Personalmarketing und Recruiting der Uniklinik Freiburg

Das Universitätsklinikum Freiburg setzt bei Personalmarketing und Nachwuchsgewinnung stark auf Online-Kanäle, Social Media und Kurz-Videos. Wichtig sei der Mix aus Imagekampagnen für einzelne Berufsgruppen und konkreten Stellenanzeigen, sagt Jasmin Lay im Interview. Sie leitet die Stabsstelle Personalentwicklung an der Uniklinik. 

Recruitung-Aufwand abhängig von Position

Wie leicht fällt es dem Universitätsklinikum Freiburg, offene Stellen zu besetzen?

Jasmin Lay: Das ist abhängig von der Position, die wir besetzen wollen. Im kaufmännisch-verwaltungstechnischen Bereich fällt es leichter als in anderen. Beim Pflegepersonal ist der Markt hart umkämpft, weil es einfach zu wenige Pflegefachkräfte in Deutschland gibt. Im branchenweiten Vergleich stehen wir aber sehr gut da, nicht zuletzt, weil wir eine sehr attraktive Arbeitsumgebung bieten können. Auch der Wettbewerb mit der Schweiz hat ein wenig nachgelassen, der für uns aufgrund der dort gezahlten höheren Löhne herausfordernd war. Allerdings ist das Berufsbild dort anders zugeschnitten und viele empfinden das Modell hierzulande als wesentlich attraktiver. Das führt mittlerweile dazu, dass einige wieder zurück nach Deutschland kommen. Für diese sind wir ein interessanter Arbeitgeber.

Online steht beim Personalmarketing an erster Stelle. Wir machen Instagram-Stories, veröffentlichen Recruiting-Videos, schalten Online-Anzeigen. Social Media spielen eine große Rolle.

Jasmin Lay, Stabsstellenleiterin Personalentwicklung, Uniklinikum Freiburg

Wie aufwendig ist das Recruiting?

Jasmin Lay: Wir nutzen die unterschiedlichsten Kanäle mit verschiedenen Kampagnen. Dabei steht Online an erster Stelle. Wir machen Instagram-Stories, veröffentlichen Recruiting-Videos, in denen wir Tätigkeitsbereiche vorstellen und schalten Online-Anzeigen. Social Media spielen eine große Rolle. Natürlich setzen wir für bestimmte Positionen auch auf Printanzeigen, aber insgesamt hat Online in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Wir schalten nicht nur klassische Stellenanzeigen, sondern auch immer wieder Imagekampagnen für einzelne Berufsgruppen. Im Moment zum Beispiel läuft eine Kampagne für Intensivpflegefachkräfte. Anlass ist die deutlich erhöhte Vergütung für diese Berufsgruppe im neu verhandelten Tarifvertrag für die vier Universitätsklinika in Baden-Württemberg. Wir nutzen solche Anlässe immer wieder für unterschiedliche Imagekampagnen. In Summe haben wir solche Aktionen und Aktivitäten erhöht, gerade für die nicht-medizinischen und -pflegerischen Berufsgruppen, zum Beispiel für Medizinisch-technische Radiologieassistenten, Reinigungskräfte, Architekten, aber auch Handwerker.

Innovatives Personalmarketing mit Superhelden

Aufsehenerregend war Ihre Personalmarketing-Kampagne für Pflegekräfte im vergangenen Jahr. Sie haben Außenwerbung im Stil von Kinoplakaten für Superheldenfilme geschaltet, die Kampagne hat auch Preise gewonnen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis? 

Jasmin Lay: Sehr zufrieden. Das war eine innovative, in der Form auch für uns neue Art des Recruitings. Sie hat auch über die Region Südbaden hinaus viel Aufmerksamkeit erregt. Wir haben bewusst mit Beschäftigten als Models für die Kampagne gearbeitet. Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, aber auch als Anerkennung für unsere  MitarbeiterInnen. Wir wollen unsere Beschäftigten zu Botschaftern unserer Arbeitgebermarke machen, die auch in ihrem privaten Umfeld ihren Arbeitgeber positiv vertreten. Darauf basiert auch unser „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Programm, das wir vor einigen Jahren etabliert haben. Wer eine neue Mitarbeiterin, einen neuen Mitarbeiter wirbt, wird dafür nach Abschluss des Arbeitsvertrags finanziell belohnt. Das ist sehr erfolgreich für bestimmte Bereiche, im vergangenen Jahr haben wir so rund 150 Stellen besetzen können. Die Erfahrung zeigt zudem, dass Menschen, die von Freunden für uns geworben wurden, deutlich länger bei uns bleiben als andere.   

