Jede zehnte Krankenhausbehandlung könnte aus Sicht der Krankenkasse Barmer auch ambulant in dafür geeigneten Arztpraxen erbracht werden. Das gelte vor allem für sogenannte Bagatellfälle, bei denen keine schwerwiegende Akuterkrankung vorliege, teilte die Thüringer Landesvertretung der Kasse am Dienstag mit. Dafür würden die Patienten nur kurz stationär aufgenommen. Nach Barmer-Angaben blieben beispielsweise 2020 in Thüringen etwa 13 Prozent der Krankenhaus-Patienten nur eine Nacht in der Klinik, weitere 15 Prozent hätten zwei Nächte dort verbracht.

Allerdings war im ersten Jahr der Corona-Pandemie die Patientenzahl in den Kliniken wegen der Absage nicht dringlicher Operationen zurückgegangen. Laut amtlicher Statistik wurden 2020 rund 500 000 Menschen nach einer stationären Behandlung aus Krankenhäusern entlassen. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren rund 580 000 Menschen in Thüringer Kliniken behandelt worden.

Der Kasse zufolge ist eine ambulante Versorgung in der Regel schneller, schonender und erfolgt vor allem vor Ort. Krankenhäuser wiederum könnten sich durch die Verlagerung bestimmter Eingriffe in Praxen oder medizinische Versorgungszentren auf schwere und komplexe Behandlungen konzentrieren. Daraus ergebe sich ein wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Krankenhäuser stellen für die gesetzlichen Krankenkassen den größten Ausgabenbereich dar.

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