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FG Münster zum Umfang des Zweckbetriebes einer gemeinnützigen Krankenhaus-GmbH

Das FG Münster hat zum Umfang des Zweckbetriebes einer steuerbegünstigten Krankenhaus-GmbH im Zusammenhang mit der Personal- und Sachmittelgestellung an Chefarztambulanzen und zum Betriebsausgabenabzug im Rahmen der verbilligten Abgabe von Speisen und Getränke an Mitarbeiter des Krankenhauses Stellung genommen. Das Verfahren ist nun beim BFH anhängig.

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Mit Urteil vom 13. Januar 2021 (Az. 13 K 365/17 K,G,F) hat das Finanzgericht (FG) Münster zum Umfang des steuerbefreiten Zweckbetriebes einer gemeinnützigen Krankenhaus-GmbH Stellung genommen. Es geht um die Personal- und Sachmittelgestellung im Rahmen von Chefarztambulanzen sowie um die Höhe des Betriebsausgabenabzugs einer Cafeteria für an Mitarbeitende verbilligt überlassene Speisen und Getränke.

Sachverhalt

Die Klägerin, eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH), betrieb zwei Krankenhäuser und eine Rehaklinik einschließlich Ausbildungsstätten sowie sonstiger Nebeneinrichtungen und Nebenbetriebe. Die Klägerin überließ in den Streitjahren ihre Räumlichkeiten sowie Personal- und Sachmittel an Krankenhausärzte zur Durchführung von ambulanten Behandlungen im Rahmen ihrer genehmigten Chefarztambulanzen i.S.v. § 116 SGB V bzw. § 31a Ärzte-ZV. Die betreffenden Ärzte verpflichteten sich gegenüber der Klägerin, für die Zurverfügungstellung von Personal, Räumen, Einrichtung und Material ein Nutzungsentgelt zu zahlen. Aus der Personal- und Sachmittelgestellung erzielte die Klägerin in den Streitjahren Gewinne. Die Klägerin betrieb in den Streitjahren außerdem eine Krankenhauscafeteria, in welcher sie Speisen und Getränke einerseits an Dritte zu marktüblichen Preisen und andererseits an Mitarbeiter des Krankenhauses zu subventionierten Preisen abgab. Das beklagte Finanzamt vertrat im Anschluss an eine Betriebsprüfung die Auffassung, dass die Erträge aus der Personal- und Sachmittelgestellung dem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb der Klägerin zuzuordnen seien. Außerdem seien die im Zusammenhang mit dem Betrieb der Krankenhauscafeteria angefallenen Aufwendungen insoweit dem steuerfreien Krankenhauszweckbetrieb zuzuordnen und daher nicht als Betriebsausgaben abziehbar, als sie auf die subventionierte Abgabe von Speisen an Mitarbeiter des Krankenhauszweckbetriebes entfielen.  Gegen die in Umsetzung dieser Rechtsauffassung ergangenen Körperschaftsteuer-, Verlustfeststellungs- und Gewerbesteuermessbetragsbescheide 2009 bis 2011 wandte sich die Klägerin mit ihrer nach erfolglosem Einspruchsverfahren erhobenen Klage.

Entscheidung

Der 13. Senat des Finanzgerichts Münster hat der Klage teilweise stattgegeben. Die von der Klägerin erzielten Gewinne aus der Personal- und Sachmittelgestellung an die Chefarztambulanzen seien, so der Senat, nicht dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb, sondern dem Krankenhauszweckbetrieb der Klägerin zuzuordnen. Diese Gewinne zählten zu den Erträgen aus typischen Krankenhausleistungen, da sie mit den ärztlichen und pflegerischen Leistungen gegenüber dem ambulant behandelten Patienten als Benutzern des Krankenhauses unmittelbar zusammenhingen. Ambulante Behandlungen durch  nach § 116 SGB V bzw. § 31a Ärzte-ZV ermächtigte Ärzte des Krankenhauses seien typische Krankenhausleistungen und damit Teil des Krankenhaus-Zweckbetriebes der Klägerin. Der Umstand, dass nicht der Klägerin, sondern dem von ihr beschäftigten Arzt der materiell-rechtliche Anspruch auf Vergütung gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung zustehe, unterbreche den Zurechnungszusammenhang nicht. Die sich hieraus zugunsten der Klägerin ergebende steuermindernde Änderung sei allerdings teilweise zuungunsten der Klägerin zu saldieren. Die im Zusammenhang mit dem Betrieb der Cafeteria angefallenen Aufwendungen seien im Rahmen einer wertenden Betrachtung insoweit durch den steuerfreien Krankenhauszweckbetrieb veranlasst und dürften nicht als Betriebsausgaben abgezogen werden, wie sich die Klägerin gegenüber ihren im Zweckbetrieb beschäftigten Mitarbeitern arbeitsrechtlich zu einer verbilligten Verköstigung verpflichtet habe. Insoweit seien zu hohe Betriebsausgaben des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs „Cafeteria“ berücksichtigt worden. Der Senat hat die Revision zum Bundesfinanzhof zugelassen. Das Finanzamt hat zwischenzeitlich Revision gegen das Urteil eingelegt (V R 2/21).

Fazit

Die Entscheidung folgt den von der Rechtsprechung in den letzten Jahren aufgestellten Grundsätzen, wonach für die Zugehörigkeit zum Zweckbetrieb eines Krankenhauses nach § 67 AO entscheidend ist, dass die Tätigkeit im Rahmen des gesetzlichen Versorgungsauftrags erfolgt. Auch dass die anteiligen auf Privatpatienten und Selbstzahler entfallenden Gewinne nach Auffassung des FG Münster vom Zweckbetrieb umfasst werden, ist konsequent. Mit Spannung bleibt aber abzuwarten, ob der BFH die Entscheidung auch hinsichtlich der Höhe des Betriebsausgabenabzugs bestätigt.

 

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