Unser "Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter"-Programm hat sich bewährt und liefert spürbare Erfolge.

Jasmin Lay, Stabsstellenleiterin Personalentwicklung, Uniklinikum Freiburg

Vieles ist im Öffentlichen Dienst übergreifend geregelt (Entgelttarife, Arbeitszeitregelungen etc.) Welche Rolle spielt die Arbeitgebermarke für die Attraktivität bei Bewerbern? Wie differenzieren Sie sich von anderen Arbeitgebern im Gesundheitswesen?

Jasmin Lay: Als Universitätsklinikum sind wir ein Krankenhaus der Maximalversorgung, und als solches bieten wir alle Tätigkeitsfelder an. Das allein unterscheidet uns von anderen Krankenhäusern und macht uns bei ÄrztInnen und Pflegefachkräften attraktiv. Denn damit eröffnen wir den MitarbeiterInnen sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierewege. Allein im Bereich Fortbildung und Weiterbildung können die Beschäftigten aus über 1.000 Angeboten im Jahr wählen. Die Weiterqualifizierung etwa im Pflegebereich eröffnet Beschäftigten ohne Hochschulzugangsberechtigung die Möglichkeit, eben diese zu erreichen und dann ein Studium aufzunehmen. Zudem bieten wir Coachings und Supervisionen an. Das alles hausintern. Aber auch, wer keine klassische Karriere anstrebt und sich „nur“ fachlich weiterentwickeln möchte, kann aus einer Vielzahl von Schulungs- und Fortbildungsangeboten wählen. Diese Fülle zeichnet uns aus und unterscheidet uns von anderen Krankenhäusern.

Differenzierung über Benefits hilft beim Recruiting

Kinderbetreuung in der eigenen Kita gerade auch in den Randzeiten (sie hat von 6:15 bis 18 Uhr geöffnet) und wo immer möglich flexible und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen helfen uns auch, uns zu differenzieren, genauso wie die Möglichkeit, Arbeitszeitkonten zu führen und damit ein Sabbatical „anzusparen“.     

Wie steht es um die Attraktivität der Uniklinik für nicht-medizinisch/ pflegerische MitarbeiterInnen? Ich denke an IT-Fachkräfte, JuristInnen, aber auch HandwerkerInnen zum Beispiel.

Jasmin Lay: Die genannten Berufsgruppen sind eine Herausforderung für uns. Schon allein, weil viele gar nicht wissen, wie viele Handwerksberufe wir beispielsweise beschäftigen. Wir haben eine eigene Gärtnerei, einen Maler- und Lackier-Betrieb, eine Näherei … Das ist in der Breite gar nicht bekannt, ebenso wenig, dass wir in diesen Berufen auch ausbilden. Auf Berufsstart-Messen und ähnlichen Events ernten wir bei SchülerInnen immer wieder Staunen, wenn wir davon erzählen. Tatsächlich ist der Erklär- und Aufklärungsaufwand hier höher als bei medizinischen, pflegerischen oder auch bürokaufmännischen Berufen.

Und ja, wir stehen gerade bei IT-Fachleuten, JuristInnen oder BWL-AbsolventInnen im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft. Doch gerade die Digitalisierung unserer Prozesse, der Diagnostik etc. macht uns für IT-Fachleute zu einem spannenden Arbeitgeber. Wir sind als Universitätsklinik hier sehr innovativ und Vorreiter. Das sind spannende Projekte, die uns auch beim Personalmarketing und dem Recruiting in dieser Berufsgruppe helfen.

Gerade die Digitalisierung unserer Prozesse, der Diagnostik etc. macht uns für IT-Fachleute zu einem spannenden Arbeitgeber.
Jasmin Lay, Stabsstellenleiterin Personalentwicklung, Uniklinikum Freiburg

IT, Jura, BWL – das sind gefragte Fachkräfte in Unternehmen und meistens gut bezahlte Arbeitsstellen? Können Sie da finanziell mithalten?

Jasmin Lay: Sicher, auf den ersten Blick mag die Vergütung im öffentlichen Dienst unter der in freien Unternehmen liegen. Aber zum einen ist die Vergütung für solche SpezialistInnen bei uns nicht schlecht. Und zum anderen kommt ein wichtiger Punkt dazu: die Arbeitsplatzsicherheit. Das ist ein Argument, das für viele Menschen wichtig ist. Wir haben es gerade jetzt in den vergangenen Monaten mit Corona gesehen. Der Sicherheitsaspekt, den der öffentliche Dienst bietet, ist gerade im Bereich innovativer Digitalisierungsprojekte eher selten und zieht agile und kreative Köpfe an.