Hannover (dpa/lni) - Die weiterhin zähe Terminvergabe für eine Corona-Schutzimpfung in Niedersachsen soll mit dem Start einer Online-Warteliste entspannter verlaufen. Auch nach ihrer Freischaltung am Freitagnachmittag berichteten Betroffene aber zunächst weiterhin von Problemen, sich tatsächlich registrieren zu können. Wer einen Termin für eine Impfung vereinbaren möchte und wegen des Impfstoffmangels nicht sofort zum Zuge kommt, soll sich auf dem Portal auf eine Liste setzen lassen. Bislang gab es diese Möglichkeit nur mit der landesweiten Telefon-Hotline, die weiter überlastet ist.

«Wir erwarten uns vom Freischalten der Online-Warteliste, dass der Druck auf die Hotline abnimmt», sagte Sozialministeriumssprecher Oliver Grimm. «Menschen, die auf der Warteliste stehen, bekommen einen Termin zugewiesen, sobald bei ihnen ein Termin verfügbar ist.» Die Warteliste können zunächst nur Menschen der Priorität eins nutzen, die mit einer Impfung im Moment als erste an der Reihe sind.

Von der landesweiten Terminvergabe für die 50 Impfzentren will das Land unterdessen trotz anfänglicher Kritik und Überlastung nicht abrücken. «Wir werden an dem System der Terminvergabe für die Impfzentren festhalten», sagte Grimm. «Wir gehen davon aus, dass das System läuft und große Mengen von Terminen vergeben werden können.» Die Erwartung sei, dass mit der Bereitstellung von mehr Impfstoff die Belastung der Terminvergabe nachlässt, weil die Menschen dann entspannter zu einem Termin kämen.

Sobald im großen Stil Impfstoffe geliefert werden, die die Hausärzte spritzen können, sollen die Impfungen zusätzlich dezentral gesteuert werden, wie der Sprecher erklärte. An diesem Wochenende wird eine erste Lieferung von 33 600 Impfdosen des schwedisch-britischen Herstellers Astrazeneca in Niedersachsen erwartet. Zunächst soll mit diesem Präparat unter anderem das Personal ambulanter Pflegedienste, Personal von Tagespflegeeinrichtungen, Beschäftigte und ehrenamtlich Tätige in Hospizen sowie Rettungsdienstpersonal immunisiert werden.

Wie der NDR am Freitagabend berichtete, ist der Astrazeneca-Impfstoff einen Tag früher als geplant in Deutschland eingetroffen. Das habe die Bundeswehr auf Anfrage von NDR Niedersachsen mitgeteilt. Die knapp 346 000 Dosen wurden demnach in eine niedersächsische Bundeswehrapotheke gebracht, wo sie kommissioniert und für den Transport in die Bundesländer vorbereitet werden sollten. Elf Länder würden bereits am Sonnabend beliefert, die übrigen voraussichtlich am Montag, hieß es.

Im Bundesländervergleich war Niedersachsen zuletzt das Bundesland mit der niedrigsten Impfquote bei den Erstimpfungen - sie lag bei 2,1 Prozent, wie aus den Daten des Robert Koch Instituts hervorgeht. Mit Stand Donnerstag hatten gut 170 000 Menschen eine Erstimpfung erhalten; rund 12 500 verfügen bereits über einen Termin für ihre anstehende Impfung.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) rief unterdessen nach einem Austausch mit Betroffenen dazu auf, Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankten stärker als bislang öffentlich zu thematisieren. «Denjenigen, die Corona mit einer harmlosen Grippe vergleichen, würde ich auch ein solches Gespräch mit Betroffenen empfehlen», sagte Weil am Freitag. «Aber auch insgesamt muss das Leid von Erkrankten und von Angehörigen Verstorbener eine größere Rolle in der gesellschaftlichen Debatte spielen.» Bei allen wirtschaftlichen Problemen und Existenznöten dürfe nicht vergessen werden, dass Corona vielen Menschen unwiederbringlich die Gesundheit oder sogar das Leben raubt.

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NDR zu Astrazeneca