Berlin. Die Gewerkschaft Verdi hatte der Charité unverantwortliches Handeln bei einem Notfall vorgeworfen.

Die Berliner Charité hat schwere Vorwürfe der Gewerkschaft Verdi gegen den Umgang ihres Wachschutzes mit einem Patienten zurückgewiesen. Die Gewerkschaft hatte der Charité-Tochter CFM unverantwortliches Handeln bei einem Notfall in der Nacht zum Mittwoch vorgeworfen. Nach Verdi-Angaben habe der Sicherheitsdienst eine Mutter und ihren Sohn mit Atemnot im Virchow-Klinikum nicht bis zur Rettungsstelle vorgelassen, sondern vom Klinikgelände zurück auf die Straße verwiesen. Anschließend habe der Wachdienst die Feuerwehr gerufen. Erste-Hilfe-Maßnahmen einer Verdi-Streikwache an diesem Klinikeingang hätten dem jungen Mann "womöglich das Leben gerettet", bis der Notarzt eingetroffen sei, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Sie forderte von der CFM unter anderem eine Kündigung der Verträge mit dem Sicherheitsdienst.

Die Charité schilderte den Vorfall nach Recherchen am späten Donnerstagabend anders. Der Zustand des Patienten habe ein selbstständiges Erreichen der Notaufnahme zu Fuß auf dem weitläufigen Klinikgelände nicht mehr zugelassen, teilte Sprecherin Manuela Zingl mit. Das Sicherheitspersonal, das wegen der Corona-Einlassbeschränkungen engagiert worden sei, habe deshalb bei der Feuerwehr ärztliche Unterstützung angefordert. Ein Rettungswagen habe den Patienten in die Notaufnahme der Charité gebracht. Sein Zustand habe sich dort stabilisiert, er habe nicht stationär aufgenommen werden müssen.

Verdi und die Charité-Tochter CFM befinden sich seit langem in einem Konflikt um eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Verdi wirft Charité und CFM unter anderem Sozial- und Lohndumping vor. Zurzeit läuft ein Warnstreik. Verdi hat für diesen Freitag zu einer Warnstreik-Demo am Brandenburger Tor aufgerufen.