Der Rettungsdienst vom Deutschen Roten Kreuz bei einer Einsatzfahrt.
Der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt kann die vorgeschriebene Frist von zwölf Minuten bei jedem fünften Einsatz nicht einhalten. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Gottfried Czepluch

Dauer zum Einsatzort Rettungsdienst zu langsam: Ministerien uneinig über Zuständigkeiten

10. Mai 2023, 08:05 Uhr

Der Rettungsdienst muss innerhalb einer gesetzlicher Hilfsfrist am Einsatzort sein. Doch in Sachsen-Anhalt dauert das häufig länger. Gesundheitsministerin Grimm-Benne hat dazu eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit dem Innenministerium angekündigt. Doch das sieht das Gesundheitsministerium am Zug.

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) sieht bei der Frage, wie der Rettungsdienst im Land wieder schneller werden kann, zunächst andere Ministerien am Zug. Zieschang sagte in der Landespressekonferenz am Dienstag, man schaue derzeit gespannt auf die kommende große Krankenhausstrukturreform des Bundesgesundheitsministeriums.

Dann schaut sie mit großer Erwartung auf das, was sich für das Gesundheitsministerium in Sachsen-Anhalt daraus ergibt: "Da ist dann klar, dass der Rettungsdienst auf diese Veränderungen reagieren muss. Der Rettungsdienst klappt nach. Deswegen spreche ich auch von der Bringschuld des Gesundheitsministeriums."

Zieschang: Digitalisierung wird nicht alles lösen

Die Ministerin betonte, erst dann stelle sich die Frage der Rettungswege neu. Dabei gehe es um mehr als die Digitalisierung des Rettungsdienstes und Krankenhauswesens: "Wenn man meint, dass man mit der Digitalisierung des Rettungswesens allein alle Fragestellungen löst, dann springt man zu kurz und sieht sozusagen das große Ganze nicht." Wenn die Folgen der Krankenhausplanung von Bund und Land klar seien, müsse auch geprüft werden, ob im Norden Sachsen-Anhalts ein weiterer Standort für die Luftrettung per Hubschrauber erforderlich sei.

Wenn man meint, dass man mit der Digitalisierung des Rettungswesens allein alle Fragestellungen löst, dann springt man zu kurz und sieht sozusagen das große Ganze nicht.

Tamara Zieschang (CDU), Innenministerin von Sachsen-Anhalt

Gesundheitsministerin fordert Gespräche

Sozial- und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hatte am Montag bei MDR SACHSEN-ANHALT zum häufig zu langsamen Rettungsdienst eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Zieschangs Innenministerium ins Gespräch gebracht. Diese solle herausfinden, wie der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt gestärkt werden könne. Aus dem Innenministerium hieß es jedoch, dass über die Bildung einer solchen Arbeitsgruppe noch nichts bekannt sei.

Das CDU-geführte Innenministerium ist als übergeordnete Behörde für den Rettungsdienst zuständig, Aufgabenträger des Rettungsdienstes sind laut Rettungdienstgesetz die Landkreise und kreisfreien Städte. Das SPD-geführte Sozialministerium kümmert sich als übergeordnete Behörde um die Krankenhausversorgung.

Landkreis Börde am häufigsten pünktlich

Die Landesregierung hatte kürzlich einräumen müssen, dass der Rettungsdienst in Sachsen-Anhalt die vorgeschriebene Frist von zwölf Minuten bei jedem fünften Einsatz nicht einhalten kann. Gesetzlich ist aber vorgeschrieben, dass die Frist in 95 Prozent der Fälle erfüllt sein muss. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rüdiger Erben, hatte zum Thema eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt.

Am besten schnitt der Landkreis Börde ab. Dort wurde die Frist laut Antwort zu 86,27 Prozent erfüllt. Es folgten der Saalekreis (86,13 Prozent) und der Landkreis Anhalt-Bitterfeld (85,80). Am schlechtesten schnitt der Landkreis Stendal ab: Hier wurde die Frist nur zu knapp 74 Prozent eingehalten.

Auch im Landkreis Wittenberg (76,73), im Landkreis Harz (77,71) und im Burgenlandkreis (78,01) wurde die Marke von 80 Prozent unterschritten. Zum Salzlandkreis und zur Stadt Dessau-Roßlau liegen laut Innenministerium keine Zahlen für das Jahr 2022 vor.

Zu weite Wege zu Krankenhäusern

Zu möglichen Gründen sagte Erben: "Häufig geht es nicht darum, dass die Entfernung von der Rettungswache zum Einsatzort so weit ist, sondern das mittlerweile die RTWs, wenn sie im Einsatz sind, viel länger als früher im Einsatz sind, weil sie zu entfernteren Krankenhäusern fahren müssen und nicht wieder rechtzeitig zur Verfügung stehen."

Dazu sagte Grimm-Benne, dass es da Nachholbedarf gebe, hätten kürzlich auch die Verfasser des Gutachtens zur Zukunft der Krankenhauslandschaft bestätigt. Erben forderte das zuständige Landesverwaltungsamt auf, sich der Sache anzunehmen.

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dpa, MDR (Ronald Neuschulz, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 9. Mai 2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Mai 2023 | 17:00 Uhr

15 Kommentare

Dab vor 51 Wochen

Da die Krankenhäuser unter chronischen Personalmangel leiden.Werden auch sehr Kurzfristig,freie Kapazitäten abgemeldet.Es ist in einigen Landkreisen (Sachsen-Anhalt) vorgekommen das der Rettungsdienst mit dem Patienten (Angemeldet) in der Notaufnahme stand und mit dem Patienten zu einer anderen Klinik geschickt wurde.Auch Notaufnahmen wurden Ersatzlos geschlossen.Daher bringt es nicht viel den Rettungsdienst, wie mit der Gießkanne zu verteilen. Es gibt mittlerweile viele Notärzte,die im akkut Fall,daher die Luftrettung anfordern.Quelle Rettungsdienst,Notärzte,Krankenhäuser und integrierte Leitstelle.Daher sollte die Politik endlich den Versorgungsschlüssel abschaffen (Anzahl der Ärzte (alle Fachgruppen)) auch die Schließung,von Kliniken ist ein Ergebnis dieser langen Wege.

Bernd_wb vor 51 Wochen

Sicher ist es immer gut wenn man etwas verrbessern moechte. Aber die Kreise welche die Fristen nicht einhalten sind groessere Flaechenkreise. Und dann eventuell Krankenhaueser nicht in der Mitte. Ein Strassensystem mit vielen Baustellen und das schliessen von Krankenhaeusern wie Z.B. Havelberg und im BLK ist Zeiotz in der Diskussion. Dazu z.B. die jahrelange Baustelle zwischen Weissenfels und Zeitz. Da sind solche Zahlen nicht verwunderlich

DanielSBK vor 51 Wochen

Und dann kommen nochmal mehr 300.000 Menschen dieses Jahr nach Deutschland .. Wir sind ein großes, reiches Land und haben Platz. Und Gott sei Dank haben wir unsere Politiker wie Lauterbach. Er wird dann ganz neue Krankenhäuser bauen und sich um Fachkräfte & Ärzte kümmern .......

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