Streit um Erlanger Klinik-Orthopädie

21.3.2021, 06:00 Uhr
Streit um Erlanger Klinik-Orthopädie

© Eduard Weigert

Jahrelang hatten die Friedrich-Alexander-Universität und damit de facto das Uni-Klinikum den Posten mit einem ihrer Professoren versehen, doch nun hat diese Tradition ein Ende. Doch was hat das für Folgen?

Für die Patienten hat das keine, heißt es von Seiten des Malteser Waldkrankenhaus St. Marien. "Die Kranken werden genauso behandelt wie vorher, wir haben lediglich einen Ordinarius der Uni durch einen Chefarzt ersetzt." Dieser neue Chefarzt, Prof. Thomas Tischer, wird nur nicht mehr von der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) eingesetzt und damit nicht mehr Lehrstuhlinhaber für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie der FAU sein.

Vielmehr wird der von Focus als Top-Mediziner ausgezeichnete Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie nach Angaben des Waldkrankenhauses (WKH) die Führung der Traditionsklinik nach einer kurzen Übergangszeit ab dem 1. Juli in Eigenregie besetzen und das "Leistungsspektrum konsequent weiter ausbauen".

Das Uni-Klinikum hingegen sieht darin gravierende Veränderungen in der medizinischen Versorgungslandschaft: "Diese Kündigung bedeutet vor allem einen grundlegenden Strukturwandel in der orthopädischen Versorgung in Erlangen", sagt der Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Heinrich Iro. Die neue Geschäftsführung des Waldkrankenhauses habe ihren Fokus von der universitären Spitzenmedizin vollständig auf den "wirtschaftlichen Betrieb" verschoben.

Auswirkungen auf die Patienten seien durchaus vorhanden, das gelte besonders für Spezialbereiche wie Kinderorthopädie und die Orthopädie für schwerbehinderte Patienten.

Vereinbarung aufgelöst

Bislang hatte ein Kooperationsvertrag auch die Besetzung des Postens aus FAU-Reihen geregelt; diese Vereinbarung hat das Waldkrankenhaus nach Angaben des Geschäftsführers Carsten Haeckel aufgelöst, über Details will er sich dazu nicht äußern.

Stattdessen aber bezieht Iro dazu Stellung. Die Kündigung des langjährigen Kooperationsvertrages durch die Malteser habe die Klinik überrascht. Bis Anfang 2020 habe mit der damaligen Geschäftsführung des Waldkrankenhauses genauso wie zuvor mit den Franziskus-Schwestern Einigkeit darin bestanden, die Kooperation mit dem Ziel einer gemeinsamen High-End-Orthopädie weiterzuentwickeln.

Deshalb seien bis Anfang 2020 verschiedene, konkrete Vertragsmodelle verhandelt worden, um die vertraglich bis 2030 festgeschriebene Kooperation zwischen Waldkrankenhaus, FAU und Uni-Klinikum über diesen Zeitpunkt hinaus erfolgreich fortzuführen.

"Anfang des vergangenen Jahres verschlechterte sich nach Dienstantritt einer neuen Geschäftsführung des Waldkrankenhauses die Zusammenarbeit mit FAU und Uni-Klinikum zunehmend und gipfelte dann im Herbst in der Kündigung des langjährigen Kooperationsvertrages unter Missachtung jeglicher vertraglicher Fristen", so Iro.

Auch das will der mit angesprochene Haeckel, der seit Ende 2019 Geschäftsführer des Waldkrankenhauses ist, nicht kommentieren, verweist jedoch darauf, dass das Universitätsklinikum und dessen Vorstand niemals Vertragspartner gewesen seien.

Nach Auskunft des Universitätsklinikums hatten Waldkrankenhaus, FAU und Uni-Klinikum Erlangen geplant, dass der Lehrstuhl für Orthopädie mit Orthopädischer Chirurgie an das Universitätsklinikum übergeht und damit auch der Vertrag mit dem WKH zur Orthopädischen Universitätsklinik der FAU. Die Orthopädische Universitätsklinik der FAU sei derzeit noch die einzige Klinik, die nicht zum Uni-Klinikum gehört.

Neue Heimat 

Das sollte laut Uni-Klinikum mit der Nachfolge von Prof. Raimund Forst (Lehrstuhlinhaber Orthopädie und Orthopädische Chirurgie) im Einvernehmen von FAU, Uni-Klinikum und Waldkrankenhaus durch einen neuen Kooperationsvertrag geändert werden. Geplant war, dass Prof. Mario Perl (Lehrstuhl für Unfallchirurgie und Orthopädie) nach Forsts Ausscheiden den Fachbereich Unfallchirurgie und Orthopädie leitet und so auch die Orthopädische Universitätsklinik im Waldkrankenhaus.

Dazu kommt es jetzt nicht. Der Fachbereich "Orthopädie mit Orthopädischer Chirurgie" findet als Folge jetzt seine neue Heimat in der Unfallchirurgischen Klinik — Orthopädischen Chirurgie des Uni-Klinikums.

Aber ist das so ohne Weiteres möglich? "Wir haben natürlich durch die Kündigung des Kooperationsvertrages keine einfache Situation", sagt der Pressesprecher des Uni-Klinikums Johannes Eissing, "wir werden aber die benötigten OP-Kapazitäten durch Umschichtung im OP-Betrieb und im Chirurgischen Zentrum schaffen, bis wir dann in das neue Operative Zentrum einziehen können, das in zwei Jahren, also 2023, fertiggestellt wird."

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