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Bis Montag keine Geburten im Klinikum Herford möglich

Personelle Engpässe zwingen das Krankenhaus dazu, den Betrieb des Kreißsaals einzustellen. Die Regelung gilt bis zum 3. Juni.

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Reißleine gezogen: Das Klinikum Herford hat seine Geburtshilfe bis zum 3. Juni von der Versorgung abgemeldet. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Reißleine gezogen: Das Klinikum Herford hat seine Geburtshilfe bis zum 3. Juni von der Versorgung abgemeldet. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

29.05.2019 | 29.05.2019, 06:20

Herford. Vor wenigen Wochen erst hatte das Klinikum Herford von personellen Engpässen bei Hebammen berichtet. Nun muss das Krankenhaus bereits die Reißleine ziehen: Der Kreißsaal des Klinikums ist ab sofort bis Montag, 3. Juni, um 7 Uhr von der geburtshilflichen Versorgung abgemeldet, wie das Klinikum mitteilt.

Das bedeutet, dass in dieser Zeit keine Aufnahmen zur Entbindung möglich sind. "Von der Versorgung abmelden müssen wir uns immer dann, wenn Krankenhausbereiche in der Versorgung an ihre Grenzen geraten", erklärt Sprecherin Monika Bax. Im Kreißsaal sei jede Schicht regulär mit zwei Hebammen besetzt. "Aufgrund von Krankheit und unbesetzten Stellen ist diese Besetzung in den kommenden Tagen nicht gewährleistet", sagt Bax.

In diesen Nachbarorten gibt es Geburtshilfen

Das Klinikum bedauere die Einschränkung für die werdenden Eltern und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten sehr, bitte jedoch um Verständnis. "Das oberste Ziel ist und bleibt es, die bestmögliche Versorgung für die Patientinnen sicherzustellen." Zum Wohl der Entbindenden und zum Schutz des Personals habe man sich zu dieser Maßnahme entschlossen. Betroffen sind sowohl geplante Geburten als auch spontane Geburten.

Ursache für den Engpass sind neben der angespannten Stellensituation diesmal Krankheitsfälle: "Wir haben in den letzten Tagen mehrfach abgewogen, was wir tun", erklärt Pflegedienstleiter Bastian Flohr: "Aber wir kommen um diesen schmerzhaften Schritt nicht herum, denn wir wollen für niemanden ein Risiko eingehen." Man habe bereits zwei Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, in ein anderes Krankenhaus verlegt.

Werdende Mütter müssen sich nun andere Geburtsstationen suchen. Geburtsstationen gibt es unter anderem im Herforder Mathilden Hospital, im Bad Oeynhausener Krankenhaus, in Minden sowie in den drei Bielefelder Krankenhäusern.

Im Mathilden Hospital gibt es derzeit ausreichend Hebammen, wie die Geschäftsleitung bestätigt. Man habe derzeit zwar gut zu tun in der Geburtshilfe, könne aber in den nächsten fünf Tagen sicherlich auch zusätzliche Frauen aufnehmen.

Ähnlich sieht es in Bielefeld aus: "Wir haben noch Kapazitäten zurzeit", sagt Werner Bader, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Städtischen Klinikum Bielefeld. 2019 sei ein etwas ruhigeres Jahr und die Auslastung nicht so extrem wie im vergangenen Jahr.

Viele Geburten im vergangenen Jahr

2018 war ein äußerst geburtenreiches Jahr für die Kliniken in Herford und auch in ganz OWL. Im Klinikum Herford gab es 1.505 Entbindungen. Fünf Jahre zuvor waren es noch rund 1.200. Damit hat der Klinikum Herford eine der größten Geburtsstationen in OWL. Im Mathilden Hospital kamen 2018 immerhin 717 Kinder zur Welt, 2013 waren es noch 537.

Die Problematik des Hebammenmangels kennt auch Werner Bader. "Vor allem wenn jemand langfristig ausfällt, etwa wenn Hebammen selbst Mutter werden." Es gebe auf dem freien Markt praktisch keine Hebammen, die man in solchen Fällenengagieren könne. "Das müssen wir Häuser dann intern lösen." Falle dann in einem Team noch eine zweite Kraft aus, werde es schwierig.

Das Städtische Klinikum Bielefeld hat bislang seine Geburtshilfe noch nie von der Versorgung abmelden müssen. Doch Bader weiß, dass dieses Phänomen theoretisch jedes Krankenhaus treffen kann. "Und ich denke, das wird in den nächsten Jahren auch hier und da passieren." Bislang hätten die Klinken untereinander nur dann um Unterstützung gebeten, wenn die Geburtshilfen überfüllt waren.

Öffentliche Diskussion kostet Berufsnachwuchs

Constanze Banz-Jansen, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Evangelischen Klinikum Bethel, hat ebenfalls noch Kapazitäten und ausreichend Hebammen auf ihrer Geburtsstation. "Die werdenden Mütter können gern zu uns kommen", sagt sie. Den allgemeinen Hebammenmangel führt sie auf die jahrelange Diskussion um die hohen Versicherungsprämien für freiberufliche Hebammen zurück. "Dabei ist leider zu kurz gekommen, dass angestellte Hebammen automatisch über die Krankenhäuser versichert sind." Die Diskussionen hätten dazu geführt, dass immer weniger junge Frauen den Beruf der Hebamme anstreben. "Das war vor zehn Jahren noch ganz anders, da war dieser Beruf sehr beliebt."


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