Die Ausstiege der Geschäftsführerin und der Aufsichtsratschefin von Vivantes kommen zur Unzeit, meint Joachim Fahrun.

Für einen Krankenhauskonzern ist es eine schlechte Zeit, um führungslos zu sein. Das Vergütungssystem über Fallpauschalen, bei denen jeder Krankheitsfall eine bestimmte Punktzahl bekommt, die mit einem regional unterschiedlichen Faktor multipliziert wird, steht vor einer Reform. Die könnte die Einnahmesituation für ein Unternehmen wie Vivantes erheblich verändern. Die landeseigenen Krankenhäuser haben aber auch noch diverse andere Baustellen. Das Krankenhaus Neukölln zu modernisieren und zu erweitern, ist ein Milliardenprojekt für mehrere Jahre. Weitere große Sanierungsvorhaben werden folgen.

Zudem hat der Senat den kommunalen Krankenhäusern eine engere Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Charité verordnet. Nicht wenige fürchten, dass dabei das Profil von Vivantes auf der Strecke bleiben könnte, weil die Professoren aus Mitte die bessere politische Lobby und den größeren Namen haben. Dabei behaupten sie bei Vivantes nicht zu Unrecht, das besser geführte Unternehmen zu sein.

Vivantes steht vor unsicheren Zeiten

Dem Konzern mit seinen 16.500 Mitarbeitern stehen unsichere Zeiten bevor. Deshalb kommen die Ausstiege der Geschäftsführerin Andrea Grebe und der Aufsichtsratschefin Vera Gäde-Butzlaff zur Unzeit. Grebe hatte sich mit einer Landespolitik überworfen, die verlangte, nicht länger Mitarbeiter in Billiglohn-Töchter auszulagern.

Für eine linke Regierung ist es ein nachvollziehbarer Wunsch, „gute Arbeit“ im eigenen Einflussbereich zu sichern. Aber man kann nicht alles haben. Eine Geschäftsführung auf schwarze Zahlen zu verpflichten, ihr gleichzeitig Erlösoptionen zu entziehen und ihr zusätzliche Kosten aufzubürden, kann nicht funktionieren. Jetzt muss der Senat schnell für eine kompetente Nachfolge sorgen. Eine solche Vakanz an der Vivantes-Spitze kann sich die Stadt nicht leisten.