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Uniklinik-Chef: Mehr Reform bei Krankenhaus-Landschaft

Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums. Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums.
Prof. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums.
Quelle: Markus Schreiber/AP-Pool/dpa/Archivbild

Krankenhäuser werden sich nach Ansicht des Chefs des Frankfurter Universitätsklinikums in Zukunft mehr spezialisieren müssen - auf Kosten der Erreichbarkeit. «Es ist weder finanzierbar noch leistbar, alles an jedem Ort in gleicher Qualität vorzuhalten», sagte der Ärztliche Direktor von Hessens größtem Krankenhaus, Prof. Jürgen Graf.

Der Staat stütze das Gesundheitswesen jährlich mit zweistelligen Milliardenbeträgen, das könne auf Dauer nicht der Weg sein, das Gesundheitssystem müsse reformiert werden. Nötig sind Graf zufolge drei Punkte: den Bedarf besser definieren, Qualitätskriterien festlegen und technische Möglichkeiten besser nutzen. Mit IT-gestützten Systemen könne auch die Versorgung ortsunabhängiger gemacht werden.

Das sei gerade bei seltenen Leistungen nötig, sagte Graf: «Wir werden uns Gedanken machen müssen, wer welche Spezialisierung in welcher Form an welchem Ort vorhalten kann.» Für Patienten bedeute das unter Umständen weitere Wege, aber die Qualität werde besser. Um seltene Eingriffe gut und sicher durchführen zu können, brauche man genügend Ärzte mit ausreichend Kenntnis und Routine.

Das bedeute unter Umständen das Aus für das eine oder andere «Krankenhaus um die Ecke, das man zwar nie aufsucht, weil man im Zweifel doch in das spezialisierte Zentrum in der nächsten Großstadt geht - das man aber trotzdem auf keinen Fall aufgeben will». «Besitzstandswahrung» sei eines der größeren Hindernisse für Reformen. Dabei könnten diese Krankenhäuser als medizinische Zentren - etwa für Nachbehandlung - weitergeführt werden, aber bräuchten dafür deutlich weniger Ressourcen als eine voll ausgestattete Klinik.

Reformbedarf besteht Graf zufolge auch beim Zugang zu medizinischen Leistungen: «Wir müssen schon darüber nachdenken, wie niedrigschwellig der Zugang zum Gesundheitssystem sein kann.» Leitgedanke müsse sein: «Jeder bekommt das, was notwendig ist - aber nicht mehr.» Laut einer OECD-Studie gingen die Menschen in Deutschland viel häufiger zum Arzt als in anderen Ländern. Nicht alle diese Besuche seien nötig. «Jedes Angebot schafft Nachfrage.»

dpa-infocom GmbH

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