Im Falle einer Corona-Hochphase könnte das Horber Krankenhaus wieder reaktiviert werden.Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: KLF-Geschäftsführung: "Krankenhaus definitiv eine wichtige medizinische Option" / Vorbereitungen auf Notfall

Nichts hat die Horber so getroffen wie der lange, vergebliche Kampf um das Krankenhaus. Jetzt ist es eine geriatrische Reha – und keine "richtige Klinik" mehr. Doch das könnte sich bald ändern.

Hor b. D ie Corona-Krise macht es vielleicht möglich: Das Krankenhaus Horb könnte wieder zum richtigen Krankenhaus werden. Das sagt Monique Bliesener, kaufmännische Direktorin der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt (KLF).

Bliesener: "Sollte es zu einer Corona-Hochphase kommen, ist Horb definitiv eine wichtige medizinische Option." Denn in Italien – dem derzeitigen Hotspot der Corana-Erkrankungen – werden Patienten teilweise nicht mehr behandelt, weil die notwendigen Intensivbetten nicht mehr vorhanden sind.

Die KLF bereitet sich schon auf solch einen extremen Notfall vor. Und in den Planungen spielt auch das Krankenhaus Horb eine Rolle. Bliesener: "Derzeit stehen in der KLF regulär zehn Intensivbetten zur Verfügung. Daneben stehen im Bedarfsfall weitere Beatmungsgeräte zur Verfügung, so dass die Zahl der Behandlungsplätze auf 18 erhöht werden könnte." Weiter sagt sie: "Da alle elektiven Operationen abgesagt wurden und die Patienten nach und nach entlassen werden, würden für eine Hochphase der Pandemie alle Betten zur Verfügung stehen, die nicht von Notfallpatienten belegt sind. Die KLF hat insgesamt 340 Planbetten." Und da könnte auch Horb eine Rolle spielen – und vorübergehend wieder zum richtigen Krankenhaus werden. Denn Horb wurde beim über 12 Millionen Euro teuren Neubau – noch vor der Schließungsentscheidung – hochgerüstet. Es gibt zwei OP-Säle mit Aufwachräumen. Sie wurden bei der umfassenden Sanierung mit allem ausgerüstet, was benötigt wird: sechs Schleusen, hygienisch einwandfreie Luftabsaugung, die 3000 Kubikmeter Frischluft stündlich schaffen. Dazu gibt es in der – derzeit noch geriatrischen Reha – insgesamt mehr als 60 Betten.

Zwar betont Bliesener: "In der geriatrischen Reha werden weiterhin die Patienten aufgenommen, die aus medizinischen Gründen dringend eine Rehabilitationsbehandlung benötigen." Allerdings ist die Frage, wie lange das noch so bleibt. Fakt ist: Wenn die Zahl der schweren Corona-Fälle weiter ansteigt, dürfte es auch nach einem gewissen Zeitraum keine frisch operierten Geriatrie-Fälle geben, die noch einen Platz in der Reha benötigen.

Bliesener: "Inwieweit in Horb Intensivbetreuungsplätze eingerichtet werden könnten, können wir derzeit noch nicht sagen, dies ist auch abhängig von ausreichend geschultem Personal."

Landrat Klaus Michael Rückert ist froh, dass man trotz der Defizite am Krankenhaus in Freudenstadt in kommunaler Hand festgehalten hat. "Und wenn ich denke, dass vor der Corona-Krise deutschlandweit debattiert wurde, dass die Bettenzahl insgesamt halbiert werden müsse, dann kann ich jetzt nur sagen: Diese Diskussion wird es nach Corona sicher nicht mehr geben." Die Bertelsmann-Stiftung hatte im Sommer vergangenen Jahres eine Studie in Auftrag gegeben. Die Versorgung der Patienten in Deutschland könnte durch die Schließung von mehr als jedem zweiten Krankenhaus erheblich verbessert werden. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach – inzwischen selbst in Corona-Quarantäne – hatte das Ergebnis damals wie folgt kommentiert: "Der Grundtenor der Studie ist zwar richtig. Aber die Berechnung, dass man bis zu zwei Drittel der Krankenhäuser abbauen könnte, die halte ich aber für falsch und überzogen." In der Passauer Neuen Presse wurde er damals zitiert: "Tatsächlich sei es so, dass mit weniger Kliniken die Qualität wahrscheinlich steigen werde, wenn die richtigen Krankenhäuser geschlossen, fusioniert oder in ambulante Einrichtungen umgewandelt würden."