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Bad Nauheim: Salus-Klinik-Gruppe steht in Startlöchern

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So wird die Salus-Klinik Bad Nauheim nach der Fertigstellung Ende 2022 aussehen. Hauptbestandteil sind vier miteinander verbundene Gebäude, in denen hauptsächlich Therapieräume und Patientenzimmer untergebracht sind. In Richtung B 3 (rechts im Bild) sind die Sporthalle und weitere Nebengebäude zu sehen. © Salus-Klinik-Gruppe

Alfons Domma ist die Ungeduld anzumerken. Am liebsten würde der Gründer der Salus-Klinik-Gruppe mit dem Neubau in Bad Nauheim heute beginnen. Doch eine wichtige Hürde gilt es noch zu nehmen.

Größere Bauvorhaben gibt es viele in der Kleinstadt Bad Nauheim. Die geplante Salus-Reha-Klinik für Psychosomatik und Sucht nimmt in der langen Liste eine führende Position ein, was einige Zahlen verdeutlichen: 55 Millionen Euro Investitionskosten, 313 Betten, 220 Mitarbeiter, 26 500 Quadratmeter Nutzfläche. »Das wird ein richtig großes Gebäude, ein Mordsding - machen wir uns nichts vor«, sagt Jürgen Patscha. Während seiner 18-jährigen Tätigkeit als Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, hatte der Chefplaner sehr selten mit aufwendigeren Projekten zu tun.

Die voluminösen, bis zu fünf Stockwerke hohen Klinik-Gebäude zwischen Usa, B 3 und neuen Märkten an der Schwalheimer Straße zu planen, war schwierig und extrem zeitaufwendig. Seit Dezember 2016 waren Patscha und sein Team mit dem Bebauungsplan befasst, der vor wenigen Tagen vom Parlament endgültig verabschiedet wurde. Am Dienstag folgte die Zustimmung des Planungsverbandes Frankfurt/Rhein-Main zur Änderung des Flächennutzungsplans. Lärm- und Hochwasserschutz waren zwei der vielen hohen Hürden, die Stadtplaner und Architekten zu nehmen hatten.

Salus-Klinik Bad Nauheim: Ende 2022 soll alles fertig sein

In Gesprächen mit etlichen Behörden wurden alle Probleme gelöst. Nach Ansicht von Salus-Gründer Domma und Thomas Ernst, für Vertrags- und Finanzierungsfragen zuständiger Gesellschafter, dürfte die Baugenehmigung eine Formsache sein. Der Antrag wurde vergangene Woche eingereicht, mit grünem Licht rechnen die Investoren in drei bis vier Monaten. »Dann legen wir sofort los«, sagt Domma, der unter Zeitdruck steht. Denn das alte Klinik-Gebäude in Friedrichsdorf, das zugunsten des Standorts Bad Nauheim aufgegeben wird, ist bereits verkauft. Im Sommer ist mit dem Startschuss auf dem 2,6 Hektar großen Gelände in der Kurstadt zu rechnen, Ende 2022 soll alles fertig sein.

Wie Bürgermeister Klaus Kreß betont, komme der Behandlung von Patienten mit psychosomatischen und Suchterkrankungen ein wachsender Stellenwert zu. Für Bad Nauheim habe die Ansiedlung dieser Reha-Klinik deshalb große Bedeutung. »Das Portfolio der Gesundheitsstadt wird bereichert«, sagt Kreß. Laut Domma ist die Klinik zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, denn die Reha-Patienten, die sich zwischen fünf Wochen und fünf Monaten in Bad Nauheim aufhalten werden, konsumierten ebenso in der Stadt wie ihre Besucher. »Das Friedrichsdorfer Rathaus hat das mal berechnet. Demnach löst unsere Klinik dort pro Jahr einen Umsatz in der lokalen Wirtschaft von 3 Millionen Euro aus.«

Salus-Klinik Bad Nauheim: Beste Bedingungen für Patienten

Wenn die »Salus-Klinik Bad Nauheim«, so der offizielle Name, fertig ist, betreibt Dommas Unternehmen zwei Häuser in der Region. In der Salus-Klinik Friedberg wird vor allem jüngeres Klientel behandelt, das abhängig von illegalen Drogen ist. In Bad Nauheim geht es um Psychosomatik und Alkoholismus. »Bei vielen Patienten spielen beide Faktoren eine Rolle. Hinzu kommt der Konsum von Kokain oder Cannabis«, sagt der Salus-Gründer. Die Betroffenen kämen aus ganz Deutschland, bildeten einen Querschnitt der Bevölkerung ab. Die meisten Erkrankten hätten Arbeit, aufgrund ihrer Probleme drohe aber Erwerbslosigkeit. Domma: »Bei 50 bis 60 Prozent erreichen wir, dass sie Beitragszahler bleiben.«

In der Bad Nauheimer Salus-Klinik werden den Patienten beste Bedingungen geboten. Alle haben Einzelzimmer, können sich in der Sporthalle fit halten und werden bei der Wiedereingliederung in Beruf und Gesellschaft unterstützt. Fast alle machen ein Praktikum und werden Domma zufolge nicht selten nach der Reha von der Firma übernommen. Viele frühere Patienten seien ins Rhein-Main-Gebiet umgezogen.

Salus-Klinik Bad Nauheim: Seit 1992 fünf Kliniken gegründet

1992 machte sich der gelernte Krankenpfleger und spätere Geschäftsführer eines großes deutschen Klinik-Betreibers Alfons Domma selbstständig. Er konzentrierte sich von Anfang an auf die Behandlung von Patenten mit psychischen Erkrankungen. Erster Schritt war die Übernahme eine Suchtklinik in Friedrichsdorf, die Domma um das Spektrum Psychosomatik erweiterte. Diese Salus-Klinik zieht Ende 2022 nach Bad Nauheim um, weil es am bisherigen Standort keine Erweiterungsmöglichkeit gibt. Heute existieren weitere Salus-Reha-Kliniken am Hauptsitz Hürth bei Köln, in Castrop-Rauxel bei Dortmund, in der Nähe von Berlin und in Friedberg. »Wir gehen bewusst in Ballungsräume. Dort gibt es Unikliniken und gut ausgebildetes Personal. Allerdings sind die Kosten höher«, sagt der Seniorchef. Das bekam er beim Bad Nauheimer Projekt zu spüren: Mehr als 55 Millionen Euro werden investiert, geplant waren 40 Millionen. Laut Domma ist es unter solchen Bedingungen schwer, noch rentabel zu arbeiten.

Der 70-Jährige, der seit Jahren dem Vorstand des Fachverbands Sucht angehört, hat die Führung der Klinik-Gruppe inzwischen an seine Tochter Dr. Julia Domma-Reichart abgegeben. 1997 waren die Salus-Kliniken übrigens schon mal in Bad Nauheim aktiv - allerdings nur drei Monate lang. Damals wurde das Gebäude in Friedrichsdorf saniert, Salus zog kurzzeitig in das leerstehende Haus der insolventen Reha-Klinik Lindenhof (heute Seniorenresidenz am Kaiserberg) um. Bei der Suche nach einem neuen Standort hatte Domma 2016 von Anfang an auch Bad Nauheim im Blick.

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