbringt er gerne Zeit mit seiner Familie, geht Joggen oder Radfahren.

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