Umstrukturierung der Oberschwabenklinik
Wann schließt das Waldseer Krankenhaus endgültig?
Bad Waldsee / Lesedauer: 3 min
Die komplette Schließung des Waldseer Krankenhauses ist laut Kreistagsbeschluss zum 30. September vorgesehen. Allerdings mehren sich in der Großen Kreisstadt die Stimmen, die eine frühzeitigere Schließung prophezeien.
Es wird angezweifelt, dass die örtliche Klinik wirklich noch fünf Monate offen bleibt — vor allem, weil Chefarzt Thomas Sapper in diesem Monat seinen letzten Arbeitstag hat. Die „Schwäbische Zeitung“ hat die Oberschwabenklinik (OSK) mit dem Stimmungsbild in Bad Waldsee konfrontiert.
Wehmütig schweift der Blick vieler Waldseer von der Altstadt aus über den Stadtsee hinüber zum mehr als 100 Jahre alten Krankenhausgebäude. Viele persönliche Erinnerungen sind mit der örtlichen Klinik verbunden.
Doch die Tage des Krankenhauses sind gezählt. Ob es sich tatsächlich noch um die rund 140 Tage handelt, die bis zum 30. September vergehen würden, ist für viele ehemalige Patienten nicht vorstellbar.
Der Betrieb ist eine „große Herausforderung“
Für wie realistisch die OSK den beschlossenen Schließungstermin Ende September hält? Dazu sagt OSK–Sprecher Winfried Leiprecht:
Winfried LeiprechtWir haben immer gesagt, dass dieser aus der Perspektive der Kreistagsentscheidung im Mai 2022 späte Termin insbesondere mit Blick auf das An–Bord–Halten der Beschäftigten eine große Herausforderung sein wird.
Deshalb würde der Oberschwabenklinik eine frühere Umstellung von einer stationären Versorgung auf eine ambulante Versorgung helfen. Die künftigen Strukturen werden aber bekanntlich noch geplant. Und so macht Leiprecht — zumindest was den Schließungstermin angeht — etwas Mut: „So lange es keinen anderen Beschluss des Kreistags gibt, ist der 30. September für die OSK verbindlich.“
Die letzte Strategie in der Waldseer Krankenhaus-Ära sieht so aus:„Wir fahren auf Sicht und werden den Betrieb in Stufen an die personellen Möglichkeiten und an die Versorgungsanforderungen anpassen.“ Peu à peu wird also immer mehr Stille in die Patientenzimmer und OP–Säle einziehen. Aktuell werden noch sechs internistische Betten und zwei Überwachungsbetten aufrecht erhalten.
Chefarzt Sapper arbeitet noch bis Ende Mai
Das in der Kurstadt kaum einer so recht an die Schließung erst Ende September glauben möchte, hängt auch mit einer wichtigen Personalie zusammen.
Laut SZ–Informationen ist der langjährige Chefarzt Thomas Sapper nur noch bis Ende Mai im Dienst. Das bestätigt Leiprecht. Sappers Dienstzeit endet offiziell am 30. Juni, zuvor wird Sapper aber noch seinen Urlaub nehmen und hat folglich seinen letzten Arbeitstag im Krankenhaus Ende des Monats.
Ob dieser Renteneintritt des Chefarztes die Schließung beschleunigen wird? Das verneint der OSK–Sprecher deutlich: „Nein, das hängt nicht von nur von einer Person ab. Es ist verständlich, dass Herr Dr. Sapper in Bad Waldsee besonders im Fokus steht. Sein Name stand jahrzehntelang für das Krankenhaus, er hat als überragende Persönlichkeit dieses Haus maßgeblich geprägt.“
Wenn er im Ruhestand ist, wolle die OSK dafür sorgen, dass andere Ärzte die Versorgung übernehmen.
Die Frage nach der Zukunft
Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Schließung gestalten wird und vor allem, wie die künftige medizinische Versorgung konkret umgesetzt wird.
Auch hier macht Leiprecht den Waldseern etwas Mut: „Die OSK hat ein hohes Interesse daran, ein Medizinisches Versorgungszentrum mit mehreren Fachbereichen an den Start zu bringen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck. Wir sind zuversichtlich, schon in Kürze positive Botschaften zu haben.“