Vohenstrauß
25.10.2019 - 11:00 Uhr

Arzt der Kliniken Nordoberpfalz AG: Krankenhaus Vohenstrauß ist im Defizit, aber unverzichtbar

Obwohl Dr. Sinisa Markovic eine tragende Rolle im derzeitigen Schauspiel um das Krankenhaus Vohenstrauß einnimmt, meldete sich der Facharzt für Innere Medizin bislang nicht zu Wort. Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien aber gibt er Antworten.

Neben der Zentralen Notaufnahme liegt der Eingang zur internistischen Praxis von Dr. Sinisa Marakovic, der seit 2004 auch Belegarzt im Krankenhaus Vohenstrauß ist.

ONETZ: Die finanzielle Lage des Krankenhauses wird als schlecht und vernichtend gesehen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Dr. Sinisa Markovic: Immer ist die Rede von einem 50-Millionen-Euro-Kredit. Das errechnete Defizit für Vohenstrauß wird aber mit 663 000 Euro angegeben, was also nur 1,1 Prozent ausmachen würde. Dennoch liege das angeblich größte Interesse am Krankenhaus Vohenstrauß.
Aufgrund seiner Beteiligung an der Kliniken AG in Höhe von gerade einmal 1,5 Prozent muss der Landkreis am Kredit einen Anteil von 750 000 Euro tragen. Also 87 000 Euro mehr, als das Defizit für das Haus Vohenstrauß. Die Situation für unser Haus ist aber nicht so prekär. Wenn unser Krankenhaus nicht mehr existiert, rechne ich mit noch weit höheren Kosten für den Landkreis, weil dann überhaupt kein Einfluss mehr besteht.

ONETZ: Was sagen Sie zu der Aussage, dass die Patienten in Vohenstrauß eher in einer Pflegeeinrichtung, als in ein Krankenhaus gehören? Spielt das Haus in der stationären Versorgung eine untergeordnete Rolle?

Dr. Markovic: Es ist umgekehrt. Die Patienten kommen ja gerade aus den Pflegeheimen, weil sie einer intensiven ärztlichen Behandlung bedürfen. Dem Haus ist diese Aufgabe zugeteilt, überwiegend ältere, pflegebedürftige Patienten mit meist vielen Erkrankungsbildern zu behandeln. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf Patienten mit infektiösen Erkrankungen, wie Durchfall und schwerer Grippe. Diese werden in Einzelzimmern isoliert und beanspruchen dann eben ein ganzes Zimmer. Auch Patienten mit Abhängigkeitskrankheiten finden in Vohenstrauß ihre Behandlung.
Alle drei Gruppen bringen dem Finanzträger nicht viel Geld. Diese Patienten werden deshalb bewusst in kleinere Häuser gegeben, wo keine teure Diagnostik oder intensivmedizinische Behandlung vorliegt. Dies ist ein wichtiges Argument für den Erhalt von kleineren Häusern, auch wenn keine finanziellen Gewinne erwartet werden können. Medizinische Versorgung sollte doch kein Geschäft sein. Es wird viel, sehr viel über Menschlichkeit politisiert. Wo sie praktiziert wird, sind gleich die Gutachter zur Stelle. Wir werfen die Patienten nicht einfach auf die Straße.

ONETZ: Warum finden sich nur wenige Patienten der jüngeren und mittleren Generation in Vohenstrauß? Macht ein Großteil der Bevölkerung im Altlandkreis gar einen Bogen um das Haus?

Dr. Markovic: Der Kranke braucht den Arzt, nicht der Gesunde. Wenn Menschen unter 50 Jahren schwer erkranken, dann liegt oft eine besondere Diagnose vor, da braucht es Spezialhäuser. Wir können in Vohenstrauß keine akute Krebsbehandlung anbieten oder Operationen nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall. Enorm viele Menschen aus allen Generationen nutzen das Haus zu kleineren Eingriffen, wie Magen- oder Darmspiegelungen. Aber dazu braucht es keinen stationären Aufenthalt.

ONETZ: Fehlt es an Fachkräften?

Dr. Sinisa Markovic: Diese Problematik besteht, aber woanders wahrscheinlich noch mehr als bei uns. Ich beurteile die aktuelle Lage vielmehr als sehr gut. Es gibt ausreichend Pflegekräfte und wir haben sehr gute und erfahrene Vertretungsärzte auf der inneren Belegstation, mit Dr. Vogel, Dr. Strobel, Dr. Buchner, Dr. Kühne und Dr. Rohde, sowie auf der chirurgischen Belegstation Dr. Keusch. Das Krankenhaus beschäftigt über 40 Arbeitnehmer.

ONETZ: Wie geht es weiter?

Dr. Markovic: Mir ist es sehr wichtig, für Vohenstrauß ein Akut-Krankenhaus zu erhalten. Das ist mein Wunsch. Große Hoffnung setze ich weiterhin in Landrat Andreas Meier, der uns bislang sehr viel unterstützt hat. Ich bin mir sicher, dass er das weiterhin machen wird.

Zur Person:

In Vohenstrauß zu Hause

Dr. Sinisa Markovic ist seit 2002 Facharzt für Innere Medizin und seit 2004 Belegarzt am Vohenstraußer Haus, in dem sich auch die eigene Praxis als niedergelassener Facharzt befindet. Zuvor durchlief er Stationen an Kliniken in Passau, Schwandorf und Tauberbischofsheim, bevor er vor der Ärztekammer in München seine Fachprüfung ablegte. Der verheiratete Internist ist Vater von zwei Töchtern und wohnt in Vohenstrauß. Nach eigenen Angaben führt er jährlich über 300 Koloskopien und mindestens 400 Gastroskopien durch. Darüber hinaus leiste er am Standort eine komplette Ultraschall- und Röntgendiagnostik für Bauch, Lunge, Gefäße, Herz und Schilddrüse.

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