Frau verklagt ihren Arbeitgeber

Krankenschwester fordert FFP2-Masken-Pausen - jetzt darf sie nicht mehr auf Intensivstation arbeiten

Prozess um Maskenpause
Krankenschwester Kristin Zuber forderte Maskenpausen bei der Arbeit, daraufhin wurde sie versetzt.
rwe tba, dpa, Roland Weihrauch

Krankenschwester wollte sich nur für die Gesundheit ihrer Kollegen einsetzten

Kristin Zuber arbeitet seit fünf Jahren als Pflegekraft auf einer Intensivstation in Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen). Sie möchte ihre Patienten bestmöglich versorgen, erklärt sie in einem Video der Gewerkschaft Verdi. Weil ihr das immer schwerer fiel, ging die Krankenpflegerin auch zu ihrem Arbeitgeber und forderte, dass sie und ihre Kollegen mehr Maskenpausen während der Schichten bekommen und die auch eingehalten werden. Daraufhin wurde Zuber auf eine andere Station versetzt. Weil sie sich das nicht gefallen lassen wollte, zog sie vor das Arbeitsgericht in Herne, erklärt Zuber im RTL-Interview.

​+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++

Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung

Inzwischen ist das Tragen einer FFP2-Maske auf der Intensivstation in ihrem Krankenhaus Pflicht, erklärt die Krankenpflegerin im Verdi-Video. Bei den letzten Diensten, die sie auf der Intensivstation hatte, habe die eine solche Maske die ganze Schicht lang getragen – also achteinhalb Stunden. Zum Teil hätten sie und ihre Kollegen sogar ohne Pause durchgearbeitet, um die Patienten zu versorgen. Die FFP2-Masken hätten sie nur abgelegt, um sofort wieder eine frische anzuziehen.

Laut der erfahrenen Krankenpflegerin geht das an die Substanz. Die Atmung unter der Maske sei deutlich anstrengender. „Man bekommt Kopfschmerzen, man bekommt Konzentrationsstörungen. Man fühlt sich einfach schneller erschöpft“, sagt Zuber im RTL-Interview. Sie komme auch seltener dazu, etwas zu trinken. Nach mehreren Stunden Arbeit mit Maske, merke sie, dass sie Dinge schlechter im Kopf behalten könne. Das gefährde am Ende auch die Patienten. Sie fordert darum von ihrem Arbeitgeber nach 75 Minuten Arbeitszeit mit Maske eine Tragepause von 30 Minuten.

Leeres Bett auf der Intensivstation
Kristin Zuber wird jetzt nicht mehr auf der Intensivstation sondern auf einer anderen Station im Krankenhaus eingesetzt.
jgu lop, dpa, Jonas Güttler

Krankenhaus erlaubt Maskenpause alle 120 Minuten

Doch darauf wollte sich das Krankenhaus in Recklinghausen nicht einlassen. Die Klinik bietet auf Intensivstationen alle 120 Minuten eine Maskenpause an. Ein Krankenhaussprecher erklärte, das zeitaufwendige Umbetten von Corona-Patienten und das An- und Ausziehen der umfangreichen Schutzkleidung sei mit einem kürzeren Pausenrhythmus nicht zu schaffen.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung empfiehlt filtrierende Halbmasken ohne Ausatemventil bei der Arbeit nur 75 Minuten am Stück zu tragen. Danach sollte der Arbeitnehmer die Maske für 30 Minuten ablegen können. Bei filtrierenden Halbmasken mit Ausatemventil seien maximal 120 Minuten empfehlenswert, wenn man eine Überlastung des Trägers vermeiden wolle. Im Notfall sind aus Sicht der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung aber auch Ausnahmen möglich.

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Krankenschwester zieht wegen Versetzung vor das Arbeitsgericht Herne

Eine Krankenschwester zieht jetzt vor das Arbeitsgericht.
Krankenschwester Kristin Zuber zieht jetzt vor das Arbeitsgericht.
RTL

Kristin Zuber erzählt, sie sei strafversetzt worden, als sie sich über die Arbeitsbedingungen auf der Intensivstation beschwert habe. Zweimal habe es Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung und der Leitung gegeben, die erfolglos verlaufen seien. Dann habe sie angekündigt, die Gewerkschaft zu informieren. Die Leitung der Intensivstation teilte ihr daraufhin mit, dass sie versetzt werde.

Jetzt werde sie auf einer anderen Station eingesetzt, wo die Mitarbeiter nicht mit FFP2-Masken, sondern mit chirurgischen Masken arbeiten können. Dafür hat die Krankenpflegerin wenig Verständnis, denn besonders in der Corona-Pandemie werde jede eingearbeitete Fachkraft auf der Intensivstation dringend gebraucht. Ihre ohnehin schon unterbesetzten Kollegen müssten nun mit noch einer Kraft weniger auskommen. Zuber klagte darum gegen die Versetzung und will zurück auf die Intensivstation.

Nun muss sich das Arbeitsgericht in Herne mit dem Fall beschäftigen und den Streit zwischen der Krankenschwester und der Klinik schlichten. Denn aus Sicht der Klinik sei die Frau keinesfalls „zwangsversetzt“ worden, wie der Krankenhaussprecher betonte. Der Pflegekraft sei ein alternativer, ebenfalls anspruchsvoller Arbeitsplatz angeboten worden. Dort seien angenehmer zu tragende chirurgische Masken ohne FFP2-Schutz möglich.