Der Klinikriese Helios bietet die umstrittenen Tagesbehandlungen nach § 115 e in mehreren Häusern an und will so Erfahrungen mit dieser Behandlungsform gewinnen.
In der Klinikszene wird über Tagesbehandlungen häufig die Nase gerümpft, wieso hat sich Helios entschieden, sie anzubieten?
Weil wir neue Ansätze gern nutzen, um zu gestalten. Diese neue Versorgungsform bietet eine große Chance, die Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Denn damit können wir uns auf unser Kerngeschäft, die medizinische Behandlung, konzentrieren. Schließlich wollen wir bei Helios zuallererst hochwertige Medizin bieten und nicht vorrangig einen Hotelbetrieb führen.
In welchen Krankenhäusern und für welche Behandlungen will Helios nach § 115 e abrechnen?
Wichtig ist uns: Wenn eine tagesstationäre Behandlung infrage kommt, entscheidet trotzdem immer der Patient, ob er diese Option wählt oder lieber die Nacht im Krankenhaus verbringen möchte. Es ist also ein zusätzliches Angebot, Priorität hat immer der Behandlungserfolg. Unter Berücksichtigung medizinischer und sozialer Gesichtspunkte prüfen wir sorgfältig, ob eine Übernachtung im häuslichen Umfeld vertretbar oder sogar besser ist. Das heißt: Die erforderliche häusliche Versorgung über Nacht muss sichergestellt sein. Wir sorgen vor Ort dafür, dass die Kliniken lückenlos und qualifiziert im Notfall erreichbar sind.
Bauen Sie eigene Stationen für die Tagesbehandlungen auf – wie sieht die Organisation aus?
Wir werden uns erst einmal jeden Einzelfall genau vor Ort anschauen. Wenn die tagesstationäre Behandlung richtig etabliert ist, können wir uns organisatorisch viel vorstellen. Aber jetzt freue ich mich erstmal auf die Umsetzung an unseren Standorten.
Welches Volumen an Fällen kalkulieren Sie pro Monat?
Das ist noch nicht endgültig absehbar, weil letztlich der einzelne Patient entscheidet. Wir sammeln jetzt erste Erfahrungen mit dieser Versorgungsform, die wir in unsere weiteren Überlegungen und Planungen einbeziehen.
Wie viel Arbeit des Pflegepersonals lässt sich einsparen und wie wollen Sie diese Kapazitäten nutzen?
Es geht hier nicht ums Sparen! Es geht vielmehr um den sinnvollen Einsatz der wertvollen Pflegekräfte. Und zwar dort, wo sie noch mehr gebraucht werden. Frei gewordenes Personal entlastet damit den Tagdienst, schafft einen besseren Betreuungsschlüssel und bietet weiteren Spielraum für mehr Behandlungen. Wir vermeiden Abmeldungen und können so noch mehr Patienten hochwertig versorgen. Zudem ergeben sich langfristig daraus auch flexiblere Arbeitszeitmodelle, die uns als Arbeitgeber noch attraktiver machen.